„Sozialismus oder Barbarei“

Die etwas andere Feier zum Tag der Einheit

taz: Herr Reinking, morgen ist der 60. Jahrestag der deutschen Republik. 1949 - 2009. Ist das für Sie ein Grund zu feiern?

Ulrich Reineking: Aus jedem Fehler kann man lernen und sich freuen. Privat will ich nicht feiern, denn ich hatte geplant, die Nachfolge von Karl Eduard Schnitzler im DDR-Fernsehen anzutreten. Mit mir als Moderator wäre die DDR ein besserer deutscher Staat gewesen.

Wie würde die Party denn aussehen, wenn wir den 60. Jahrestag der DDR feiern würden?

Ich hätte Gestaltungsideen, die das Weser-Stadion füllen würden. Aber auch bei unserer kleinen Feier besteht ein Zugangsverbot für Mitglieder des ADAC. Als Nichtkraftfahrer bin ich dafür, dass die Leute mit dem Fahrrad kommen.

Hätte es vor 60 Jahren auch anders kommen können?

Diese Frage ist ein lebenslanger Forschungsprozess. Wir tun heute Abend zumindest so als ob. Egon Krenz wird auftreten und Dr. Angela Merkel als seine Wissenschaftsministerin.

Sind die Zeiten für so viel Ostalgie nicht langsam vorbei?

Wir haben doch nur die Wahl zwischen Sozialismus und Barbarei. Ulrike Meinhof hat gesagt: „Wir können sie nicht dazu zwingen, die Wahrheit zu sagen. Aber wir können sie zwingen, immer unverschämter zu lügen.“ Daran arbeite ich schon seit 50 Jahren. INTERVIEW: CHRISTOPH PAGEL

Kabarett der Literarischen Gewalttätigkeiten, 19.30 Uhr, Sportklause, Vegesacker Straße 84a