Social-Banking-Institut geschlossen: Noa Bank hat zu viel versprochen

Die Finanzaufsicht schließt das alternative Geldinstitut. Dieses wollte zu gut sein: hohe Zinsen, keine Spekulation, viel Transparenz. Jetzt droht Überschuldung.

Firmenzeichen der Noa Bank: gut gemeint, pleite gegangen. Bild: dpa

Das hatten sich die Kunden der Noa Bank anders vorgestellt. Mehr als 290 Millionen Euro haben sie seit der Gründung im November bei der Direktbank angelegt, die Social Banking versprach. Aktuell liegen noch rund 172 Millionen Euro auf den Tages- und Festgeldkonten. Aber seit Donnerstag kommen die Sparer nicht mehr an ihr Geld. Die Bundesaufsicht für das Finanzwesen hat die Bank geschlossen und die Guthaben eingefroren. Ihre Begründung: drohende Überschuldung.

Für die Anleger bedeutet das, dass sie auf ihr Erspartes warten müssen - und möglicherweise bekommen sie nur einen Teil zurück. Denn die Noa Bank gehört zwar der gesetzlichen Einlagensicherung, nicht aber der der privaten Banken an. Sparguthaben sind deshalb nur bis zu einer Höhe von 50.000 Euro garantiert. Und auch dieses Geld gibt es erst, wenn die Bafin den sogenannten Entschädigungsfall festgestellt hat - frühestens in sechs Wochen.

Noa-Gründer François Jozic zeigte sich in seinem Blog auf der Internetseite der Bank (www.anderebank.de) verbittert. "Die großen Banken und das Establishment" hätten Druck auf die Finanzautoritäten ausgeübt, schreibt er. Er habe versucht, das Finanzsystem zu ändern, sei aber gescheitert. Viele Branchenexperten wundert das Aus für die alternative Bank allerdings nicht. Schon im Februar hatte beispielsweise Öko-Test gewarnt: "Interessierte sollten sich gut überlegen, ob und wie die Noa Bank die versprochenen Zinsen dauerhaft erwirtschaften kann."

Tatsächlich klang es zu gut, um wahr zu sein, als Jozic die Noa Bank noch in der Krise gründete - als Angebot an alle, die eine Alternative zu den etablierten Banken suchten. Hier gab es nur Girokonten, Fest- und Tagesgeld auf der einen und Kredite auf der anderen Seite. Keine Fonds, Zertifikate oder Aktien, also keine Spekulation. Das Girokonto war umsonst, ebenso das Geldabheben in allen Euroländern, für Spareinlagen gab es hohe Zinsen: "Wir wollen immer zu den zehn besten Tagesgeldangeboten gehören", sagte Jozic damals. Über die Geldanlagen sollten die Kunden selbst entscheiden können. Zur Wahl standen "Nähe", "Planet", "Leben" und "Kultur": regionale Wirtschaftsförderung, erneuerbare Energien und Biolandwirtschaft, Krankenhäuser sowie Unterstützung für Künstler. Allerdings bemängelten Anleger bald, dass die Noa Bank begann, auch Unternehmen wie Lufthansa, Sixt und Porsche zu finanzieren, indem sie deren Anleihen kaufte.

Das Konzept ging nicht auf. Während die Bank fleißig Geld einsammelte, vergab sie kaum Kredite. Gerade mal 60 Millionen Euro wurden abgefragt, davon fast die Hälfte von der eigenen Tochter Quorum, einem ebenfalls von Jozic gegründeten Factoring-Unternehmen, das am Mittwoch Insolvenz anmeldete. Entsprechend konnte sie die Zinsen für die Spareinlagen nicht finanzieren, der Tagesgeldsatz fiel seit März von 2,2 auf zuletzt 0,75 Prozent.

Die Bafin griff nun ein, weil die Bank nur noch eine Eigenkapitalquote von 3,2 Prozent hatte - zur Absicherung der vergebenen Kredite sind als Untergrenze 8 Prozent gefordert.

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