DIE DREI FRAGEZEICHEN
: „Nicht noch mal ‚Occupy‘ “

WIESO? Mit der Aktion „Occupy Fernsehgarten“ haben AktivistInnen am Sonntag das ZDF in Angst versetzt – am Ende hatten sich aber alle lieb

taz: Herr Sieveneck, Sie wollten am Sonntag mit gut einem Dutzend Mitstreitern das Studiogelände des „ZDF-Fernsehgartens“ besetzen. Was haben Sie an der Sendung auszusetzen? Jörn Sieveneck: Gar nichts! „Occupy Fernsehgarten“, der Name unserer Aktion auf Facebook, war unschlau gewählt. Ich habe diesen reißerischen Namen nicht selbst ausgesucht, sondern ein Kumpel. Als ich den Titel der Aktion sah, dachte ich mir schon, dass das zu Problemen führen würde. Es war aber nie geplant, irgendetwas zu besetzen oder den Programmablauf der Sendung zu stören. Wir gucken den Fernsehgarten alle seit Jahren und wollten das, was wir sonst im Fernsehen sehen, mal live erleben. Da habe ich irgendwann mal an einem Sonntagmorgen einen Tweet geschrieben und gefragt: Wäre es nicht lustig, dahin zu fahren?

War Ihre Aktion erfolgreich?

In meinen Augen ja. Wir waren 14 Leute, haben mitgefeiert und von vor Ort getwittert, von unseren Mobiltelefonen aus. Es war wirklich ein schönes Treffen. Ich habe einige neue Leute kennengelernt. Auch im Fernsehen wurden wir gezeigt. Plakate oder Transparente hatten wir natürlich nicht dabei. Jeder Einzelne hatte sich auch ganz normal ein Ticket gekauft. Wir sind vielleicht nur aufgefallen, weil wir jünger waren als das übliche Publikum. Übrigens hatte die Sendung die beste Quote seit 2010 – keine Ahnung, ob das was mit unserer Aktion zu tun hatte oder mit dem Thema der Show: Siebziger-Jahre-Schlager.

Meinen Sie nicht, dass sich die politische Protestbewegung „Occupy“ durch diese Aktion verhöhnt fühlen könnte?

Ich weiß nicht, ob sich da irgendjemand auf den Schlips getreten fühlt. Ich hoffe nicht. Wie gesagt, der Name war schlecht gewählt. Während des Treffens am Sonntag kam die Idee auf, einmal beim „Traumschiff“ mitzufahren. Das wäre lustig, aber dann würden wir auf keinen Fall noch einmal den Namen „Occupy“ benutzen. Was wir gemacht haben, ist ja keine politische Aktion.

INTERVIEW: JANNIS HAGMANN

■ Jörn Sieveneck, 32, beschäftigt sich beruflich mit sozialen Meden und hatte die Idee für die Aktion „Occupy Fernsehgarten“