Unterhändler in heikler Mission

John Smith – Männer mit diesem Namen trifft man in den USA an jeder Straßenecke. John Smith, das steht für den amerikanischen Durchschnittsbürger. In Deutschland aber kennt man derzeit nur einen John Smith. Dieser Mann heißt eigentlich John F. Smith jr. und ist Chefunterhändler des US-Automagnaten General Motors. Dieser John Smith ist es, der über das Schicksal tausender Opelaner entscheidet. Und dieser John Smith war es auch, der seit Wochen auf eine Entscheidung im Falle Opel warten ließ. Hierzulande steht sein Name für General Motors – und damit vor allem für einen unberechenbaren Verhandlungspartner.

Wie kompliziert diese Verhandlungen zu sein scheinen, davon zeugt Smith’ Blog „Car Conversations“, auf dem sich der 71-Jährige mitteilungsbedürftiger gibt, als er in Deutschland derzeit eingeschätzt wird. Der letzte Eintrag stammt allerdings vom 14. August: „Heute haben die Medien berichtet, dass Magna und General Motors sich im Falle Opel geeinigt haben. Dies ist ausdrücklich nicht der Fall.“ Gestern kam dann doch die Entscheidung für Magna. Seit 1961 arbeitet Smith bereits für GM. Als das Unternehmen Ende der Achtzigerjahre erheblich an Marktanteilen einbüßte und allein im nordamerikanischen Autogeschäft etwa 10 Milliarden Dollar verlor, berief man Smith zum Geschäftsführer.

Seit seinen Zeiten in Zürich als Vizepräsident von GM-Europa in den frühen Neunzigerjahren kennt der in Massachussets geborene Smith auch den Opel gut: In den 90er-Jahren vermittelte er zwischen GM und den europäischen Tochterfirmen, seit 2005 ist er für die weltweite Produktplanung von GM zuständig. So weiß John Smith, wie wichtig Opel für den Mutterkonzern ist – und wie viel von der Entscheidung für Opel abhängt.

ANNA MAUERSBERGER