Atomausstieg allein treibt Preis nicht hoch

ENERGIEWENDE Sozialverbände ärgern sich über unsachliche Strompreisdebatte

BERLIN taz | Ein großer Teil der höheren Strompreise ist nicht auf die Förderung erneuerbarer Energien zurückzuführen. Das schreibt der energiepolitische Sprecher der Unionsfraktion, Josef Göppel, an Fraktionskollegen. Medienberichte hatten in der vergangenen Woche den hohen Strompreis für Privatpersonen problematisiert, führten Hochrechnungen an, nach denen mehr als einer halben Million Haushalten 2010 der Strom zwangsweise abgeschalten worden war. „Bei der Debatte über Strompreiserhöhungen lohnt es sich, einen Blick auf die Entwicklung der letzten zwölf Jahre zu werfen“, schrieb Göppel an seine Parteikollegen.

Neben dem konservativen Politiker meldeten sich auch Sozial- und Wirtschaftsverbände zu Wort. Der paritätische Wohlfahrtsverband beklagte die Situation für prekäre Familien, wollte sich aber einer Spekulation über die Gründe enthalten. Der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Ulrich Schneider, kündigte gegenüber der taz Vorschläge an, wie sozial Schwache von höheren Energiekosten entlastet werden können. In den vergangenen Wochen kursierten Zahlen über immer mehr Haushalte, die wegen der Energiewende ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen können. Nach taz-Recherchen ist dies nicht zutreffend: So gab etwa der Netzbetreiber in Berlin, Vattenfall, an, die Zahl der Stromabschaltungen sei in den letzten Jahren konstant. Der Bundesverband der Energieverbraucher monierte, es gebe überhaupt keine verlässlichen Zahlen dazu.

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