Schiiten als Opfer

IRAK Bei koordinierten Anschlägen auf schiitische Pilger werden Dutzende von Menschen getötet

BAGDAD dapd | Bei einem der tödlichsten Anschläge seit dem US-Truppenabzug vor einem halben Jahr sind im Irak mindestens 84 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 200 verletzt worden. Die offenbar koordinierten Autobombenanschläge am Mittwoch waren die dritte Anschlagsserie gegen Schiiten in dieser Woche. Niemand bekannte sich zunächst zu den Taten. Als Täter vermutet werden sunnitische Aufständische, die wiederholt Anschläge auf Schiiten im Irak verübt haben.

Ziel von 14 der 16 Explosionen waren schiitische Pilger, die auf dem Weg zum Grabmal des schiitischen Imams Mussa al-Kadhim aus dem 8. Jahrhundert waren. Er gehört zu den zwölf wichtigsten Heiligen der Schiiten und ist in einem Schrein in Bagdad beigesetzt. Zwei Autobomben gingen vor Büros politischer Parteien mit Verbindungen zur kurdischen Minderheit im Irak hoch. Die Behörden hatten vor der Pilgerreise die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, unter anderem wurde der mehrheitlich von Sunniten bewohnte Bagdader Stadtteil Asamija in der Nähe des Schreins gesperrt.

Die Welle der Gewalt im Irak ist seit den Unruhejahren 2006 und 2007 drastisch abgeflaut, als der ethnisch-religiöse Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten in einen Bürgerkrieg abzugleiten drohte. Doch seit dem Abzug der US-Truppen Mitte Dezember haben die Spannungen wieder deutlich zugenommen.

Dem schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki wird der Aufbau eines Machtmonopols vorgeworfen. Die Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten erreichten einen neuen Höhepunkt, als Vizepräsident Tarik al-Haschemi, der Sunnit mit dem höchsten Amt in Iraks Führung, beschuldigt wurde, Todesschwadronen zu beschäftigen. Die Regierung führt eine Prozess in Abwesenheit gegen den flüchtigen Vizepräsidenten, womit sie Kritik auf sich zog.