Applaus für den Kandidaten der anderen

LINKE Der neue Bundesvorsitzende wird vom Berliner Landesverband freundlich empfangen. Einzelne Mitglieder fordern, die Flügelkämpfe zu beenden. Katina Schubert wird neue Landesgeschäftsführerin

Landeschef Lederer lobt einen neuen Blog der Partei als „wichtiges kulturelles und inhaltliches Signal“

Der neue Bundesvorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, ist bei seinem Besuch auf dem Landesparteitag der Berliner Linken überraschend freundlich begrüßt worden. Für seine Rede erhielt Riexinger lauten Applaus. In der folgenden „Generaldebatte zur Lage der Partei“ dominierte dann wieder Frust über die anhaltende Selbstzerfleischung der tief gespaltenen Partei.

Es war Riexingers erster Besuch eines ostdeutschen Landesverbands nach seiner Wahl zum Bundesvorsitzenden. „Ich bin wirklich sehr gerne hier“, sagte er vor rund 140 Delegierten und rief dazu auf, zur politischen Sacharbeit zurückzukehren. „Die Partei muss dringend wieder politikfähig sein.“ Debatten um Personen und um Ost und West müssten aufhören. Übernächste Woche werde er sich mit allen Vorsitzenden der Ost-Landesverbände der Linkspartei treffen.

Der 56-Jährige hatte sich vor einer Woche in einer Kampfkandidatur knapp gegen den ostdeutschen Reformer Dietmar Bartsch durchgesetzt. Riexinger gilt als Vertrauter von Oskar Lafontaine, der durch seine später zurückgezogene Kandidatur für den Bundesvorsitz die Linken fast gespalten hatte. Die ostdeutschen Landesverbände hatten alle die Bewerbung von Bartsch unterstützt.

Der Berliner Landesvorsitzende Klaus Lederer stärkte dem neuen Führungsduo aus Riexinger und der Dresdnerin Katja Kipping den Rücken. Trotz Bartschs Niederlage sei er mit einem „guten Grundgefühl“ aus Göttingen abgereist, erklärte Lederer. So sei etwa der Internet-Blog zu loben, den die neue Parteiführung als erste Maßnahme für mehr Basis-Beteiligung gestartet habe. „Das ist ein wichtiges inhaltliches und kulturelles Signal.“

Andere waren weniger zufrieden. Die frühere Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner verlangte konkrete Vorschläge, wie die Flügel- und Lagerkämpfe überwunden werden könnten. Eine andere Genossin forderte von der Parteispitze eine Entschuldigung für das desaströse Auftreten der Linken in Göttingen. So schlimm wie im Moment sei die Atmosphäre bei den Genossen noch nie gewesen, rügte sie.

Am Ende des Landesparteitags gab es dann noch einen Moment relativer Einigkeit: Mit einer Mehrheit von 71,1 Prozent wurde Katina Schubert zur neuen Landesgeschäftsführerin der Berliner Linken gewählt. Sie folgt auf Carsten Schatz, der sein Amt nach zehn Jahren aufgegeben hat. (dpa)