KOMMENTAR: KLAUS WOLSCHNER ÜBER DIE BREMER PIRATEN
: Die Laptop-Verwalter

Das Missverhältnis zwischen medialer Aufmerksamkeit und realer Politik ist derzeit wohl nur bei der FDP so groß wie bei den Piraten, aber aus unterschiedlichen Gründen.

Bei der FDP geht es darum, dass eine lange politische Tradition einfach am Ungeschick einiger Politiker zugrunde zu gehen scheint, jedenfalls in ihrer institutionalisierten Form als Partei. Bei den Piraten ist das Phänomen zu beobachten, dass eine politische Truppe über die Medienresonanz als Zeichen für Innovation und die Zukunft der politischen Kultur erscheint, deren Charme kaum für eine Konkurrenz zum Beamtenbund reichen würde.

Medien stürzen sich auf Neues – zumal die Grünen wie auch die Linkspartei sehr schnell Partei-Bürokratien aufgebaut haben und ihre Politik genauso personalisiert und schablonenhaft inszenieren wie die alten etablierten Parteien. Pirat klingt frech, frisch und hoffnungsvoll. Was die Piraten insbesondere als so charmant erscheinen lässt, ist ihr Anspruch, die Kultur des Internet-Zeitalters zu repräsentieren, also einen neuen Politikstil, eine Netz-Demokratie, möglicherweise einen neuen Liberalismus, der nicht in vergangenen Jahrhunderten verwurzelt ist, sondern im 21. Jahrhundert. Ein routinierter Umgang mit dem Laptop reicht dafür aber nicht.