Alles wieder auf alt

Beim Berliner Privatradio Hundert,6 erzwingt die Aufsichtsbehörde eine Rücknahme der Umstrukturierung

Was nach einer gütlichen Einigung klingt, hat die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) am Mittwoch auf Trab gehalten. Die für 14 Uhr angekündigte Pressemitteilung zur Zukunft des insolventen Privatradios Hundert,6 ließ „wegen neuer Entwicklungen“ auf sich warten. Um Punkt 21 Uhr schließlich meldete dpa: „Medienanstalt: Umstrukturierung bei Radio Hundert,6 wieder ändern“. Offensichtlich konnten die Medienwächter den Hundert,6-Geschäftsführer Thomas Thimme, der am 18. April über Nacht etwa 30 Mitarbeiter vom Sendebetrieb aussperrte, umstimmen. Thimme hatte wohl keine andere Wahl. Hätte er nicht zugestimmt, wäre die Umstrukturierung vom MABB-Medienrat wahrscheinlich widerrufen worden, womöglich hätte Thimme die Lizenz verloren. Auf jeden Fall aber hätte er passiv ertragen müssen, was er jetzt laut Pressemitteilung aktiv verantwortet: „Herr Thimme hat für Medialog angekündigt, die Sendeerlaubnis wieder an die Radio Hundert,6 Medien GmbH zurückzuübertragen.“

Im März hatte der Medienrat einer Lizenzübertragung von der insolventen „Hundert,6 Medien GmbH“ auf eine weitere Thimme-Firma, „medialog GmbH“, zugestimmt. Daraufhin war Thimme mit einer Hand voll Mitarbeiter ohne Ankündigung in ein provisorisches Studio an der Potsdamer Straße umgezogen, von wo aus er derzeit in selbst gewählter Notbesetzung sendet. Thimme hatte sich allerdings dazu verpflichtet, das Programm gemäß den „alten“ Lizenzvorgaben als „informationsorientiertes Vollprogramm mit hohem Berlin-Bezug“ (MABB) fortzuführen. Davon kann allerdings laut MABB-Pressemitteilung keine Rede sein: „Ein Programm mit dem in der Sendeerlaubnis verankerten Anspruch von Hundert,6 kann nicht ohne einen entsprechenden Personaleinsatz veranstaltet werden.“ Das nötige Personal sitzt in der alten Redaktion und wartet – allerdings nicht auf Thomas Thimme. „Wir rechnen nicht damit, dass der Insolvenzverwalter einen Geschäftsführer einsetzt, der unseriös arbeitet“, sagte Betriebsrätin Margit Ehrlich der taz. Auch die MABB verweist auf den Insolvenzverwalter Udo Feser. Er sei „jetzt am Ball“, müsse eine praktikable Lösung finden, sagte Pressesprecherin Susanne Grams. Wie diese aussehen wird, bleibt allerdings vorläufig im Dunkeln: Weder Feser noch Thimme waren für eine Stellungnahme zu erreichen.

DAVID DENK