Für den Staatsschutz Tisch Nr. 3

Betr.: „Geschichte wird gemacht“, taz nord, 10.5.2005

Die Art und Weise, wie in dem Artikel über den Widerstand im Hafen und im Schanzenviertel geschrieben wird, macht mich nachdenklich. Sind die alten und neuen Widerständler nur Phantasten, Halbkrimminelle und Spinner? Wohin hat der Schreiber sein Bier oder seinen Jogitee geschüttet? Kommt er im schicken Zwirn daher? Wollte er die ehemaligen und aktiven Gegner des Geldsystems lächerlich machen und so den Widerstand? Was ist aus der taz geworden? Das letzte Pressebollwerk gegen die Macht des Geldes? Oder muss sich auch die taz vor der Macht des Mammons beugen? Wo kommt man nicht ran? Die Treffen in meinem Lokal sind öffentlich. Da sind dann sogar auch normalsterbliche Rotwein- und Bierschütter im selben Raum, die keinen Widerstand leisten. Für den Staatsschutz ist Tisch „Nr. 3“ reserviert. Wenn unsere bezahlten Volksvertreter so gewissenhaft arbeiten würden wie die ehrenamtlichen Vertreter des Volkes, dann bräuchte es den berechtigten Widerstand gegen die Übermacht des Geldes nicht zu geben. Mir gibt es zu viele, die andere gegen die Wand drücken, und viel zu viele, die erdrückt werden. Ich fände es angebracht, wenn sich die taz mehr und genauer über die Nöte und Ängste der Menschen in den umliegenden Vierteln kundig machen würde. Darüber könnte sie dann objektiv schreiben. Ich stehe gerne zur Verfügung. Ich darf sprechen. Ich unterstehe keiner „Kommandozentrale“. STEPHAN WATRIN, Galerielokal Senator Watrin, Hamburg