Giovanni, Freund der Frauen

GESCHLECHTER Auch „Zeit“-Chefredakteur di Lorenzo ist nun pro Quote. Insgesamt fällt die bisherige Resonanz auf die Kampagne für mehr Chefinnen in den Medien erwartbar aus

Die „Zeit“ sieht sich – wie fast alle Blätter, die sich bislang chefredaktionell zur Kampagne geäußert haben – schon jetzt auf einem guten Weg über dem Durchschnitt

VON STEFFEN GRIMBERG

„Fürchtet Euch nicht: Frauen sind gute Chefs. Den Männern aus patriarchalisch-reaktionären Konkurrenzblättern rufe ich zu: ‚Lasst die Frauen über euch herrschen. Ihr werdet es nicht bereuen!‘“, schreibt Maxim Leo in der Frankfurter Rundschau. Die regiert zwar immer noch ein Chefredakteur, doch Uwe Vorkötter hat in seiner Chefredaktion so viele KollegInnen, dass ihm nie langweilig wird. Aber mal ehrlich: Von der FR und ihrer Schwester, der Berliner Zeitung, hätten wir auch nichts anderes erwartet.

Überhaupt fällt die bisherige Resonanz auf die seit Montag laufende Kampagne „Pro Quote – mehr Frauen an die Spitze“ recht erwartbar aus: Peter Matthias Gaede, ganz Gentleman von Geo, schreibt den Pro-Quote-Frauen, „Geo muss Ihnen keine Sorgen machen“, weil es fast nur leitende Redakteurinnen gibt (wenn auch – leider? – noch nicht in der Chefredaktion). Dass sich Spiegel-Chef Georg Mascolo mit einem entschiedenen „vielleicht, aber eher mal schwierig“ aus der Affäre stahl, hat schon die Kriegsreporterin aufgespießt (taz vom Mittwoch). Und seit diesem Donnerstag ist auch den Zeit-Lesern klar, dass es in ihrem Leib- und Magenblatt nicht mehr länger so weitergeht. „Merkwürdig, wie homogen und hermetisch Redaktionen oft noch sind“, wundert sich Giovanni di Lorenzo im Leitartikel der aktuellen Ausgabe – und bekennt, bislang Gegner von Quotierungen aller Art gewesen zu sein. Doch der „Konfrontation mit einer Realität, der wir glaubwürdig nichts entgegenhalten können“, lässt sich nicht länger ausweichen, schreibt der Zeit-Chef. Und so ist „eben doch die Zeit für eine Quote gekommen“. Auch in der Zeit. Die sich – wie fast alle Blätter, die sich bislang chefredaktionell zur Kampagne geäußert haben – schon jetzt auf einem guten Weg über dem Durchschnitt sieht.

Interessant sind dabei die Untertöne aus den Regionen, auch wenn sich hier bislang eher wenige Chefredakteure von Regionalzeitungen gemeldet haben. Helge Matthiesen vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag dankt für den „freundlichen Hinweis auf den Mangel an weiblichen Führungskräften in den Redaktionen. Ich nehme Ihre Idee gerne auf, sofern denn in den kommenden Jahren Positionen hier im Hause frei werden. Es würde mich sehr freuen, wenn ich dann zahlreiche Bewerbungen von den Unterzeichnerinnen bekomme, die ich eher in Berlin, Hamburg oder München vermute, die ich gerne für Aufgaben in Schleswig, Eutin, Niebüll, Husum oder Flensburg gewinnen würde.“ Und sein Chefkollege bei der zum WAZ-Konzern gehörenden Hagener Westfalenpost, Stefan Hans Kläsener, schreibt, „allein die Liste der Unterzeichnerinnen ist ein stolzes Signal. Und sie wird, allemal in den kommenden fünf Jahren, auch länger werden und respektable Funktionen aufführen. Das ist so sicher wie das Gesetz der Schwerkraft, weil gerade im Lokaljournalismus die Kollegien jünger und weiblicher werden. Ergo auch die Führungskräfte.“

Merkwürdig bleibt: Aus Funk und Fernsehen, wo es schon mehr Frauen in Führungspositionen gibt, tröpfeln die Reaktionen höchst spärlich. Vielleicht liegt es daran, dass gerade ein Kulturradio zu retten ist: Den offenen Brief gegen den Kahlschlag bei WDR 3 (www.die-radioretter.de) haben schon 4.855 UnterzeichnerInnen unterschrieben.

■ www.pro-quote.de