Eine Woche Street View in Deutschland: Entpixler, Bepixler und Eier

Googles Deutschland-Zentrale kann sich auf die Schultern klopfen: Der Start von Street View in Deutschland ist gelungen. Wenn nur nicht all die seltsamen Fehler wären.

Keine Pixel, keine Eier: Google Street View in Essen. Bild: dpa

Nun fliegen sogar Eier - im Essener Stadtteil Bergerhausen wurden mehrere Häuser beworfen. Getroffen wurden ausschließlich Gebäude, die im vor einer Woche von Google gestarteten Kartendienst Street View verpixelt sind. Das Online-Portal "Der Westen" berichtet, die betroffenen Reihenhäuser befänden sich alle in einer Straße; an den Briefkästen der Häuser seien Aufkleber mit dem Schriftzug "Google's cool" (Google ist cool) angebracht worden.

Auch in anderen Orten ist Unzufriedenheit zu vernehmen. Zunächst wurde bekannt, dass so manches Haus aus diversen Perspektiven verpixelt zu sehen war, etwas weiter weg oder aus bestimmten Blickwinkeln jedoch in einer klaren Ansicht. Besonders schön ließ sich das an Googles Münchner Filiale feststellen, die ein offenbar im Hinterhaus wohnender Scherzkeks als verpixelungswürdig gemeldet hatte.

Andere Häuser sollten nicht verpixelt sein, waren es dann aber doch. In Berlin prominent vertreten ist die Parteizentrale der Grünen am Platz vor dem Neuen Tor 1. Das veranlasste den Internet-Experten der Partei, Malte Spitz, zu einem lesenswerten Blog-Eintrag. Im Gebäude arbeiten die Grünen, sonstige Mieter gibt es nicht. "Nein, wir Grüne haben nicht beantragt, dass unsere Bundesgeschäftsstelle verpixelt wird. Wir wollen die Verpixelung unserer Bundesgeschäftsstelle nicht", äußerte Spitz. Das Problem ist - wie in ähnlichen Fällen sind auch hier die Rohdaten gelöscht, abgesegnet von den deutschen Datenschützern.

Google hat ein seltsames Verifikationsverfahren für die Verpixelung angewendet. Zwar wurde ein Verifizierungscode per Post verschickt, um zu überprüfen, wer eine Street View-Unkenntlichmachung möchte. Doch konnte der Code an eine andere Anschrift gehen - etwa den Vermieter. So können Missverständnisse entstehen - und schwupp, wieder ein verpixeltes Haus mehr.

Vielleicht hilft den Grünen ja eines der Anti-Verpixelungsteams, die sich mittlerweile im Netz gesammelt haben. Wer die Verpixelung nicht mag, kann verschiedene Möglichkeiten nutzen. Google bietet seit längerem an, eigene Bilder mit Positionsangaben in den firmeneigenen Fotodienst Panoramio einzustellen und diese Fotos können durchaus Häuser enthalten, die in Street View verpixelt sind, in Panoramio aber nicht. Andere Projekte sammeln verpixelte Häuser auf Facebook oder eigenen Websites. Dagegen wenden sich allerdings ausdrücklich deutsche Datenschützer sowie Mieter und Hausbesitzer.

Solche Probleme haben Googles Pressestelle in Deutschland in den letzten Tagen einige Überstunden eingebracht. Nicht weniger als fünf Pressemitteilungen schickte man seit Montag der vergangenen Woche aus Hamburg in den Rest der Republik heraus. In den Monaten davor bekam man gerade alle zwei, drei Wochen mal etwas von Google Deutschland zu hören.

Das mag auch daran liegen, dass Googles Vorhaben von vielen Politikern in Deutschland erstaunlich zuvor hart kritisiert wurde. Die Antwort des Internetkonzerns sollte ebenfalls entsprechend deutlich ausfallen: Ja, wir können Street View so einführen, dass Privatsphäre gewahrt wird, Häuser verpixelt und Widersprüche beachtet werden.

In einem Blog-Eintrag schrieb Google über die Enttäuschung mancher Nutzer, dass ihr Haus nur verschwommen zu sehen ist: "Leider können wir in all diesen Fällen die unkenntlich gemachten Bilder nicht wieder herstellen, da wir (...) auch das entsprechende Foto-Rohmaterial unwiderbringlich unkenntlich gemacht haben." In einer Pressemitteilung betonte Unternehmenssprecher Kay Oberbeck, dass das "innerhalb von zwei Jahren aufgesetzte System zur Erfassung und Bearbeitung von Anträgen auf Unkenntlichmachung sehr effizient greift".

Philipp Schindler, "Vice President, Nord- & Zentral-Europa von Google" ergänzte erstaunlich nachdenklich, dass neue Technologien "immer neue Chancen, aber auch neue Fragestellungen" eröffneten. "Vor diesem Hintergrund haben wir einen langen Weg der Vorbereitung und harten Arbeit hinter uns, der eine Vielzahl von Gesprächen beinhaltete."

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