Brustkrebs-Screenings: Mit Ultraschall gut vorgesorgt?

Erneut gibt es Streit zur Mammografie-Vorsorge, die zur Früherkennung von Brustkrebs beitragen soll. Unklar ist, ob die Untersuchungen in ihrer jetzigen Form sinnvoll sind.

Brsutkrebs-Screenings: in ihrer jetzigen Form ausreichend oder nur gut, um die Kassen der Ultraschall-Industrie anzukurbeln? Bild: dpa

Berlin dpa/taz | Der Streit über die Brustkrebs-Früherkennung bei Frauen hat ein neues Thema. Diesmal geht es um die Frage, ob es sinnvoll ist, für jüngere Frauen Reihenuntersuchungen mit Ultraschall einzuführen. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (Degum) ist dafür. Sicherlich nicht zuletzt, weil das auch gut für den Umsatz ihrer Mitglieder ist. Vehementer Widerspruch kommt hingegen von der Kooperationsgemeinschaft Mammografie.

Für Reihenuntersuchungen fehlen wissenschaftliche Belege für den Nutzen von Ultraschall als Früherkennung, sagt die Sprecherin Barbara Marnach. Das sagen übrigens auch einige Kritiker von der Mammografie-Reihenuntersuchung.

Mit rund 57.000 Neuerkrankungen und 18.000 Todesfällen pro Jahr ist Brustkrebs die häufigste Krebsart bei Frauen in Deutschland. Eine Reihenuntersuchung mit Röntgengeräten gibt es bisher ab 50 Jahren. Diese Mammografie-Screenings gibt es seit 2009 in ganz Deutschland. Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden regelmäßig alle zwei Jahre über die Meldeämter eingeladen.

Für Frauen, die jünger sind als 50, gibt es bei der Krebsvorsorge beim Gynäkologen heute in der Regel Tastuntersuchungen der Brust. Die Degum hält das für unzureichend. Moderne Ultraschallgeräte könnten die Brust zuverlässig durchscannen, argumentiert Gynäkologe Jens-Uwe Blohmer als Leiter eines Berliner Brustzentrums für die Degum. Die Untersuchung sei frei von Strahlung, verursache keine Schmerzen und dauere nur wenige Minuten.

Die Kassen zahlen diese Untersuchung in der Regel jedoch nicht. Als Selbstzahler werden Patientinnen bei modernsten Geräten, die bisher nur in Kliniken oder Brustzentren stehen, mit rund 150 Euro zur Kasse gebeten. Beim üblichen Ultraschall in einer Praxis seien es 30 bis 40 Euro, berichtete Degenhardt. Er rät allerdings dazu, den Arzt vorher nach seiner Qualifikation für diese Untersuchung zu fragen.

Beim Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg hält Radiologe Stefan Delorme Ultraschall für die Brustkrebs-Früherkennung bei Frauen ab 40 für eine gute Idee. "Medizinisch ist das sinnvoll und wünschenswert", sagte er. "Die Frage ist aber, ob Reihenuntersuchungen logistisch und finanziell machbar sind", ergänzte er. Als unbefangen kann Delorme jedoch nicht eingestuft werden. Er ist der Präsident von Degum.

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