Schauspielerin und Bloggerin

„Es ist ein wunderbares Gefühl, in einer Stadt zu sein, in der Häuser eine Geschichte erzählen, ein ‚eigenes Leben‘ haben“

Ungeachtet einer Ankündigung des iranischen Regimes, die Lage gefangener Oppositioneller zu untersuchen, verschwinden weiter Menschen hinter Gittern. Am Sonntag traf es die beliebte junge Schauspielerin Pegah Ahangarani, wie aus ihrem engsten Freundeskreis bekannt wurde. Die näheren Umstände ihrer Festnahme sind bisher nicht bekannt.

Die 25-jährige Ahangarani, die sich auch mal ohne Kopfbedeckung fotografieren lässt, hatte, wie viele andere auch, gegen die offiziellen Ergebisse der Präsidentschaftswahlen vom 12. Juni protestiert. Sie unterstützte den ehemaligen reformorientierten Präsidenten Mohammed Chatami, der aber seine Kandidatur zugunsten des angeblich unterlegenen Kandidaten Mir Hossein Mussawi zurückzog.

Als Schauspielerin und Bloggerin ist Ahangarani auch in Deutschland bekannt. Bei der Berlinale 2008 spielte sie eine der Hauptrollen in dem Film „3 Frauen“ (Regie: Manijeh Hekmat). Drei Generationen – Großmutter, Mutter und Tochter – fühlen sich verloren in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und finden auf unterschiedlichen Wegen zu ihrer Identität.

Für ihre Rolle in dem Film „The Girl in Sneakers“ (Regie: Rasool Sadr-Ameli) gewann sie 1999 den Preis für die beste weibliche Darstellerin auf dem Internationalen Filmfestival für Film und Video für Kinder und junge Erwachsene in Isfahan sowie dem Internationalen Filmfestival in Kairo. Dieser Film erzählt die Geschichte eines jungen Pärchens und ist eine sanfte Satire auf den Alltag im heutigen Iran.

Bei der diesjährigen Berlinale, an der sie als Gast teilnahm, verfasste Ahangarani einen Blog für die Deutsche Welle, der in Deutsch, Englisch und Persisch erschien. Darin schildert sie unter anderem ihre Streifzüge durch die Stadt. Vom alternativen Kulturzentrum Tacheles ist sie begeistert: „Es ist ein wunderbares Gefühl, in einer Stadt zu sein, in der Häuser eine Geschichte erzählen, ein ‚eigenes Leben‘ haben. Leider ist uns im Iran diese Möglichkeit nicht gegeben. Nicht, weil wir von keinem ‚eigenen Leben‘ erzählen könnten, sondern weil uns solche Gebäude fehlen (…). Jeder hat sein Territorium in diesem Haus gefunden und tut, was er will. Mit meinen Freunden habe ich vereinbart, jeden Abend hierherzukommen, sofern das möglich ist.“ BEATE SEEL