Katrin Bettina Müller schaut sich um in den Galerien von Berlin

Der Tod des Autors, die Veränderung des Begriffs der Autorenschaft in der Postmoderne, er ist Ausgangspunkt für Arne Schreibers Wandzeichnung in der Galerie Koal ebenso wie für Noa Gur und ihre kurzen Videoperformances in der Galerie Campagne Première. Beide suchen im Wissen um eine Theorie, in der die Rolle des Künstlers schrumpft, während die der Medien und der Zeichen wächst, nach einfachen und augenfälligen Strategien, diesem Wissen standzuhalten und doch zu einer eigenen Ästhetik zu finden. Für beide wird dabei der eigene Körper zum Instrument, sich selbst als Subjekt ins Spiel zu bringen und doch auch wieder zu entziehen. Noa Gur zitiert im Titel ihrer Ausstellung „Dawn till Dusk“ einen Film, der die Zeit der Verwandlung, der Metamorphose beschwört. Was sie vorführt, ist dann aber nicht die Verwandlung ihrer Person in eine öffentliche Kunstfigur – daran lässt sie zwar denken –, sondern genau dieses vorzuenthalten. Im Video „Burning Bush“ glaubt man zuerst, ein schwarzer Fleck im Bild verberge ihr Gesicht, bis man am Glühen einer Zigarette erkennt, dass man ihr immer noch ins Gesicht starrt – aber es ist mit Ruß so geschwärzt, dass es wie ein Loch im Bild wirkt. Dieses Nicht-sehen-Können des Gesichts ist verblüffend. Bei Arne Schreiber kommt der Körper ins Spiel, insofern jeder der vertikalen und parallelen Marker-Striche, mit denen er zwei Wände der Galerie Koal in flirrende, vibrierende Flächen verwandelt, genau der Reichweite entspricht, über die er eine Linie ziehen kann. Die Zeichnung ist ebenso abstrakt wie konkret, sie lässt sich vom Raum und seinen Begrenzungen ihre Größe ebenso vorgeben wie eben vom Körper des Künstlers und stellt so eigentlich einfach nochmal die Bedingungen vor, unter denen Kunst hier entstanden ist. Und auch wieder verschwinden wird, nach Ausstellungsende.

■ Noa Gur, Dawn till Dusk, Galerie Campagne Première, Chausseestraße 116, Di–Sa 11–18 Uhr, bis 25. Februar

■ Arne Schreiber, Zwei, Galerie Koal, Auguststraße 5a, Di–Fr 12–19 Uhr, Sa 1 1–18 Uhr, bis 18. Februar