WM-Arena mitten in Kreuzberg

Straßenfußballer aus aller Welt reisen im Sommer 2006 nach Berlin. Sie tragen ihre eigene Weltmeisterschaft aus. Ein revolutionäres Stadionprojekt soll Gänsehaut-Stimmung erzeugen

von Christo Förster

Der Mariannenplatz wird zum Hexenkessel. Und das nicht zum 1. Mai, sondern mitten im Juli. Gestern präsentierten Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer (PDS) und Jürgen Griesbeck, Geschäftsführer der Organisation Streetfootballworld, die Pläne für eine weltweit einzigartige Arena in Kreuzberg.

Parallel zur Endphase der Fifa-Weltmeisterschaft 2006 soll in Kreuzberg das erste Straßenfußball-Weltfestival stattfinden. Auf verschiedenen Bolzplätzen des Bezirks und in einem eigens für dieses Event konzipierten Stadion spielen 24 Teams aus der ganzen Welt um die Krone des Straßenfußballs. Der Mariannenplatz wird zentraler Austragungsort. Auf der Fläche vor dem Künstlerhaus Bethanien sollen dann etwa 40 Container eine Arena formen, die rund 2.000 Zuschauern Platz bietet. Griesbeck verspricht schon jetzt eine „sehr intensive Atmosphäre“ und vergleicht die Spielstätte ob der senkrecht aufsteigenden Tribünen mit den großen Stadien Südamerikas. „Wir möchten mit dieser Arena vor allem den urbanen, ursprünglichen Charakter des Fußballs würdigen“, sagt Markus Bader von Raumlabor Berlin, Architekt der unkonventionellen Spielstätte.

Reinauer betont, dass die Zusammenarbeit mit Streetfootballworld, der in Charlottenburg ansässigen internationalen Dachorganisation des Straßenfußballs, sich nicht auf den Sommer 2006 beschränke. Schon jetzt kooperiere man im Rahmen verschiedener Jugendprojekte und werde diese Arbeit im Hinblick auf 2006 immer weiter intensivieren. „Ich sehe dieses Projekt als Zeichen für die Jugend und als Startschuss für eine nachhaltige Sozialarbeit“, so Reinauer.

Auf der Suche nach einem geeigneten Austragungsort für das Straßenfußball-Weltfestival kam für Griesbeck von Anfang an nur eine authentische Option in Frage – Kreuzberg: „Mit seinen kulturellen und sozialen Besonderheiten ist der Bezirk prädestiniert für dieses Festival.“

Die Mannschaften, die an dem Turnier teilnehmen, werden dann auch weniger nach Leistung zusammengestellt, sondern sind vielmehr ausgewählte Delegationen verschiedener Straßenfußballprojekte. So schickt das Tel Aviver „Peres Center for Peace“ ein gemeinsames Team für Israel und Palästina. Die deutschen Farben wird das Projekt „Straßenfußball für Toleranz“ vertreten. Als Gastgeber ist Deutschland durch das „Team Kreuzberg“ zusätzlich mit einer lokalen Mannschaft vertreten. Antreten werden sowohl weibliche als auch männliche Jugendliche im Alter von 16 bis 21 Jahren.

Da das Festival Teil des Kulturprogramms der Fifa-Weltmeisterschaft ist, soll um den Mariannenplatz aber nicht nur gekickt werden. Mit Fotoausstellungen, Filmvorführungen und Konzerten wollen sich die teilnehmenden Projekte vorstellen.

Die Finanzierung des Festivals ist gegenwärtig allerdings noch nicht vollständig gesichert. Der Bezirk stellt die öffentlichen Flächen zwar kostenlos zur Verfügung und will sich um die Unterbringung der Teilnehmer kümmern, die Kosten von 300.000 Euro für die Arena sind aber noch nicht gedeckt. Griesbeck gibt sich dennoch zuversichtlich: „Ich habe keinerlei Zweifel, dass wir schon sehr bald einen privaten Sponsor finden.“

Für Luciana Ruiz und Tamara Martinez Maillo waren Finanzfragen gestern ohnehin Nebensache. Die beiden Sozialarbeiterinnen aus Argentinien, die gerade zu Besuch bei Streetfootballworld sind, machten unentwegt Fotos vom Mariannenplatz. „Damit zu Hause schon mal alle sehen können, wie schön es hier ist“, schwärmten sie. Die Bezirksbürgermeisterin hört so etwas gerne: „Mit dem Straßenfußball-Festival haben wir dann neben dem 1. Mai vielleicht ein zweites Event, über das man auch international spricht.“