Sietas streicht Stellen

SCHIFFSBAU Die traditionsreiche Werft entlässt 350 Mitarbeiter. Im November letzten Jahres hatte das Unternehmen Insolvenz angemeldet

Vier Firmen gehören zur Sietas Gruppe:

■ Die J. J. Sietas Schiffswerft entwirft und baut die Schiffe

■ die J. J. Sietas Verwaltungsgesellschaft führt das Unternehmen. Nur für die Werft und die Verwaltungsgesellschaft wurde die Insolvenz beantragt

■ die Neuenfelder Maschinenfabrik (NMF) baut Ausrüstungen für die Werft

■ die Norderwerft befasst sich mit der Reparatur und Wartung von Schiffen

Mindestens 350 ihrer knapp 1.000 Mitarbeiter entlässt die Hamburger Sietas Werft bis Mai dieses Jahres. 250 der gestrichenen Arbeitsplätze gehen bei Sietas selbst verloren, weitere 100 in der Tochtergesellschaft Neuenfelder Maschinenfabrik (NMF). Das teilte das Unternehmen gestern mit.

Durch die Entlassungen passe Sietas die Mitarbeiterzahl der Auftragslage an, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann. Die gekündigten Mitarbeiter sollen von einer zu gründenden Transfergesellschaft übernommen werden. Diese soll sie weiterbilden und schließlich in neue Unternehmen vermitteln.

Die 1635 gegründete Werft hatte im November vergangenen Jahres einen Antrag auf Insolvenz wegen fehlenden Eigenkapitals und Überschuldung gestellt. Seitdem suchte Sietas nach einem Investor. Angesichts der schwierigen Lage in der Schifffahrtsbranche sei dies „nicht ganz einfach“, so Brinkmann. Es gebe zwar potenzielle Interessenten, eine endgültige Lösung zeichne sich aber noch nicht ab. Spätestens im Mai brauche das Unternehmen neue Aufträge oder einen neuen Investor, erklärte Geschäftsführer Rüdiger Fuchs.

Mit der Entscheidung sei für die Mitarbeiter von Sietas Klarheit geschaffen worden, sagte Brinkmann. Die Verhandlungen über einen entsprechenden Interessensausgleich und Sozialplan sind mit dem Betriebsrat und der IG Metall aufgenommen worden.

Gewerkschaftssprecher Eckhard Scholz bezeichnete die Entlassungen angesichts der schlechten Auftragslage bei Sietas als alternativlos. „Es ist einfach nichts mehr an Arbeit vorhanden“, sagte er gegenüber der taz.

Bis zum Sommer kann Sietas mithilfe eines 23,2 Millionen Euro schweren Kredits der HSH Nordbank eine bereits im Bau befindliche Fähre sowie ein Baggerschiff fertigstellen. Zusätzlich verhandelt die Geschäftsführung mit dem niederländischen Unternehmen Van Oord über den Bau eines Schiffes für einen Windparks auf hoher See. Bis Ende Januar sollen die Gespräche zu einem Ergebnis gelangt sein.

„Wir haben uns diese Produkte und den Marktzugang erarbeitet“, sagte Geschäftsführer Fuchs. Der ehemalige Airbus-Manager hatte die Sietas-Gruppe 2008 übernommen. Seitdem fertigt die Werft keine Containerschiffe mehr. Sie baut stattdessen mit neuen Fertigungsverfahren hochtechnisierte Spezialschiffe und setzt auf Zukunftsfelder wie Offshore-Windparks im Meer, für deren Aufbau und Wartung Schiffe benötigt werden.  LINA SULZBACHER