So authentisch wie möglich

ZAPPA Der Posaunist Paul Hubweber übersetzt Zappa ins Deutsche und spielt ihn in Jazz-Besetzung. Die Zappanale hat er damit bereits erobert, jetzt ist Bremen dran

„Das Suitenhafte zum Beispiel – was soll ich denn da noch machen – das ist doch in keinster Weise zu toppen“

Paul Hubweber

VON ANDREAS SCHNELL

Zappa auf Deutsch? Muss das denn sein? Von müssen kann natürlich keine Rede sein. Aber es geht erstaunlich gut.

Paul Hubweber heißt der Mann, der die Idee initiiert hat, Gerhard Horriar trägt die Lyrik vor, Hubweber an der Posaune, Alex Morsey an Bass, Sousaphon und Guembri sowie Simon Camatta am Schlagzeug spielen die Musik dazu. Was natürlich auch schon ein paar Augenbrauen in die Höhe schnellen lassen könnte. Nicht gerade eine sehr zappaeske Besetzung. Keine Gitarre, aber auch kein Orchester (der Mann hat seine Finger ja in viele Richtungen ausgestreckt). Dafür also gewissermaßen eine Jazz-Band, und zwar eine hochkarätige.

Hubweber selbst beschreibt die Programmatik so: „Von Beginn an war klar, dass es mainly um eher ,roughes‘ Material gehen soll, z.b. das ganze Suitenhafte – was soll ich denn da noch machen – das ist doch in keinster Weise zu toppen.“ Stattdessen also die Flucht nach vorn: „So authentisch wie möglich klingen.“ Hubweber, Morsey und Camatta gehören seit Jahren zu den Aktivposten der Essener Szene und scheinen stilistisch von ähnlich vielseitigen Interessen geplagt wie Zappa. Hubweber gastierte erst neulich frei improvisierend mit dem japanischen DJ Sniff in Bremen, musiziert regelmäßig mit Paul Lovens und John Edwards in dem Trio Papajo, arbeitet mit Tänzern zusammen; Camatta spielt unter anderem bei der sensationellen Punk-Jazz-Bigband The Dorf und macht, wie Morsey, immer wieder auch Theatermusik. Beste Voraussetzungen in diesem Sinne für das bekanntlich selten leichtgängige Material des ausgefuchsten Komponisten Frank Zappa.

Die andere wesentliche Komponente seines Werks ist ein Humor, der sich nicht zuletzt aus dem gesellschaftlichen Kontext der USA erklären lässt, deren Prüderie er nicht selten in seinen Texten karikierte. Politisch sympathisierte er anfangs zwar mit der Studentenbewegung der späten 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts, machte sich später allerdings auch gern über sie lustig. Und mit dem damals propagierten Drogenkonsum mochte er grundsätzlich nichts anfangen. Stattdessen bezeichnete er sich – allerdings Jahre später – als „pragmatischen Konservativen“, agitierte für die Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen und wollte eines Tages sogar selbst antreten – seine Krebserkrankung machte den Plan allerdings zunichte. All das konnte jedenfalls nicht verhindern, dass sich gerade unter den rebellischen Freaks jener Jahre seine größten Fans befanden.

Zappas Humor weist allerdings nicht zuletzt auch eine deutliche Neigung zum Dadaismus auf, die sich auch in der berühmte Geschichte vom kleinen Eskimo niederschlägt, dem seine Mutter rät, den gelben Schnee nicht zu essen, dem die Zappa-Formation von Hubweber und Co ihren Namen verdankt und der, das sei den Nichteingeweihten verraten, seine Farbe in dem Song „Don’t Eat The Yellow Snow“ vom Urin der Schlittenhunde hat. Der Poetry-Slammer Gerhard Horriar, der sich auf seiner Internetseite als „vakantes Genie“ bezeichnet, trägt diesem Zug der Zappa’schen Lyrik Rechnung, indem er seinen Vortrag gern mit Helge-Schneider-Gesten schmückt, was den Texten zumindest live überraschend gut bekommt. Das entging auch den Veranstaltern der jährlichen „Zappanale“ in Bad Doberan nicht, die die Formation im Mai vergangenen Jahres einluden und offenbar so angetan waren von Zappa auf Deutsch, dass sie die Einladung wiederholten. Und auch auf dem Mosae Zappa Festival in Maastricht durften die Yellow Snow Crystals schon auftreten.

Im August gastieren sie wieder auf der dann schon 23. Zappanale in Bad Doberan, an diesem Wochenende sind The Yellow Snow Crystals zweimal in Bremen zu erleben.

■ Freitag, 21 Uhr, Paradiso; Samstag, 21 Uhr, Horner Eck