der charlottenburger
: Akira Nakao: „Am liebsten male ich den Kaiserdamm“

Akira Nakao ist japanischer Architekt und Maler mit Leidenschaft für Charlottenburg. Er zeigt ab 8. April Bilder in der Galerie Taube (Pariser Str. 54): „Mein Leben spielt sich in einem sehr engen Radius ab, genau genommen findet es an fünf Plätzen in Charlottenburg statt. Die Horststraße, wo ich in einer Altbauwohnung lebe, liebe ich, da sie in einem sehr seltsamen Winkel liegt. Bei jedem Schritt ändert sich das Bild, das man sieht. Diese Erfahrung habe ich auch in Paris gemacht, deshalb habe ich die Straße in meinem Bildern auch Klein-Paris getauft.

Am liebsten male ich aber den Kaiserdamm, über den ich fast jeden Tag spaziere. Ich finde diese breite Straße, auf der immer viel Verkehr ist, sehr schön. Wie sich Neu- und Altbauten mischen, ist gelungen. Schön ist auch das Farbenspiel zwischen diesen prächtigen Häusern in Gelb, Rosa, knackigem Weiß und Hellgrün. Meist mache ich dort frühmorgens ein paar schnelle Skizzen und gehe dann zu meinem Atelier am Sophie-Charlotte-Platz. Da ich mir nur ein Atelier im Keller leisten kann, setze ich mich mittags bei Sonnenschein in die kleine Croissanterie am Platz. Bevor ich wieder arbeiten gehe, besuche ich meist den Lietzensee oder den Schlosspark, ebenfalls zwei meiner Lieblingsmotive.

Der Titel meiner neuen Ausstellung lautet „Berlin-Bilder“, ehrlicherweise müsste er einfach nur „Charlottenburg“ heißen. Fast alle Bilder sind hier entstanden. Dabei hat es mich nur per Zufall 1999 nach Charlottenburg verschlagen. Ich bin in Tokio aufgewachsen und habe dort Architektur studiert. Weil ich aber seit meinem Studium vom Bauhaus und den deutschen Expressionisten so fasziniert bin, wollte ich nach Deutschland, um so wie die Deutschen zu denken.

Nach ein paar Jahren in Cottbus hatte ich schließlich Lust auf Berlin, hier habe ich auch zu malen angefangen. Zuerst war es nur als Übung für die Architektur gedacht. Es hat sich aber immer mehr verselbstständigt, und als mich am Wittenbergplatz Passanten ansprachen, um meine Skizzen zu kaufen, habe ich es zu meinem Beruf gemacht. 20 Mark bekam ich für meine Bilder, da kam mir die billige Wohnung in Charlottenburg, die ein Freund untervermiete, gerade recht.

Seitdem bin ich einmal umgezogen, innerhalb Charlottenburgs. Ich will hier bleiben, auch wegen meines Sohnes Alexandr. Er ist jetzt bald fünf und fühlt sich sehr wohl in seinem Umfeld. Zu Ostern haben die Nachbarn für ihn Eier versteckt. Im Kindergarten ist seine beste Freundin aus Afrika. Die Leute hier haben keine Vorurteile gegen Ausländer, nicht so wie etwa in Wedding. Auch in Cottbus blieb ich immer der exotische Asiat, hier in Charlottenburg bin ich einfach ich selbst.“ PROTOKOLL: TH