BVG muss in London vor Gericht

FINANZJONGLAGE Die Verkehrsbetriebe und eine US-Bank streiten sich um 80 Millionen Euro

Der Streit zwischen den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) und der US-Bank JP Morgan um hochspekulative Finanzgeschäfte geht in Großbritannien vor Gericht. Ein Richter am Royal Court of Justice habe jetzt festgestellt, dass der Rechtsstreit zwischen dem Verkehrsunternehmen und der Bank um zunächst 112 Millionen US-Dollar (rund 80 Millionen Euro) in London und nicht wie von der BVG gewünscht in Deutschland ausgetragen werden soll, wie die Morgenpost berichtet. Die Bank fordert die Summe von der BVG als Ausgleich für Verluste aus riskanten Wertpapiergeschäften, die der BVG-Vorstand 2007 auf ihr Anraten hin getätigt hatte.

Die BVG hatte dem Bericht zufolge im Juli 2007 von JP Morgan ein sogenanntes CDO-Paket (Collateralized Debt Obligation) mit einem Volumen von 157 Millionen Euro übernommen, um Verluste aus früheren US-Leasinggeschäften zu kompensieren. In denen habe die BVG hunderte Waggons an US-Investoren verkauft und zurückgemietet. Aus dieser Spekulation habe die BVG einen Sondergewinn von 5,6 Millionen Euro erzielen und eine Kreditversicherung für neue Risiken aus den Leasinggeschäften von 1,3 Millionen Euro begleichen wollen.

Mit Beginn der Finanzkrise traten jedoch die ersten Verluste ein, wie es weiter hieß. Im Januar 2009 stellte JP Morgan der BVG 112 Millionen Dollar in Rechnung. Schon im Oktober 2008 hatten sie darum in London Klage eingereicht, um den Gerichtsstand feststellen zu lassen. In Großbritannien rechnet sich die Bank bessere Chancen aus als in Deutschland.

Die BVG hatte im März 2009 ihrerseits das Landgericht Berlin angerufen. Die Verkehrsmanager machen dem Bericht zufolge unter anderem geltend, JP Morgan habe sie über die Risiken der Papiere falsch beraten. (ddp)