„Nachteil für alle“: Muñoz’ Rede als Doku

Anfang Juni war Vernor Muñoz, der Sondergesandte für Bildung der Vereinten Nationen, in Oldenburg. In einer bemerkenswerten Rede beschrieb er die Bedeutung des Rechts auf Bildung.

Muñoz sagte, „der Erfolg einer Person kann in der Bildung nicht auf dem Misserfolg einer anderen Person aufgebaut sein.“ Er beschrieb damit, warum das deutsche Schulsystem in seiner Struktur gegen die Menschenrechte verstößt – denn in ihm basiert der Erfolg von Gymnasiasten auf dem Scheitern von Haupt- und Sonderschülern.

„Wenn Bildung nicht als Recht angesehen wird, bedeutet dies, dass sie eingestellt, verweigert und verkauft werden kann“, sagte der Anwalt aus Costa Rica. Das bedeute, „dass jene Familien, die sie nicht bezahlen können, zu Nichtwissen und lebenslänglichem Analphabetismus verurteilt sind“. Muñoz betonte: „Wenn wir es einer Person unmöglich machen, zu lernen, verurteilen wir sie nicht nur zum Tode, sondern erniedrigen wir damit alle Menschen.“

Muñoz setzte sich in Oldenburg besonders mit den eingeschränkten Rechten von Behinderten auseinander. Als Ursache dafür sah er eine patriarchale Superstruktur: „Patriarchalismus meint … einen Bezugsrahmen, innerhalb dessen Menschen in Situationen der Ungleichheit wahrgenommen werden. (...) Insofern meint Patriarchat auch jene Herrschaft, die Menschen ohne Behinderungen über Menschen mit Behinderungen ausüben. Menschen, die ohne Behinderungen leben, scheinen davon auszugehen, dass sie ein Recht haben, die Bedingungen festzulegen, unter denen Menschen mit Behinderungen zu lernen haben. Diese grundlegende Ideologie schafft Verhältnisse des Nachteils, der Asymmetrie, die in unserem Bildungssystem immer wieder reproduziert werden.“

Muñoz’ Rede ist in Gänze dokumentiert unter: munoz.uri-text.de/dokumente.html