Bett für Bush bereit

Mainzer Uniklinik bereitet sich auf Präsidentenbesuch vor. Rhein-Main-Region am Mittwoch im Ausnahmezustand

MAINZ taz ■ Wenige Tage vor der Stippvisite von US-Präsident George Bush müssen sich die Bewohner der Rhein-Main-Region auf gravierende Einschränkungen einstellen. So sollen rund 30.000 Einwohner der Mainzer Stadtteile, durch die der Konvoi des Präsidenten am kommenden Mittwoch fahren könnte, ihre Briefkästen an den Hoftoren abmontieren, die Mülltonnen hinter die Häuser rollen und ihre Garagen leer räumen oder von der Polizei versiegeln lassen – „alles potenzielle Verstecke für Bomben“, so das Polizeipräsidium.

Darüber hinaus wurden die Anwohner aufgefordert, am Tag des Bush-Besuchs ihre Balkone nicht zu betreten sowie Türen und Fenster geschlossen zu halten. Nach einer offiziell noch nicht bestätigten Meldung des Hessischen Rundfunks sollen Scharfschützen der US-Sicherheitskräfte das Präsidentenehepaar vor Terroranschlägen schützen – trotz verfassungsrechtlicher Bedenken.

Mit dem Auto dürften die Anwohner ohnehin nicht fahren. Wer seinen Wagen nicht bereits am Abend zuvor vor seinem Haus oder auf seinem Grundstück abgestellt habe, müsse am Mittwoch „draußen bleiben“, hieß es. Die genaue Route wird erst kurz vor Abfahrt festgelegt. Noch ist nicht klar, ob die Fahrzeuge entlang der möglichen Strecken von Sicherheitskräften präventiv untersucht oder gleich abgeschleppt werden. Neben den Autobahnen rund um Mainz und Wiesbaden, die für Stunden lahm gelegt werden, soll auch die innerstädtische Rheinbrücke gesperrt werden.

Wie gestern aus Mainz zu hören war, nimmt die dortige Universitätsklinik am Mittwoch keine normalen Patienten auf. Nur die Notaufnahme bleibt geöffnet. Ansonsten wird die gigantische Klinik für den Ernstfall – einen Anschlag auf den Präsidenten – reserviert. In anderen Krankenhäusern in Mainz und Wiesbaden haben die Ärzte beschlossen, die Nacht zum Mittwoch in ihren Kliniken oder bei Kollegen in den jeweiligen Städten zu verbringen. Sie befürchten, wegen dem drohenden Verkehrschaos ihre Arbeitsplätze nicht rechtzeitig zu erreichen – wie hunderttausende anderer Pendler auch.

Verspätungen von bis zu zwei Stunden wurden für die S-Bahn avisiert, deren Strecken teilweise entlang der möglichen Fahrtrouten verlaufen. Auch die Busse müssen gewaltige Umwege fahren. Wer zur geplanten Anti-Bush-Demonstration nach Mainz will, muss also früh aufstehen – und einen großen Teil der Strecke zu Fuß zurücklegen.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT