Böser Besuch im Blog

Ein schottischer Online-Tagebuchschreiber hat seinen Job verloren, weil er den Chef bespöttelte – ein Präzedenzfall

Joe Gordon aus Edinburgh wurde letzte Woche berühmt, denn er ist der erste Brite, der wegen eines Online-Tagebuchs (Blog) seinen Arbeitsplatz verlor.

Zwischen Äußerungen über einen neuen Konditor und das schlechte Wetter stand nicht nur Kritik am Irakkrieg, sondern auch Häme über den „Sandalen tragenden“, bösartigen Chef. Gordon wurde gefeuert, weil er angeblich die Firma in Misskredit brachte, laut Firmenrichtlinie ein Kündigungsgrund. Nur: Was genau eine Firma in Misskredit bringt, das lag bisher im Ermessen der Firma, dafür gibt es eigene Richtlinien.

„Ich habe geglaubt, dass mit dieser Richtlinie andere Taten gemeint waren, etwa einen Kunden anzugreifen“, sagt Gordon. Negative Publicity hat sich die Firma jetzt selbst gebracht.

Das Neuland Blog nämlich interessiert die Öffentlichkeit auch deshalb, weil sein Status – privat oder öffentlich – nicht geklärt ist. Gordons Blog wurde erst nach seiner Kündigung ein Medium, das breite Beachtung fand.

Nach Erscheinen eines Artikels im Guardian schnellten die Hits in die Höhe, bis zu 34.000 Besucher sahen sich an, was in Edinburgh für so viel Furore gesorgt hatte.

Ein PR-GAU für „Waterstones“, denn der Rauswurf kann auch als Maulkorb für Angestellte interpretiert werden.

„Das Blog ist eine ganz demokratische Form der Kommunikation“, sagt Joe Gordon und fügt hinzu, dass „die Firmen heute einem modernen Feudalsystem gleichen. Der Mensch ist nicht nur Angestellter während der Arbeitszeit, er ist vielmehr ein Leibeigener, der sich 24 Stunden am Tag so verhalten muss.“ Gordon hat nun Klage eingereicht.

NATALIE TENBERG