Die Wahrheit: Der homosexuelle Mann

… in eigener Sache: In der Januar-Folge dieser Kolumne kritisierte ich die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung für ihren leichtfertigen Umgang...

... mit dem Vorwurf der Pädophilie-Nähe gegen den Grünen-Politiker Volker Beck. Die Retourkutsche - so könnte man es lesen - folgte fünf Tage später. Ein Artikel zur mutmaßlichen pädophilen Vergangenheit eines Mitgründers der taz mündet in dem Vorwurf, die taz habe immer wieder "Päderasten eine Plattform" gegeben. In diesem Zusammenhang wird auch aus einer Kraushaar-Kolumne von 1995 zitiert - so als wolle der FAS-Autor Philip Eppelsheim mich als Pädofreund enttarnen. Ich frage bei Eppelsheim nach, und er versichert, dass er dieses Zitat als Dokument der Zeit eingefügt habe, aber keine Lesart vorgeben wollte.

Diesen Job übernimmt in der vergangenen Woche taz-Redakteur Jan Feddersen. Unter dem Vorwand, sich mit der linken Schwulenbewegung und ihrer Nähe zu Pädosexuellen auseinanderzusetzen, ist sein Vorwurf gegen mich klar: Hier äußert sich ein naives Pädoliebchen mit "Verfolgungswahn". Offenbar hat Feddersen nicht einmal ins Archiv seiner Zeitung geklickt, um den Originaltext in Gänze zu lesen, er urteilt lediglich nach der Vorgabe aus dem FAS-Ausschnitt. Ebenso wenig hat er Rüdiger Lautmann gelesen oder sich die genaueren Umstände des Falles Peter Schult angeschaut, zwei weitere Kronzeugen für seine Beweisführung, dass die linke Schwulenbewegung allzu nachsichtig und blauäugig im Umgang mit "ihren" Pädophilen blieb.

Redlichkeit in der Argumentation ist Feddersens Sache nicht, er will keine inhaltliche Debatte. Das, was ihn umtreibt, ist sein Hass gegen die Linke von 1968 und in deren Gefolge die linke Schwulenbewegung. Viele seiner Texte der vergangenen Jahre bezeugen diese Abneigung. Seine aktuelle Attacke aber ist von neuer Qualität. Erstmals setzt er die Pädokeule ein, ein Werkzeug, das man sonst nur von heterosexuellen Gegnern kennt. Der seit vielen Jahren meinungsbildende Experte für alles Homosexuelle in dieser Zeitung, der schwule Journalist Jan Feddersen, scheut sich nicht, alle ihm missliebigen Schwulen in letzter Konsequenz als Kinderficker oder deren Verteidiger zu denunzieren.

Als Forum darf er das in dieser Zeitung, die vorgibt, damit einen Beitrag zu leisten bei der Aufarbeitung ihrer eigenen, linken Pädo-Geschichte. Denn seit dem Bekanntwerden der Vorwürfe gegen einen ihrer Gründer wird die taz mit exakt den gleichen Vorwürfen angegriffen: allzu fahrlässig gewesen zu sein im Umgang mit Pädophilen und dem Thema Pädophilie. Anstatt diesen Vorwürfen mit einer differenzierten Aufarbeitung zu begegnen, wird jetzt der Scheinwerfer einfach umgeschwenkt, die wirklich Schuldigen sind linke Schwule. Das wiederum gefällt FAS-Redakteur Eppelsheim so gut, dass er am vergangenen Sonntag in seiner Zeitung Feddersens Diagnose, auch die vom "Verfolgungswahn" des Kolumnisten Kraushaar, gern übernimmt. Die taz und die FAS gemeinsam gegen linke Schwule - was für eine Kumpanei!

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kari

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