Das Parkhaus der Bücher

Morgen wird die neue gemeinsame Bibliothek von TU und HdK eröffnet. Neben den technischen Finessen fällt vor allem ihr Name auf: Hauptsponsor Volkswagen hat sich damit in Berlin verewigt

VON PHILIPP DUDEK

Hans-Joachim Rieseberg freut sich sichtlich über das Medieninteresse: „Das Gebäude ist 120 Meter lang und 23 Meter hoch. Insgesamt haben wir 14 Kilometer Regale auf 16.000 Quadratmeter Nutzungsfläche verbaut.“ Rieseberg ist Projektleiter des Neubaus der neuen Zentralbibliothek der Technischen Universität (TU) und der Universität der Künste (UdK). Jetzt ist die Bücherei nach zweijähriger Bauzeit fertig, und Rieseberg wird nicht müde, auf die technischen Finessen des Baus hinzuweisen.

Ganz besonders stolz ist der Projektleiter auf die so genannten Selbstverbuchungsplätze. Personal kostet Geld und Geld ist knapp: Deshalb können die Studenten künftig ihre Bücher selbstständig ausleihen. „Das Buch wird auf eine Verbuchungsfläche gelegt. Ein Laser erkennt den im Buch befestigten Transponder-Chip, und schon kann das Buch ausgeliehen werden“, erklärt Rieseberg.

Rund 50 Millionen Euro hat der Neubau gekostet. Die Hälfte finanzierte der Bund, 20 Millionen kamen von der TU und 5 Millionen sponserte der Wolfsburger Autobauer Volkswagen. Das Land Berlin beteiligte sich nicht. „Volkswagen Universitätsbibliothek“ steht deshalb in großen weißen Lettern über dem Eingang. „Der Bau sieht aus wie ein Parkhaus für Bücher“, sagt Ringo Jünigk vom AStA der UdK. Viele Studenten hätten die Namensgebung für reine Imagepflege des Konzerns gehalten. „Das wurde schon kontrovers diskutiert“, sagt Jünigk. Auch die Bibliotheksdirektorin Andrea Zeyns erinnert sich an Proteste aus der Studentenschaft. Die seien aber schnell wieder verebbt. „Schließlich hätten wir ohne VW als unserem Hauptsponsor die Bibliothek überhaupt nicht bauen können.“

Hans-Joachim Rieseberg erfreut sich derweil weiterhin an den technischen Details des Hauses. „21.000 Kubikmeter Beton haben wir hier verbaut. Insgesamt haben wir Raum für drei Millionen Medien. Bücher, DVDs – alles was man so braucht.“ Glücklich macht die neue Bücherei noch andere: Die VW-Manager seien richtig entzückt gewesen, als sie bemerkten, dass an jeder Ecke ein Lageplan hängt, auf dem groß „VW-Bibliothek“ geschrieben steht.

Überall ist der Großkonzern zumindest in diesen Tagen präsent. Schon im Foyer parkt ein mattgrüner VW-Polo, Modell „Fun“. „Der bleibt da nicht stehen, der wird bei der offiziellen Einweihung am 9. Dezember verlost“, sagt Direktorin Zeyns. Tatsächlich hätte VW bis auf die Namensgebung keine Gegenleistung für die fünf Millionen verlangt. Es gebe auch keine extra VW-Bestände in der Bibliothek. „Für fünf Millionen wird sich VW für immer in die Köpfe der Studenten brennen“, kritisiert hingegen AStA-Sprecher Jünigk.

Namensrechte an Bibliotheken wurden auch schon billiger vergeben. Vor 50 Jahren wurde mit Restmitteln aus dem Marshall-Fonds die Amerika-Gedenkbibliothek gebaut. Umgerechnet rund 2,5 Millionen Euro zahlten die USA damals für den Bibliotheksneubau in Kreuzberg.