An der Wand lang

Kletterparadies Bremen: Ein Bunker in Gröpelingen wird von Jugendlichen zum Kletterfelsen gemacht, im Sportgarten lockt eine neue Kletterwand

Bremen taz ■ „Der Bunker ist voll geil“, sagt einer der beiden Jugendlichen, die gerade im eisigen Gröpelinger Wind mit Hammer und Brecheisen eine Mauer bearbeitet. Und das ist keine Randale, sondern Arbeit am neuen Projekt des Freiwilligen Sozialen Trainingsjahres (FSTJ): Die TeilnehmerInnen sind dabei, einen 18 Meter hohen Bunker der Bahn AG in eine gigantische Kletteranlage umzuwandeln. Auf der 450 Quadratmeter großen Fläche ist schon ein Teil der möglichen Kletter-Routen angeschraubt worden – bis zu 45 verschiedene Strecken sollen es vom Frühjahr 2004 an sein, wenn der offizielle Betrieb beginnt, so Thomas Grahl, Pädagoge und Initiator des Projekts.

Eingeweiht wurde die Anlage schon im November mit dem offiziellen „Anklettern“. Genau wie die Wand im Sportgarten in der Pauliner Marsch, die seit 29. November am Wochenende für Laien, unter der Woche für Menschen mit Klettererfahrung offen steht. Gemeinsam mit den Gröpelingern werde man, so Uli Barde vom Sportgarten, im Frühjahr eine Ausbildung zum Sicherheitstrainer machen.

Ansonsten aber verbindet die beiden Projekte nicht allzu viel. Um das Überleben der sozialen und pädagogischen Begleitung zu sichern, hat Grahl mit der Sportgemeinschaft Oslebshausen (SGO) kooperiert und sie als Träger des Bunkerprojekts gewonnen. Sozialarbeit werde in den Sportvereinen oft ehrenamtlich und „aus dem Bauch heraus“ betrieben – Zusammenarbeit sei daher wichtig. Bestes Beispiel: das Bunker-Projekt. Hier werde Klettersport mit professioneller erlebnispädagogischer Arbeit verbunden.

In fünf Metern Höhe an der glatten Wand hängend „merkst du schnell, wie wichtig der Mensch ist, der dich sichert“, so Grahl. Das sei gerade für die Jugendlichen im FSTJ, die oft aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen, eine extrem wichtige Erfahrung. Das soziale Trainingsjahr soll ihnen die Wartezeit auf eine Ausbildung oder Arbeitsstelle überbrücken helfen.

Mit der Kletteranlage hat der Pädagoge jetzt ein eigenes Projekt aus dem Boden gestampft, das die FSTJlerInnen noch lange in Atem halten wird. Während die einen „Betreten verboten“-Schilder für das eingezäunte Bunkergelände drucken, suchen andere im Internet nach Knotentechnik für die Sicherung oder klappern Autowerkstätten nach Material für die Kletterwand ab – es gibt unendlich viel zu tun. Die Jugendlichen können sich jetzt schon mit ihrem Bunker-Projekt identifizieren – „es hat einfach ein gutes Image“, so Jörg Schwarber, ein weiterer Mitarbeiter vom FSTJ, der auch den beiden Jungs gezeigt hat, wie sie mit dem Brecheisen umgehen müssen. Normalerweise sei körperliche Arbeit nicht so angesagt. „Aber beim Bunker sind alle ziemlich gut dabei“.

cmo