Islamisten kriegen Contra

Am Al-Quds-Tag werden wieder Islamisten durch Berlin ziehen und gegen Israel hetzen. Ein linkes Bündnis organisiert dagegen Widerstand. Es will vor allem die Öffentlichkeit sensibilisieren

VON SABINE AM ORDE

Berlin steht erneut eine islamistische Demonstration bevor – und dagegen regt sich Widerstand. „Wir protestieren gegen die antisemitische Hetze“, heißt es in einem gestern öffentlich vorgestellten Aufruf gegen den Al-Quds-Tag. 120 Organisationen und Einzelpersonen haben sich dem Aufruf bereits angeschlossen, darunter die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, und der Europaabgeordnete Cem Özdemir (beide Grüne) sowie weitere Politiker, Wissenschaftler und Journalisten.

Parallel zur geplanten Al-Quds-Demonstration am 13. November ist eine Gegenkundgebung geplant, bereits am Sonntag wollen die Gegner mit einem Kongress im Hebbel-Theater über „Ideologie und Strategie des Islamismus am Beispiel des Al-Quds-Tages“ informieren. Organisiert wird die Tagung vom Verein Anstoß und dem Bündnis gegen Antisemitismus, finanziell unterstützt werden sie dabei von der Heinrich-Böll- und der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Der Al-Quds-Tag geht auf den iranischen Revolutionsführer Chomeni zurück. Dieser erklärte 1979 den letzten Freitag im Fastenmonat Ramadan zum Internationalen Tag von Jerusalem (arabisch: al-Quds) und rief die Muslime weltweit auf, an diesem Tag gegen Israel zu demonstrieren. Was damit gemeint ist, stellte sein Nachfolger Chamenei unmissverständlich klar: Für die Probleme im Nahen Osten gebe es nur eine Lösung, und das sei die „die Zerschlagung und Vernichtung des zionistischen Staates“, so Chamenei.

In Deutschland wird bereits seit vielen Jahren demonstriert, zunächst in Bonn, seit 1995 in Berlin. Im vergangenen Jahr kamen 1.000 Teilnehmer. Die Demonstrationen würden vom Iran aus koordiniert und von islamischen Zentren, die vom Iran unterstützt werden, in Deutschland organisiert, sagte gestern Hamid Nowzari vom Verein iranischer Flüchtlinge bei der Vorstellung der Gegenaktivitäten. Die Berliner Demonstration werde vom Islamischen Zentrum in Hamburg (IZH) gesteuert, ergänzte der grüne Migrationsexperte Özcan Mutlu. Auch die Islamische Gemeinde der Iraner in Berlin-Brandenburg sei beteiligt.

„Lange Zeit fand die Al-Quds-Demonstration unter Ausschluss der öffentlichen Wahrnehmung statt“, sagte Islamismuskennerin Claudia Dantschke vom Zentrum für demokratische Kultur. Im vergangenen Jahr war das anders: Über 250 Personen unterzeichneten einen Aufruf gegen die Demonstration. Daran wollen die Organisatoren jetzt anknüpfen. „Wir wollen die Öffentlichkeit sensibilisieren mit dem Ziel der Ächtung“, so Dantschke. Damit solle die Demo langfristig ausgedünnt werden.

Unterdessen prüft die Versammlungsbehörde mögliche Auflagen für die Al-Quds-Demonstration. Das sagte gestern der Sprecher des Verfassungsschutzes, Claus Guggenberger. Es werde Gespräche mit den Veranstaltern geben, darunter über die Route des Aufzugs. Die Veranstalter wollen vom Adenauerplatz über den Kurfürstendamm bis zum Breitscheidplatz ziehen, sie rechnen mit 2.000 Teilnehmern. Die Sicherheitskräfte gehen jedoch von rund 1.000 Demonstranten aus.

Innensenator Ehrhart Körting (SPD) wolle verhindern, dass die Demonstration an jüdischen oder israelischen Gebäuden mit symbolträchtigem Charakter vorbeiführe, sagte Mutlu. Bei der geplanten Strecke würden die Teilnehmer zumindest in die Nähe des Jüdischen Gemeindehauses in der Fasanenstraße kommen. Die Aktivitäten um den Al-Quds-Tag und die dahinter stehenden Organisationen werden laut Innenverwaltung kontinuierlich durch den Verfassungsschutz beobachtet.

Infos zu den Protestveranstaltungen unter www.aktion-november.de