Sind Sie ein guter Lehrer?

Eine neue OECD-Bildungsstudie zeigt: Die deutschen Lehrer sind faul und gehen zu wenigauf ihre Schüler ein. Stimmt das? Was für ein Lehrer sind Sie? Machen Sie den taz-Test

VON STEFAN KUZMANY

1. Nach dem Sportunterricht stehen einige Schüler vor der Turnhalle und rauchen. Und was tun Sie?

(a) Sollten sich die Schüler auf dem Schulgelände aufhalten, notiere ich die Namen und drohe im Wiederholungsfall einen Verweis an.

(b) Ich ermahne die Schüler zu mehr Gesundheitsbewusstsein, lasse sie aber gewähren.

(c) Ich schnorre mir eine Kippe und rauche mit.

(d) Ich gehe kopfschüttelnd vorbei. Das geht mich nichts an. Jetzt ist Dienstschluss.

2. In Ihrer Klasse ist ein sehr attraktiver Schüler/eine sehr attraktive Schülerin. Und nett ist er/sie auch noch. Das sollte zwar keine Rolle spielen, ist Ihnen aber doch aufgefallen.

(a) Damit nicht der Eindruck aufkommt, ich würde jemanden bevorzugen, behandle ich die betreffende Person wie alle anderen auch. Vielleicht sogar noch etwas strenger – zur Sicherheit.

(b) Ich bemühe mich, mir nichts anmerken zu lassen. Aber ich bin eben auch nur ein Mensch.

(c) Ich verabrede mich diskret zu einem Kaffee. Minderjährigen NebenbuhlerInnen bin ich sowohl körperlich als auch intellektuell überlegen.

(d) Attraktivität hat in meinem Leben noch nie eine große Rolle gespielt.

3. Ein Schüler/eine Schülerin in Ihrer Klasse fällt durch so plötzlichen wie dramatischen Leistungsabfall auf.

(a) Um ihn/sie auf die ernste Situation aufmerksam zu machen, hole ich ihn/sie dreimal in Folge an die Tafel. Nach der dritten mündlichen Sechs wird er/sie schon merken, dass es ohne Lernen im Leben nichts wird.

(b) Nach der Stunde spreche ich den Schüler/die Schülerin auf die schlechten Leistungen an. Vielleicht ist ja ein persönliches Problem die Ursache und ein Gespräch könnte helfen.

(c) Wenn der ehemalige Primus vom hohen Ross gestürzt ist, dann hat die ganze Klasse was zu lachen. Und ich auch.

(d) Schlechte Leistung = schlechte Note. So einfach ist das.

4. Sie merken erst fünf Minuten vor Beginn der Unterrichtsstunde, dass Sie sich auf das angekündigte Thema überhaupt nicht vorbereitet haben.

(a) Das ist mir nie passiert. Und sollte es doch, schreiben wir eben eine unvorbereitete Klassenarbeit.

(b) Das ist mir sehr unangenehm. Hoffentlich gibt es in der Schulbibliothek ein gutes Video zum Thema.

(c) Ein Fall für meinen berühmten „Schwellenunterricht“: An der Türschwelle überlege ich mir schnell, was ich erzählen werde. Kein Problem: so mache ich das jeden Tag.

(d) Ein Griff in mein Fach genügt. Zum Glück habe ich dort schon vor zehn Jahren eine komplette Bibliothek aller möglichen zu haltenden Stunden abgelegt, sodass ich mich schon lange nicht mehr vorbereiten muss.

5. Gerade ist wieder mal ein Irakkrieg ausgebrochen. Ihre Schüler sind aufgewühlt.

(a) Der Stoff geht vor. In zwei Wochen ist Klausur. Und da geht es schließlich auch um Krieg. Allerdings um den gallischen.

(b) Ich versuche, den Krieg mit unserem aktuellen Unterrichtsthema zu verknüpfen. Und wenn das nicht passt, dann diskutieren wir eben trotzdem über den Krieg. Aber nur 20 Minuten.

(c) Ich lasse meine Schüler an den lebhaften Erinnerungen an meine Demo-Zeit teilhaben. Sind sowieso alles unpolitische Weicheier im Vergleich zu uns damals.

(d) Welcher Krieg ist ausgebrochen?

6. Eine besorgte Mutter möchte mit Ihnen über die Zukunft ihres Kindes sprechen.

(a) Ich empfehle absolutes Fernseh- und Comicverbot. Bei Nichtbeachtung wird der Sprössling auf der Straße enden.

(b) Ich koche erst mal Tee. Es wird ein gutes Gespräch. Leider wieder ohne die beabsichtigte Wirkung.

(c) Das sind die schlimmsten Termine meines Berufs: Spießerberatung. Ich erinnere daran, dass Kinder Freiräume brauchen.

(d) Sprechstunden mache ich schon lange nicht mehr. Ich hätte sowieso nur einen Rat für Sorgenkinder: Wenn das Kind auf nichts Lust hat, kann es ja immer noch Lehramt studieren.

Auswertung:

Überwiegend (a): Manche Ihrer Schüler werden Ihnen in zwanzig Jahren für Ihre Strenge danken. Die meisten aber nennen Sie schon heute „Arschloch“.

Überwiegend (b): Sie bemühen sich. Vielleicht zu viel.

Überwiegend (c): Die meisten Ihrer Schüler halten Sie für einen duften Kumpel. Tatsächlich sind Sie ein Arschloch.

Überwiegend (d): Zum Glück gehen Sie bald in Pension. Innerlich sind Sie längst verrentet.

Den Test nicht mitgemacht, weil er Ihnen zu blöde war und man an solchen Kriterien sowieso keine Lehrerqualitäten erkennen kann: Sie könnten ein guter Lehrer sein.