Demirbank-Aktionäre fühlen sich ausgeraubt

Demirbank wurde erst geschlossen und dann weiterverkauft. Deutsche Aktionäre hoffen auf Entschädigung

HAMBURG taz ■ Tausende Aktionäre der türkischen Demirbank haben in einem Verfahren vor dem obersten türkischen Verwaltungsgericht Recht bekommen. Ihre Bank war im Dezember 2000 von der türkischen Bankenaufsicht wegen angeblicher Liquiditätsprobleme unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Im folgenden Jahr wurde sie für 350 Millionen Dollar an die britische HSBC-Bank verkauft. Die enteigneten Aktionäre gingen dabei leer aus.

Die Richter verwiesen den Fall nun zurück an das zuständige Gericht in Istanbul. „Damit winkt den Klägern nahezu sicher eine Entschädigung“, glaubt Dieter Kohler, Sprecher der Interessengemeinschaft der deutschen und internationalen Demirbank-Aktionäre (IGDD). Hoffnung bedeutet das Urteil für etwa 13.000 deutsche Anleger, schätzt die IGDD. Sie fordert 100 Millionen Euro Schadenersatz für ihre 1.000 Mitglieder.

Die Erlöse für den Verkauf der Demirbank an die HSBC flossen in die Staatskasse. Der damalige Hauptaktionär Halit Cingillioglu – er gilt als einer der starken Wirtschaftsbosse in der Türkei – ging damals ebenso leer aus wie die zahlreichen Kleinanleger. Doch soll er mittlerweile entschädigt worden sein. In seiner Begründung bezog sich das Gericht nun darauf. Dem Urteil zufolge hätte das Institut seinen Zahlungsverpflichtungen durchaus noch nachkommen können. Die Zwangsverwaltung wäre also unnötig gewesen.

Aus Sicht Köhlers und seines Verbandes handelt es sich bei dem Deal um ein Komplott, in dem vier private türkische Großbanken sich eine lästige Konkurrenz vom Halse schaffen wollten und andererseits die HSBC, einer der größten Geldgiganten der Welt, billig in den aufstrebenden Markt am Bosporus einsteigen wollte. Allerdings taumelte die türkische Geldwirtschaft seit 1999 durch eine Krise. Das Inlandsprodukt brach im Jahr 2001 um 8,5 Prozent ein. Eine galoppierende Inflation von rund 80 Prozent und Zinssätze von über 90 Prozent ließen den Staat an vielen Stellen die Notbremse ziehen. Allein die Sanierung des Banksektors hat die Schuldenlast der Türkei fast verdoppelt.

Inzwischen soll EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen sich des Falls der Demirbank, die unter der HSBC wieder auf Wachstumskurs fährt, angenommen haben. Der Schutz von Investoren müsse in der Türkei verbessert werden, heißt es. Daran dürfte auch die türkische Regierung interessiert sein, will sie doch gerne der EU beitreten.

HERMANNUS PFEIFFER