Keine Stelle für Opferschutz

Die Berliner Polizei könnte Kindern, die Opfer von Sexualverbrechen wurden, die Vernehmung erleichtern. Diese Chance habe sich die Polizei jedoch aus Personalmangel entgehen lassen, behauptete gestern die Kinderschutz-Stiftung Hänsel und Gretel aus Karlsruhe. Der Polizei fehle das Geld, um eine Schreibkraft für das notwendige schriftliche Protokoll anzustellen. Gerome Braun, Geschäftsführer der Stiftung, nannte es „einen unhaltbaren Zustand“. Vor mehr als drei Jahren finanzierte die Organisation ein opferfreundliches Vernehmungszimmer. Bis heute würde der Raum jedoch nicht für seinen ursprünglichen Zweck – die Aussagen von Opfern auf Video aufzuzeichnen – genutzt. Wenn man die Kinder einmalig vor der Kamera vernimmt, könnten ihnen weitere Aussagen vor Gericht erspart bleiben. Auch die Bedingungen für eine Aussage sind in dem Spezialzimmer besser als in durchschnittlichen Dienstzimmern. Dafür sorgen Teppichboden und cremefarbene Wände, die von Farbpsychologen ausgewählt wurden. Auch für die Überführung der Täter könnte sich ein Vorteil ergeben, meint die Stiftung: Es käme häufiger zu Geständnissen, wenn man die Täter mit den Videoaufnahmen der Kinder konfrontiere. Die Bilder bewirkten mehr als ein bloßes schriftliches Protokoll. Die zuständige Polizeidienststelle war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. LM