Attac setzt auf die Konsumentenmacht

Angespornt durch viel Zuspruch bei der Vodafone-Kampagne sollen nicht mehr nur WTO oder Weltbank im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Neues Ziel sind die Konzerne. Die könnten auf globalisierungskritischen Stadtspaziergängen besucht werden

AUS DRESDEN NIKOLAI FICHTNER

Attac will mit seiner Globalisierungskritik künftig stärker direkt die Konzerne ins Visier nehmen. Dadurch sei das komplexe Phänomen der Globalisierung sehr viel konkreter und anschaulicher für die Menschen, erklärten Attac-Vertreter am Rande der Sommerakademie, die derzeit in Dresden stattfindet.

Auf dem jährlichen Sommertreffen der Globalisierungskritiker, das noch bis Mittwoch andauert, wird besonders die neue Vodafone-Kampagne heftig diskutiert. Der Protest gegen den Mobilfunkkonzern Vodafone stoße bei der Bevölkerung auf außergewöhnlich großes Interesse, erklärte Attac-Pressesprecher Malte Kreuzfeld. Viele Menschen empören sich über einen fragwürdigen Steuertrick: Vodafone will beim Kauf von Mannesmann entstandene Kosten in Höhe von 50 Milliarden Euro abschreiben. Damit würden dem Staat rund 20 Milliarden Euro an Steuereinnahmen entgehen.

Attac fordert daher in seiner so genannten Vodaklau-Kampagne: „Stoppt Steuerklau – her mit den 20 Milliarden Euro“. Attac-Ortsgruppen hatten in den vergangenen zwei Wochen im Rahmen der Kampagne Aktionen in 50 verschiedenen Städten durchgeführt und zur Kündigung von Mobilfunkverträgen mit dem Konzern aufgerufen. Auch der Rücklauf an Postkarten und der Zugriff auf die Internetseiten ist laut Kreuzfeld außergewöhnlich hoch.

Mit dieser Aktion betritt Attac Neuland: Erstmals zielt die Kritik direkt auf ein einzelnes Unternehmen ab. „Der Erfolg von Vodaklau zeigt, dass diese Art von Kampagne Zukunft hat“, findet Malte Klar vom Attac-Konsumnetz. Die Probleme der Globalisierung ließen sich so einfach besser vermitteln.

Auch Jutta Sundermann von der AG Welthandel findet: „Wir haben uns viel zu lange auf die Kritik an der Welthandelsorganisation oder dem Internationalen Währungsfonds beschränkt.“ Vorreiter der direkten Konzernkritik sind bei Attac die so genannten globalisierungskritischen Spaziergänge. Das sind Stadtführungen, in denen zum Beispiel beim Gang durch ein Kaufhaus über die Herstellungsbedingungen von Sportschuhen aufgeklärt wird.

Ziel dieser Aktionen: Das Bewusstsein für die Macht der Verbraucher stärken. Doch natürlich wissen auch die Attacies, dass sie sich nicht um jedes Unternehmen kümmern können und dass auch der Fall Vodafone nur ein Beispiel unter vielen ist.

Darum soll in den nächsten Wochen wieder verstärkt das grundsätzliche Problem sinkender Unternehmenssteuern angesprochen werden. Dann will man wieder an die Regierung appellieren und für das eigene Einfachsteuermodell zur Schließung von Steuerschlupflöchern werben.