Rechtes Burgfest im Dunkeln

Ein rechter Verleger veranstaltet heute in Oberhausen ein Neofolk-Festival. Das Ruhrgebiet wird wiederholt zum Treffpunkt der Szene. Für ein Verbot gibt es keine rechtliche Handhabe

VON HOLGER PAULER

Oberhausen wird am Wochenende zum Treffpunkt rechtsextremer Mitglieder der Darkwave und Gothic-Szene. Der rechte „Forsite-Verlag“ lädt morgen zum so genannten „Mitternachtsberg-Fest“ auf die mittelalterliche Burg Vondern. Bemühungen der Stadt, das Festival zu verhindern, scheiterten. „Wir haben leider keine Handhabe“, sagt Rainer Suhr, Sprecher der Stadt Oberhausen. Die Genehmigung für Ausschank und Musik sei wie üblich ohne strafrechtliche Überprüfung des Mieters vonstatten gegangen, da keine Hinweise auf einen rechtsextremen Hintergrund vorgelegen hätten. „Staatsschutz und Polizei werden die Veranstaltung aber beobachten“, so Suhr. Reinhard Lörch, Vorsitzender des Förderkreises Burg Vondern, will versuchen, das Festival doch noch zu verhindern, da der Vertrag unter falschen Voraussetzungen abgeschlossen worden sei.

Der Forsite-Verlag vertreibt auf seiner Homepage Bücher zur völkischen Rassenkunde Nordeuropas. Darunter einschlägige Werke wie „Der Untergang der großen Rasse“, „Rassenkunde des deutschen Volkes“ oder „Die symbolhistorische Methode“ des Gründers der SS-Forschungsorganisation „Ahnenerbe“, Herman Wirth. In der Rubrik „Zeit-Schriften“ wird unter anderem auch die Folge 2/1997 des Heftes „Sol Invictus“ angeboten. Das Heft zum Thema „Mitternacht“ umfasst nach Angaben des Verlages „Texte zum Mythenkomplex: Mitternachtsberg – Schwarze Sonne – Lichtbringer – Thule unter anderem Auszüge des Mussolini-Beraters Julius Evola, des SS-Dichters Kurt Eggers und der SS-Mystiker Otto Rahn und Rudolf Mund. Der Brückenschlag zwischen nordisch-völkischer Rassenlehre und neurechter Symbolik.

Verlagsinhaber und Veranstalter Dennis Henry Krüger ist nach Angaben des Antifaschistischen Bündnisses Oberhausen seit vielen Jahren in der Neonazi-Szene des Ruhrgebiets aktiv, außerdem wird er dem Umfeld der vom Verfassungsschutz NRW als neonazistisch bezeichneten Zeitschrift „Der Förderturm“ zugerechnet. Die Zeitschrift erscheint seit vielen Jahren unter wechselnden Adressen im Revier. Abgerundet wird das rechte Bild durch die auftretenden Bands. „Cawatana“ und „Lux Interna“ werden vom Dresdner Label „Eis und Licht“ vertrieben. „Das Label versucht die Neofolk- und Darkwave-Szene für rechte Gedanken zu öffnen“, sagt Christian Dornbusch von der Arbeitsstelle Neonazismus an der Fachhochschule Düsseldorf.

Auf einem ähnlichen Festival, das im vergangenen Jahr vom rechtsextremen VAWS-Versand auf der Wasserburg Gelsenkirchen veranstaltet wurde, konnte die Hälfte des Publikums der rechten Szene zugerechnet werden. Nordisch-keltische Symbole und Runen dienten als Bühnendeko. „Die Dark-Szene ist heidnisch-elitär geprägt“, sagt Dornbusch. „Sie ist empfänglich für rechte Ästhetik und Ideologie.“ Er warnt jedoch vor Verallgemeinerungen. „Ein Großteil der Neofolk-Szene geht auf Distanz zu den Rechten.“ Auf dem Festival dürften demnach „weniger Grufties“ als vielmehr „normale Rechte“ auftauchen.

Das Ruhrgebiet droht dabei immer mehr zum Schmelzpunkt der rechten Szene zu werden. „Die verschiedenen Ableger wie rechte Skins, rechte Gothic-Fans oder Intellektuelle laufen gerade hier zusammen“, sagt Christian Dornbusch. Die Häufung rechter Aufmärsche und Konzerte in der Vergangenheit belegt dies.