Erfolgreicher Hauskauf in Mitte

Das Kulturzentrum „Haus Schwarzenberg“ ist die letzte unsanierte Immobilie am Hackeschen Markt. Privatinvestoren hatten ein Auge darauf geworfen. Bei der Zwangsversteigerung sind sie nun auch im dritten Anlauf gescheitert

Als gestern im Amtsgericht Mitte bei der Zwangsversteigerung des Gebäudes Rosenthaler Straße 39 endlich der Hammer fiel, brach lauter Jubel im völlig überfüllten Saal aus: „Haus Schwarzenberg“ kann bleiben, die Erleichterung war den etwa 50 anwesenden Künstlern und Freunden des Kulturzentrums ins Gesicht geschrieben. Für 2,965 Millionen Euro hat die Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) zusammen mit der Stiftung Deutsche Klassenlotterie das Gebäude ersteigert und damit zwei Privatinvestoren ausgestochen.

„Wir sind sehr erleichtert, auch wenn wir immer optimistisch waren, die Nummer wuppen zu können“, sagt Heinrich Dubel, Sprecher des Vereins Schwarzenberg. Seit 1995 betreibt der Verein in der letzten nicht durchsanierten Immobilie am Hackeschen Markt ein alternatives Kulturzentrum, zu dem ein Kino, Galerien, Ateliers, ein Platten- und Comicladen, das Anne-Frank-Zentrum und das Museum der Blindenwerkstatt Otto Weidt gehören. Seit zehn Jahren arbeitet der Verein ohne öffentliche Fördermittel und hat bereits mehr als eine Million Euro in das Gebäude gesteckt. 100 Arbeitsplätze sind in den verschiedenen Einrichtungen des Hauses entstanden. Mit der WBM als neuer Eigentümerin wird das auch so bleiben.

Mit der gestrigen Versteigerung geht ein monatelanger Kampf um die lukrative Immobilie zu Ende, die als letzter Flecken am durchgestylten Hackeschen Markt noch morbiden, alternativen Charme besitzt. Bislang gehörte das Haus einer Gemeinschaft aus 30 Erben, die sich aber nicht über eine Verwendung einig werden konnten und das Gebäude Anfang 2003 zur Zwangsversteigerung freigaben. Zum ersten Termin gab es noch kein Gebot, beim zweiten Versuch im November 2003 hatte sich die WBM schon einmal gegen den Hamburger Investor Müller-Spreer durchgesetzt, dem bereits einige Häuser rund um den Hackeschen Markt gehören.

Eine „Rosenhofisierung“, sprich Totsanierung, des Hauses und ein Ende des Kulturzentrums schienen vorerst abgewendet. Doch Müller-Spreer gab sich mit seiner Niederlage nicht zufrieden: Mit juristischen Tricks erreichte er eine Wiederholung der Auktion, scheiterte jedoch gestern in der dritten Runde erneut. Ebenso leer ging die Privatinvestorin Nicole Schauder-Shani aus, deren Vertreter das Gebot zuletzt noch in die Höhe trieb.

„Ich bin froh, dass es so gekommen ist“, sagte der Rechtsanwalt Frank Ulrich, der 16 der 30 Erben vertritt. „Der Verein hat über Jahre viel Liebe und Arbeit in das Haus gesteckt, das als Kontrast zur Umgebung unbedingt erhalten bleiben sollte.“ Auch die Senatsverwaltung für Kultur ist mit dem Ausgang zufrieden: „Als Kulturort hat das Haus Schwarzenberg eine enorme Wichtigkeit für die Stadt“, sagte Sprecher Torsten Wöhlert.

Für den Verein Schwarzenberg ist das Ergebnis ein echter Neuanfang: „Wir werden uns jetzt mit der WBM an einen Tisch setzen und eine rechtlich tragfähige Struktur finden“, sagt Heinruch Dubel. Im Gespräch seien die Gründung einer Stiftung oder auch einer Treuhändergesellschaft. „Wir haben eine klare Vision und wollen aus dem Haus Schwarzenberg ein Fenster in die Geschichte Berlins machen.“ Endlich können auch die Sanierungskonzepte umgesetzt werden, die der Verein schon seit beinahe zwei Jahren in der Schublade hat. Aber zuerst wird im Haus Schwarzenberg noch ein paar Tage lang der errungene Sieg gefeiert. ALENA SCHRÖDER