Für bedingungslose Tariftreue nicht bekannt

Mitarbeiter der Lübecker Nachrichten und der Ostsee-Zeitung befürchten Personalabbau nach Verlagsübernahme

Die Ängste sind diffus, klare Ansagen gibt es noch nicht. Auf zwei brechend vollen Betriebsversammlungen berieten die Mitarbeiter der Lübecker Nachrichten (LN) und der Ostsee-Zeitung (OZ) am Dienstag und Mittwoch über die Situation nach ihrer Veräußerung an die Madsack-Verlagsgruppe.

Der Berliner Axel-Springer-Verlag hatte vergangene Woche den Verkauf seiner Beteiligungen an den Regionalzeitungen an das in Hannover beheimatete Verlagshaus – das unter anderem die Hannoversche Allgemeine herausgibt – öffentlich gemacht.

Welche Veränderungen für die Mitarbeiter mit dem Verlagswechsel einhergehen ist noch unklar – erst für März ist ein Treffen zwischen Thomas Ehlers, dem gemeinsamen Geschäftsführer von OZ und LN, und dem Vorsitzenden der Madsack-Geschäftsleitung, Herbert Flecken, anberaumt, in dem der weitere Kurs abgesteckt werden könnte.

Befürchtungen unter den Mitarbeitern löste ein Bericht des Madsack-Betriebsratsvorsitzenden Rainer Butenschön aus, in dem dieser den Mitarbeitern skizzierte, dass der neue Mehrheitseigener in der Regel „mit sehr engem Personaltableau“ arbeite. „Wir rechnen mit weiteren Arbeitsverdichtungen und damit, dass Mitarbeiter, die in Altersteilzeit gehen, nicht ersetzt werden“, sagt die LN-Betriebsratsvorsitzende Brigitte Hörnschemeyer. Zudem sei Madsack, so Hörnschemeyer, „nicht für bedingungslose Tariftreue bekannt“.

Mit einer gewissen Erleichterung aber hat die Betriebsratschefin Äußerungen Fleckens zur Kenntnis genommen, er halte wenig davon, die Mantelredaktionen der von Madsack verlegten Regionalzeitungen an einem Ort zu zentralisieren. In der Vergangenheit war genau das bei LN und OZ geschehen. Besonders unter den rund 30 Mitarbeitern der Redaktions-Service-Gesellschaft (RSG), die als Tochter beider Regional-Blätter deren weitgehend gemeinsamen Mantel produziert, herrscht deshalb nach Hörnschemeyers Einschätzung „eine gewisse Unruhe“.

Kommende Woche wollen die Betriebsräte von OZ und LN die Situation analysieren und eine gemeinsame Strategie abstecken. Ihr Anliegen, in Zukunft auch im Madsack-Gesamtbetriebsrat vertreten zu sein, wurde von dem Verlagshaus reserviert aufgenommen. MAC