Offensive der Gentech-Firmen in Afrika

US-Agrarministerium will mit Konferenzen weltweit die Akzeptanz von Genpflanzen fördern. Kritik und Enthusiasmus

COTONOU taz ■ Die moderne Zeit soll anbrechen auch in der kargen und oft rückständigen Sahelzone. Zum Beispiel mit einer Konferenz in Ouagadougou, der Hauptstadt von Burkina Faso. Drei Tage lang trafen sich bis Mittwoch rund 200 Teilnehmer aus 15 westafrikanischen Ländern, um über Biosicherheit und Biotechnologie zu reden. Eingeladen hatte die Regierung der Vereinigten Staaten. Das US-Agrarministerium verspricht sich mit einer Reihe von Konferenzen weltweit einen Abbau der Vorurteile gegen genveränderte Pflanzen.

So folgt die Genkonferenz von Ouagadougou einem Treffen vor einem Jahr in Sacramento. Und erst kürzlich hatte ebenfalls das US-Agrarministerium eine Konferenz über Gentechnologie für lateinamerikanische Länder in Costa Rica veranstaltet.

Für die Genkonferenz in Burkina Faso wird das Gastland zur Zufriedenheit der Big Player der Biotechnologie-Branche gewählt worden sein. Denn Burkina Faso hat als erstes Land in der Region Gentechnik-Saatgut für Baumwolle des Agrarkonzerns Monsanto zugelassen. Der burkinische Agrarminister Salif Diallo rief zu Beginn der Konferenz am Montag dazu auf, sich der Chancen der neuen Technologien nicht zu verschließen. Ähnlich äußerte sich der Präsident Ghanas, John Kuffour. Ohne diese Technologie sei Entwicklung kaum möglich, sagte Kuffour.

Aber abgesehen von Burkina Faso und Ghana dürfte die Anwendung von genetisch verändertem Saatgut bei einer Mehrzahl der Länder auf Skepsis stoßen. Didier Madafimé, Pressesprecher des Agrarministeriums von Benin: „Wir sind höchst zurückhaltend, was den Einsatz von genetisch veränderten Pflanzen angeht. Die Konsequenzen, sowohl für die Bevölkerung als auch mögliche spätere Abhängigkeiten von Großkonzernen – Pflanzenschutzmittel, immer wieder neues Saatgut – sind noch längst nicht geklärt.“

Was die US-Regierung als unbegründete Angst abtut, bekommt für die afrikanische Landwirtschaft auch schnell handfeste Auswirkungen. Weil genveränderte Agrarprodukte in der Europäischen Union auf Vorbehalte stoßen, könnten afrikanische Landwirtschaftserzeugnisse einen Wettbewerbsnachteil bekommen.

Zurzeit konzentriert sich die internationale Genforschung für die Agrarwirtschaft auf vier Bereiche: Mais, Soja, Raps – in der westlichen Welt hauptsächlich für Tierfutter verwandt – und Baumwolle. Mais ist eines der Hauptnahrungsmittel in weiten Teilen Afrikas, so auch in Westafrika. Baumwolle zählt vor allem im Sahel als Hauptexportprodukt. Insofern weiß man auch im Agrarministerium von Benin, dass ein Verbot zum Beispiel für Genbaumwolle die Auswirkungen nur bedingt einschränken kann. Denn in angrenzenden Regionen zu Burkina Faso wird bereits die neue Sorte Baumwolle angepflanzt.

„Wahrscheinlich können wir diese Agrarrevolution nicht mehr aufhalten. Aber wir haben nicht Ja und Amen gesagt“, sagt Didier Madafimé vom beninischen Agrarministerium. „Schon jetzt können wir nichts machen, wenn Hilfswerke Maismehl aus den USA ins Land bringen, das wahrscheinlich auch die Körner genetisch veränderter Sorten enthält.“ HAKEEM A. JIMO