DER RECHTE RAND
: Neu-rechtes Scharnier

Seit knapp einem Jahr lehrt Dr. Till Kinzel an der Technischen Universität Braunschweig. Nun haben Studenten, die journalistische Beiträge Kinzels in der „neu-rechten“ Jungen Freiheit und der Sezession entdeckt haben, bei der Universität nachgefragt.

„Leider kann ich nur sagen, dass wir Herrn Kinzel wegen den Vorwürfen um eine Stellungnahme gebeten haben“, sagte eine Pressesprecherin der Universität der taz. Kinzel hält auch Vorträge beim Institut für Staatspolitik. Antimodernismus gehört dort zum Gestus: Es wird die „ausnahmslose Gleichheit“ kritisiert, sich jedoch im Vagen gehalten, wenn Demokratie und Emanzipation angegriffen werden. Der emeritierte Professor Wolfgang Gessenharter bezeichnet diese Szene als „Scharnier“ zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus.

Mit seinem Buch „Nicolás, Gómez Dávila – Parteigänger verlorener Sache“ machte Kinzel sich in der „neu-rechten“ Szene 2003 einen Namen. Das Werk über den sich selbst als „Reaktionär“ bezeichnenden kolumbianischen Philosophen erschien bei der „Edition Antaios“ der „neuen Rechten“. Mit großen Worten schwelgt Kinzel über Dávilas „literarische Stahlgewitter im Kampf gegen die Moderne“, in der Paraphrase wird gegen die der „Massengesellschaft“ innewohnenden „ästhetisch und ethisch nivellierenden Tendenzen“ gewettert und beklagt, dass das „aristokratische Prinzip der Rangunterschiede“ nicht mehr anerkannt wird.

In Rezensionen für die Sezession diffamiert Kinzel den Islam als den „gefährlichsten Terrorismus“ und klagt über die „Kollektivschuldideologeme“. Multikulturalistische Theorien und das „feministische Establishment“ findet er in „Freiheit der Wissenschaft“ nicht minder gefährlich.

Eine Professur Kinzels, so befürchten Studenten, könnte wissenschaftliche Mitarbeiterstellen für „neu-rechten“ akademischen Nachwuchs mit sich ziehen.