Aufschlag in der Max-Schmeling-Halle

Seit Alba am Ostbahnhof auf Korbjagd geht, hat die Arena in Prenzlauer Berg Überkapazitäten. Die Volleyballer vom SC Charlottenburg liebäugeln mit einem Umzug dorthin. Um die Halle zu füllen, müsste ihr Sport populärer werden

„Wir wollen zunächst testen, ob wir mit Volleyball langfristig die Halle füllen können“

Seit Sommer ist es etwas ruhiger um die Max-Schmeling-Halle in Prenzlauer Berg geworden. Nach dem Umzug der Basketballer von Alba in die Arena am Ostbahnhof sind dort nur noch die Handballer der Füchse sportlicher Gastgeber. Mittelfristig wollen aber auch sie Alba folgen. Der Halle droht damit ein sportliches Vakuum. Gerne füllen würden dies die Volleyballer vom SC Charlottenburg. Von der Sömmeringhalle in die Schmeling-Halle – ein nicht ganz unbekannter Weg. Auch Alba wagte vor zwölf Jahren diesen Schritt.

Jetzt will der SCC sich langsam herantasten. Die Premiere gab es im November. Knapp 5.000 Zuschauer kamen zum Bundesligaspiel gegen Düren und sahen einen 3:1-Erfolg. Ein vielversprechender Auftakt. „Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Glückwünsche erhalten wie nach diesem Spiel“, freut sich SCC-Manager Kaweh Niroomand.

Am nächsten Sonntag wird es nun den zweiten SCC-Auftritt in der Schmeling-Halle geben. Dann empfängt der Zweite der Liga den deutschen Meister und Tabellenführer VfB Friedrichshafen. „Wir hoffen auf eine gut gefüllte Halle und mindestens genauso viele Zuschauer wie gegen Düren“, hofft Niroomand. Ob die Zukunft des SCC in der Schmeling-Halle liegt, wird erst nach der Saison entschieden. Für die möglichen Play-offs hat Niroomand aber vorsorglich schon mal die Termine geblockt.

Vorbild für die Charlottenburger sind die Füchse, die vor knapp drei Jahren ebenfalls den Schritt in die Schmeling-Halle wagten. Das Verhältnis ist gut, schnell wurden Erfahrungen ausgetauscht. „Bob Hanning hat mir ausdrücklich zu dem Umzug geraten“, sagt Niroomand über den Füchse-Manager.

Möglich ist allerdings auch, dass es zumindest anfangs noch keinen kompletten Umzug geben würde. „Wir wollen zunächst testen, ob wir mit Volleyball langfristig die Halle füllen können“, so Niroomand. Immerhin kann der Manager – auch ohne Schmeling-Halle – ein gesteigertes Zuschauerinteresse für seinen SCC verzeichnen: „Vor drei bis vier Jahren kamen noch 800 im Schnitt, jetzt sind es fast 1.500.“ Niroomand könnte sich vorstellen, die Anzahl der Spiele in Prenzlauer Berg von Saison zu Saison stetig zu erhöhen.

Dennoch ist ein wenig Skepsis da. Denn die Veranstaltung in der Schmeling-Halle ist auch ein Kostenfaktor. Der Aufwand ist riesig: Große Promotion, günstige Tickets, Schüler werden eingeladen. „Es ist auf keinen Fall ein Plusgeschäft“, sagt Niroomand. Langfristig soll es das werden. Dafür müsste aber erst einmal Volleyball der breiten Masse der Sportinteressierten schmackhaft gemacht werden.

Das größte Problem bei diesem Unterfangen ist für Niroomand ein externer Faktor: die Nationalmannschaft. „Die Vereine können das nur bis zu einem gewissen Grad schaffen. Denn die meisten stehen ja finanziell mehr oder weniger mit leeren Händen da“, sagt er. Die Nationalmannschaft müsse deshalb ein Zugpferd für die Sportart sein. „So wie bei den Handballern die Weltmeisterschaft im eigenen Land“, fährt er fort. Der Titelgewinn hatte vor zwei Jahren einen kleinen Handball-Boom in Deutschland ausgelöst.

Die Volleyballer hingegen konnten ihre wenigen Chancen – wie die Olympischen Spiele in Peking – nicht nutzen. „Das wäre eine Riesenchance gewesen, aber da haben sie allesamt kläglich versagt. Da hat man sich einfach mit dem olympischen Gedanken – dabei sein ist alles – zufrieden gegeben“, bemängelt Niroomand. Nach langer olympischer Abstinenz war das Nationalteam in Peking sang- und klanglos in der Vorrunde gescheitert.

Dem SCC geht es hingegen ziemlich gut. „Wir haben uns überall verbessert, nur sportlich noch nicht“, sagt Niroomand. Klares Ziel ist die Meisterschaft. Doch dann müssten die Charlottenburger an dem scheinbar übermächtigen VfB Friedrichshafen vorbei. In den letzten Jahren verloren sie daheim regelmäßig gegen den Meister. Am Sonntag soll sich das ändern. Niroomand hofft vor allem auf die Zuschauer: „Vielleicht können wir uns in einen Rausch spielen und uns vom Publikum tragen lassen.“ NICOLAS SOWA