Israels Regierung boykottiert BBC

JERUSALEM taz ■ Von der eigens für die britischen Korrespondenten einberufenen Pressekonferenz zur Reise von Premierminister Ariel Scharon diese Woche nach London blieben die Reporter der größten Rundfundanstalt ausgeschlossen. Seit zwei Wochen wird die BBC offiziell von der israelischen Regierung boykottiert. Für den Sender gibt es vorläufig keine Interviews mit Regierungsbeamten. Grund ist die Ausstrahlung einer Fernsehdokumentation über das israelische Atomwaffenprogramm „Israel’s Secret Weapons“.

Die Berichterstattung der BBC ist „feindlich, tendenziös und einseitig“, so begründet Daniel Seaman vom staatlichen Presseamt, das direkt dem Premierminister untersteht, die Entscheidung zum Boykott. Der britische Sender hatte sich schon im vorvergangenen Jahr mit einer Dokumentation über das Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schattila scharfe Kritik zugezogen. Im vergangenen März flog schließlich der „BBC World Service“ aus dem israelischen Kabelprogramm.

Dabei ist das Verhältnis zu den Korrespondenten in Jerusalem nicht unbedingt schlecht. Das Problem liege bei der „Redaktion in London“, meint Jana Beris, die freiberuflich für den spanischsprachigen Dienst der BBC berichtet. Ihr habe Seaman den Tipp gegeben, bei Interviewanfragen den Namen eines ihrer anderen Medien zu nennen. Die Reporter, die exklusiv für die BBC arbeiten, sind indes von der Laune Seamans abhängig. Ohne Arbeitserlaubnis gibt es nur ein befristetes Visum, Zugang zu den Palästinensergebieten ist ohne staatlichen Presseausweis auch kaum möglich.

Die israelischen Medien verurteilen mehrheitlich den Boykott, da die BBC bei ihrer Berichterstattung über die Region gezwungen sei, den israelischen Standpunkt wegzulassen. Das trifft allerdings nur für die Regierungsposition zu. Oppositionsführer Schimon Peres hält sich nicht an den Boykott.

Rückendeckung bekommen die Korrespondeten zudem von dem „Verband der Auslandspresse“, der indes nicht viel mehr unternahm, als einen Protest an die Regierung zu richten. Der Verband befindet sich gut zwei Jahren im permanenten Streit mit der Regierung über die Verweigerung von Presseausweisen für palästinensische Mitarbeiter ausländischer Medien. Betroffen sind vor allem Kameraleute und Übersetzer. SUSANNE KNAUL