auf großer namenssuche mit freund birnbaum von JAN ULLRICH
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Mein Freund Birnbaum und ich arbeiten im „Ministerium für Aufgaben und Angelegenheiten“, und heute werden wir Namen ändern. „Praktikantin Janine nennen wir ‚Huch, nun habe ich schon wieder die streng vertraulichen Schriftstücke erst zum Kopieren und dann zur Post gegeben‘ “, sagt Birnbaum, der auch die Idee zu dem Spiel hatte. „Kollegin Vogelscheuch heißt ab jetzt ‚Mag Dokumentarfilme außer über japanische Blumen, Intelligenz bei Pilzen und dänische Transzendenz‘ und Ministerialrat Ventzke nennen wir ‚Kann jemanden nachmachen, der nötig auf Toilette muss, aber nicht kann, weil im Hintergrund Musik von Helmut Lotti läuft‘ “. Bleibt nur noch Oberamtsrat Bruch. „Der heißt von nun an ‚Pfuscher‘ “, bestimmt Birnbaum, „jedenfalls am Montag und Dienstag. Am Mittwoch und Donnerstag nennen wir ihn ‚Könnte mehr leisten‘ und am Freitag ‚Stürzenswürdiger Despot‘ “.

„Stimmt es, dass ich ab jetzt ‚Null und nichtig‘ heiße?“, fragt ein Mann empört am Telefon, der bis vor kurzem noch auf den Namen „Knüller“ hörte. „Ja, das ist richtig“, antwortet Birnbaum, der aber alles erklären kann: „Sie wohnen jetzt nämlich in der ‚Nirgendsgasse‘ direkt am ‚Niemandsplatz‘ am Ende von ‚Bescheiden im Hintergrund‘ zwischen dem ‚Noch-nicht-fertig-‘ und dem ‚Wird-auch-nicht-fertig-Wall‘ “. – „Das ist aber eine Hauptstraße“, erwidert der Mann. „Ab jetzt ist es eine Sackgasse“, sagt Birnbaum, „und zwar in beide Richtungen! Sie wohnen praktisch im Nichts“, erklärt Birnbaum nun weiter. „Am besten ist, sie kaufen sich eine 12-Zimmer-Wohnung, damit sie sich selbst aus dem Weg gehen können.“ – „Das könnte Ihnen so passen“, zeigt sich der Mann jetzt trotzig. „Ich möchte sofort ihren Vorgesetzten sprechen.“ – „Schwipp, schwapp, schwubbel“, erwidert Freund Birnbaum da nur. Dann legt er den Hörer auf.

„Zur schönen Aussicht hat mir eigentlich besser gefallen“, meldet sich jetzt eine Anruferin zu Wort, deren Straße wir in „Pest und Hölle“ umbenannt haben. „Jeder kommt mal dran“, sagt Birnbaum und ergänzt: „Auch ich ersehne mir die große Kunst erfüllter Zeit“, ohne dass wir genau wissen, was er damit eigentlich sagen will. Aber Birnbaum kann jetzt nicht mehr alles erklären, er ist auch nur ein Mensch. Da die Frau aber sehr freundlich ist, obwohl sie nicht mehr „Ingeborg-Bachmann-Preis“, sondern „Mireille-Mathieu-Syndrom“ heißt, einigen wir uns schließlich auf „Schöner Ausblick, der die Sicht versperrt.“

„Ab heute fangen alle Städtenamen mit Qu an!“, findet Birnbaum jetzt. „Zum Beispiel Quölln, Quelsenkirchen und Quarderborn.“ – „Nicht schlecht“, sage ich. Außerdem gründen wir noch Quote, Quaddeln, Quasi sowie Quetschhoden, dessen Tage als Rothenburg ob der Tauber damit gezählt sind.

„Fehlt nur noch das All“, ruft Birnbaum nun, und schon heißt der Mond „Frettchen“, der Jupiter „Mitfahrzentrale“ und das Universum „17 und vier“. Und zufrieden verlassen wir unser Mysterium für Handtaschengestaltung und Karamelpudding.