Debatte um Hochschulfinanzierung: Hafencity-Uni steht vor der Pleite

Das strukturelle Defizit der Hafencity-Universität schlägt 2012 voll durch. 3.300 Unterschriften für mehr Geld, aber die Parteien prüfen eine Fusion mit der TU.

Geplanter Neubau in der Hafencity: Eine Uni ist mehr als ein Gebäude, finden die Unterstützer der HCU-Petition. Bild: HCU

Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) wird demnächst Besuch von der Hafencity Universität (HCU) bekommen. Deren Präsident Walter Pelka und VertreterInnen aller Statusgruppen werden sie bitten, einen Geburtsfehler der "Hochschule für Baukunst und Metropolenentwicklung" zu korrigieren: deren katastrophale Unterfinanzierung. Die Petition haben nach HCU-Angaben fast 3.300 Menschen unterschrieben.

Die HCU ist ein Erbe aus der Zeit der CDU-Alleinregierung und ihres Wissenschaftssenators Jörg Dräger (parteilos). In der HCU wurden die Architekturstudiengänge der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und der Hochschule für Bildende Künste (HfBK), das Bauingenieurwesen und die Geomatik der HAW sowie die Stadtplanung der TU Harburg vereinigt. Ziel war es, eine interdisziplinäre Ausbildung mit einer Strahlkraft bis ins Ausland anzubieten und Hamburgs Rang als Architekturmetropole zur Geltung zu bringen.

Schon vor der Gründung zum 1. Januar 2006 hatten Experten die Bürgerschaft gewarnt, mit einem Etat von 13 Millionen Euro wäre die neue Hochschule unterfinanziert. Diese Befürchtungen scheinen sich zu bewahrheiten. "Wer die Fakten kennt, der weiß, dass die HCU mit einem jährlichen Defizit von etwa drei Millionen Euro bei einem Haushalt von etwa 13 Millionen Euro schon im nächsten Jahr in eine dramatische Situation geraten wird", warnten die Hamburgische Architektenkammer und die Ingenieurkammer Bau in einer gemeinsamen Presseerklärung.

Die HCU habe in den vergangenen fünf Jahren von ihren Rücklagen gezehrt, sagt Ulrich Schwarz, der Geschäftsführer der Architektenkammer. Sollte das Defizit nicht behoben werden, werde es 2012 voll durchschlagen. Das bedeute einen Berufungsstopp für zehn Jahre und das Ende der HCU. "Dann kann man den Schlüssel rumdrehen", sagt Schwarz.

Würden die Fehlannahmen und Fehlberechnungen der Gründungsphase nicht korrigiert, würde das eine jahrelange Schrumpfung bedeuten, warnt auch HCU-Präsident Pelka. "Dies hätte für die HCU, aber auch den Standort Hamburg katastrophale Folgen."

Der Hilferuf der HCU nach mehr Geld schallt in eine Debatte, in der es um das Gegenteil geht: generelle Einsparungen im Wissenschaftsetat von 13 Millionen Euro, mit denen Stapelfeldt dazu beitragen soll, den Landeshaushalt ins Lot zu bringen. Die FDP hat deshalb vorgeschlagen, die HCU mit der TU Harburg zu fusionieren. Die SPD begrüßte, dass die Liberalen einen "strukturellen Vorschlag" machten. Das Thema wird nach der Sommerpause im Wissenschaftsausschuss behandelt.

"Es gibt keine Planung in der Behörde mit dem Ziel einer Fusion", sagte eine Sprecherin der Wissenschaftsbehörde. "Wir gehen davon aus, dass die finanzielle Ausstattung ausreicht."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.