Schöne Freunde

Hamburger Burschenschaft Germania, der auch ein Schill-Abgeordneter angehört, lässt sich von Verfasser rechtsextremer Werke über Verbrechen an der Wehrmacht aufklären

Bei der Burschenschaft Germania in der Sierichstraße darf nicht jeder rein. Denn, so die Eigenwerbung: „Bist Du hässlich oder fremd im Lande, bist Du von linksliberaler Gesinnung gepeinigt, hast Du den Wehrdienst verweigert oder eine Freundin, die weder schön noch still ist (...) dann bleib lieber zu Hause“. Der emeritierte Professor Franz W. Seidler, dessen Werke in rechtsextremen Verlagen erscheinen, durfte: Am Donnerstagabend sprach er im Winterhuder Burschenschaftshaus über „Die Vergewaltigung des Völkerrechts im 20. Jahrhundert“.

Die Polizei hatte das Haus weiträumig abgeschirmt, zwei Journalisten wurde das Fotomaterial abgenommen, obwohl sie sich als Pressevertreter auswiesen. Die polizeiliche Begründung: Zivilbeamte wären mit abgelichtet worden.

So konnten die Germanen ungestört den Ausführungen Seidlers lauschen, der von 1973 bis 1998 an der Universität der Bundeswehr in München Neuere Geschichte und speziell Militärgeschichte lehrte. Das von ihm 1998 herausgegebene Buch „Verbrechen an der Wehrmacht. Kriegsgreuel der Roten Armee 1941/42“, das zur Kampfschrift Rechtsextremer gegen die Wehrmachtsausstellung wurde, schildert ausführlich die Grausamkeiten des Feindes. Eine Aufrechnung, die Seidler bereits bei vielen rechtsextremen Veranstaltungen vortrug.

Wegen des rechten Zuspruchs veröffentlichte Seidler 2000 in dem Verlagsnetzwerk des rechtsextremen Verlegers Dietmar Munier aus Martensrade in Schleswig-Holstein, das der schleswig-holsteinische Verfassungsschutz als „bekannten Verlag“ des Rechtsextremismus bezeichnet, den Folgeband „Verbrechen an der Wehrmacht. Die Rote Armee mordet weiter“. Die Burschenschaft unterhält seit Jahrzehnten Beziehungen zum rechtsextremen Spektrum von der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) bis hin zum internationalen Netzwerk Synergies Européennes. „Durch den neuen Senat fühlen sie sich im Aufwind“, erklärt Christian Schomann vom AStA.

Unterstützt von ihrem Bundesbruder Christian Brandes, Bürgerschaftsabgeordneter der Schill-Partei, suchen die Germanen verstärkt die Öffentlichkeit. Während Brandes im Parlament gegen das politische Mandat der ASten zu Felde zog, plakatierten die Germanen auf dem Uni-Campus. So verkündeten sie, „Wir setzen uns ein für das Ideal der Volksgemeinschaft“ und klagten über die „neue Diktatur, die maßgeblich von der US-Ostküste bestimmt wird“.

„Die Wortwahl zeigt“, so Schomann, „welche Gesinnung bei der Burschenschaft vorherrscht“. Die „US-Ostküste“ ist im rechten Jargon ein „Symbol für jüdische Macht“. Andreas Speit