Überall ist Afrika

Auf deutschen Konzertbühnen sind afrikanische Künstler in diesen Sommer wieder allgegenwärtig. Ein Überblick über die wichtigsten Festivals der Republik sowie die Afro-Highlights der Saison

VON DANIEL BAX

Künstler aus Afrika sind gern gesehene Gäste auf deutschen Bühnen. Und jährlich werden es mehr Festivals, die sich „Afrika“ auf die Fahne schreiben.

Das größte seiner Art ist das traditionsreiche „Afrika Festival“ in Würzburg (28.–31. Mai), das in diesem Jahr zum 16. Mal statt findet. Zum zehnten Jahrestag der Befreiung bildet Südafrika den Schwerpunkt: mit Auftritten von Miriam Makeba und der Zulu-Sängerin Busi Mhlongo, den Kwaito-Stars Mzekezeke und Bongo Maffin sowie dem südafrikanischen Reggae-Botschafter Lucky Dube. Ein weiteres Highlight ist der Auftritt der legendäre Afrorock-Band Osibisa.

Zeitgleich steigt das 15. Afro-Pfingsten im schweizerischen Winthertur (24.–31. 5.) mit Daara J, Tony Allen und Frederic Galliano mit seinen African Divas sowie das 33. Jazz-Festival in Moers (28.–31. 5.). Zu dessen bewährter „African Dance Night“ am 30. 5. sind ebenfalls Bongo Maffin, Mzekezeke und Lucky Dube angekündigt.

Währenddessen zieht zu Pfingsten in Berlin der Karneval der Kulturen wieder durch die Straßen von Kreuzberg. Eingeläutet wird er bereits eine Woche zuvor mit dem „Carnaval BerlimBrasil“ (22./23. Mai).

Zum ersten Mal veranstaltet werden in diesem Jahr die „Afrika-Tage“ auf der Theresienwiese in München (11.–13. 6.) und können mit klingenden Namen aufwarten: mit Kameruns Manu „Soul Makossa“ Dibango und Malis Mory „Yeké Yeké“ Kanté.

Im letzten Jahr gestartet sind das Afrika-Festival in Stuttgart (9.–11. 7.) und das Afrikafest in Hamburg (27. 8.–5. 9.), das Afrika-Fest in Freudenstadt (25. bis 27. 6.) geht in die vierte Runde.

Traditionell afrikafreundlich ist auch das Masala-Festival in Hannover (13.–18. 6.). Eröffnet wird die Konzertreihe in diesem Jahr von den ehrwürdigen Mahotella Queens aus Südafrika, und begleitet von einer Modenschau der senegalesischen Designerin Oumou Sy. Und auch das Traumzeit-Festival in Duisburg (25. bis 27. 6.) mit seinem kleinen, aber feinen Programm bietet mit dem Kora Jazz Trio und Cesaria Evora exquisit Afrikanisches.

In Potsdam steigt vom 2. bis 4. Juli das fünfte „Afrika Festival“. Zu den Headlineren zählen der Mbalax-Star Alioune Mbaye Nder aus dem Senegal sowie Balla Kanté aus Guinea, ein Protegé des Reggae-Stars Alpha Blondy.

Überhaupt nicht afrikanisch, aber trotzdem reizvoll sind die Schorndorfer Gitarrentage (19. bis 23. 5.): Zum Auftakt trifft dort der britische Songwriter Julian Dawson auf den libanesischen Gitarristen Abadji. Einen weiteren Gegenpol bildet auch das Stimmen-Festival in Lörrach (20. 6. bis 25. 7.), indem es eher europäische Künstler wie Herbert Grönemeyer oder Stimmen aus dem Baltikum präsentiert. Aus Afrika reist aber auch Prominenz wie Rokia Traoré und das Orchestra Baobab an.

Wechselnden Schwerpunkten widmen sich die Heimatklänge in Berlin (30. 6.–8. 8.), die wundersame Auferstehung feiern: In diesem Sommer läuft das legendäre Festival, an neuer Spielstätte auf dem Kulturforum am Potsdamer Platz, wieder über die volle Strecke von sechs Wochen. Das Motto diesmal: New York!

Ebenso themenzentriert ist das Tanz- und Folkfest Rudolstadt (2.–4. 7.), das sich als Schwerpunkt Musik aus Griechenland gewählt hat.

Vom rührigen Welthaus in Bielefeld veranstaltet wird das „Weltnacht-Festival“ (2.–31. 7.), dessen Programmm sich über diverse Spielstätten der Region erstreckt. Eröffnet wird es von der Sängerin Manou Gallo aus der Elfenbeinküste, und das Finale in Lübbecke bestreiten die Gruppe Tartit, Afel Boucoum und Habib Koité mit ihrem „Desert Blues“-Programm sowie die Sängerin Angelique Kidjo. Da der Begründer des Festivals, Heiner Maas, pausiert, findet es erstmals unter neuer Leitung statt.

Fast jede Stadt in Deutschland hat inzwischen ein eigenes Sommerfestival, das meistens polyglott eingefärbt ist: Besonders bewährt haben sich das Viva Afro Brasil in Tübingen (18. bis 20. 7.) und das Zeltival in Karlsruhe (1.–31. 7.). Empfehlenswert ist auch das Programm in der Kulturarena Jena (8.–22. 7.); dort gastieren der 35-köpfige Culture Musical Club aus Sansibar und die 20-köpfige „Desert Blues“-Karawane.

Auch das Festival „popdeurope“ im Haus der Kulturen der Welt (17. 7.–20. 8.) widmet sich in seinem dritten Jahr erstmals den „african sounds in and out of europe“. Mit von der Party auf der Dachterrasse oder in den Clubräumen des HKW sind Femi Kuti aus Nigeria, der Sohn und legitime Erbe des legendären Afrobeat-Erfinders Fela Kuti, der Reggae-Star Tiken Jah Fakoly aus der Elfenbeinküste sowie das „Temple of Sound“-Projekt aus London mit dem Rapper JC001. Begleitet wird das Festival wie immer von Workshops und einer CD-Compilation.

Und auch wenn die Popkomm in diesem Jahr erstmals in Berlin stattfindet, so bleibt Köln doch die Institution der „Summer Stage“ (24. 7.) erhalten. Auch sie schwelgt in ihrem fünften Jahr komplett in afrikanischen Farben: mit der indisch-afrikanischen Formation Sidi Goma, The Mighty Zulu Nation und dem legendären Chor von Ladysmith Black Mambazo aus Südafrika.

Wer da den Überblick verliert oder sich über aktuelle Änderungen informieren möchte, kann sich bei www.AfroPort.de einklicken: Dort finden sich die wichtigsten Festivals aufgelistet.

Oder man schaut auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung vorbei (www.bpb.de): Die rückt mit ihrem Projekt „Africome“ den Kontinent für drei Jahre ins Zentrum ihrer Arbeit und fördert Schultourneeen von Kwaito-Stars, Rap-Workshops und Kunstprojekte sowie Kongresse und Publikationen.