„Alles wegen einer Flasche“

Gespräch mit dem 400-Meter-Läufer Lars Figura, der seine derzeitige Formschwäche auf eine Schimmelpilzerkrankung durch eine verdorbene Coca-Cola zurückführt und den Konzern verklagt

Interview MARKUS VÖLKER

Am 12. Oktober vergangenen Jahres trank 400-Meter-Läufer Lars Figura eine Flasche Coca-Cola. Am nächsten Tag bekam er Ausschlag im Gesicht, hatte wochenlang mit Durchfall zu kämpfen und konnte kaum trainieren. Es ist fraglich, ob er die Qualifikation für die Leichtathletik-WM in Paris noch schafft. Figura ist sicher, dass es an der Cola lag. Jetzt verlangt er vom Coca-Cola-Konzern Schadenersatz.

taz: Herr Figura, wann haben Sie denn das letzte Mal Coca-Cola getrunken?

Lars Figura: Weiß ich nicht so genau.

Es dürfte Ihnen doch gründlich vergangen sein.

Ich habe das Zeug eine Zeit lang nicht mehr angefasst. Mittlerweile trinke ich ab und zu wieder einen Schluck.

Sie sind dabei, es als Einzelner mit einem Global Player aufzunehmen. Sehen Sie irgendeine Aussicht auf Erfolg?

Es klingt immer so, als ob es in dieser Auseinandersetzung nur einen Sieger geben kann: Coca-Cola. Aber ich will die ja nicht zerstören, nur mein Recht. Ich habe schließlich bewiesen, was man beweisen kann.

Was genau?

Dass die Cola mit Schimmelpilzen versetzt war. Meine Erkrankung ist deckungsgleich mit einer Schimmelpilzinfektion. Ich habe zwei ärztliche Gutachten, die das belegen. Die Beweiskette ist geschlossen.

Was ist genau passiert?

Ich habe zwei Flaschen Cola gekauft und eine hastig ausgetrunken. Es hat nicht geschmeckt. Aber ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht und weiter Golf gespielt. Die zweite Flasche habe ich eingesteckt.

War die in Ordnung?

Nein, das war es ja. In der schwamm ein gelblich-grüner Brocken. Sah aus wie eine Chipslette.

Sie vermuten, die war auch in der ersten Flasche drin?

Ja, genau.

Glauben Sie, dass Coca-Cola einen ursächlichen Zusammenhang akzeptiert?

Im Moment akzeptiert Coca-Cola so gut wie gar nichts.

Wie ist der Stand der Dinge?

Coca-Cola wiegelt ab. Das Ergebnis der Analyse eines staatlich anerkannten Labors liegt ihnen vor, sie nehmen es aber nicht zur Kenntnis. Die handeln nach der Maxime: Versorgen Sie uns nicht mit Fakten, unsere Meinung steht sowieso fest.

Coca-Cola sitzt den Fall also aus?

Wenn man sich nicht einigen kann, entscheiden eben die Gerichte. Die Frage ist allerdings, wo man diesen Global Player verklagt. Man muss erst mal herausfinden, wo die Flasche hergestellt worden ist.

Und das ist gar nicht so einfach?

Coca-Cola hat erst gesagt, der Produktionsort könne nicht mehr ermittelt werden. Dann sagten sie Lüneburg, danach Prag. Das ist sehr eigentümlich.

Warum verbeißen Sie sich eigentlich so fest in die Sache?

Ich verbeiße mich nicht. Mein Rechtsanwalt kümmert sich drum. Es geht nicht um extreme Summen. Ich will nicht reich werden. Es geht nur ums Recht. Eigentlich habe ich vor, nur mit sportlichen Leistungen Schlagzeilen zu machen.

Weswegen Sie sich zuerst auch sträubten, den Fall öffentlich zu machen …

Wenn ich meine normale Form erreicht hätte, dann hätte keiner etwas gemerkt. Nur: Ich renne seit einem halben Jahr meiner Form hinterher. Und ich war immer einer, der seine Leistung konstant gebracht hat. Da tauchen natürlich viele Fragen auf.

Schaffen Sie es bis zur Weltmeisterschaft im August in Paris, für die 4x400-Meter-Staffel fit zu werden?

Ich hoffe es. Ich trainiere täglich hart. Es macht mir wirklich keinen Spaß, so hinterherzulaufen wie in der Hallensaison. Alles nur wegen einer Flasche.