Für Sozialisten wird nicht getanzt

CDU-Oberbürgermeisterin: Kieler Ballett darf nicht bei PDS in Dresden auftreten

KIEL taz ■ Eigentlich wollte die PDS feiern, dass die Mauern fallen. Die Sozialisten hatten geplant, ihren Europawahlkampf heute Abend in Dresden passend zur Osterweiterung einzuläuten: Sie hatten eine Choreografie mit dem Titel „The Wall“ eingekauft – getanzt vom Ballett der Städtischen Bühnen Kiel. Doch aus dieser Veranstaltung im Rahmen der „Dresdner Tanzwoche“ wurde nichts.

Am Dienstag nämlich sagte die Kieler Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz (CDU) den Besuch des Balletts ab, da „Angestellte der Stadt nicht an Wahlkampfveranstaltungen teilnehmen dürfen“. Dass die Stadt den Auftritt überhaupt je gebilligt hat, liegt an einem Missverständnis. Eine Potsdamer Agentur hatte das Kieler Ballett für die Dresdner Veranstaltung gebucht – und soll dabei verschwiegen haben, dass die PDS Mitveranstalter ist. Die Kieler hätten von der Beteiligung der Sozialisten nur erfahren, weil sich ein neugieriger Bühnenarbeiter im Internet über die Veranstaltung informieren wollte. Er alarmierte dann die Opernintendantin, die wiederum der Oberbürgermeisterin Bescheid gab – und die sagte daraufhin die Veranstaltung ab.

Die Absage stößt bei der Dresdner PDS auf wenig Verständnis. Denn die Sachsen behaupten, dass die Kieler sehr wohl von der PDS-Engagement gewusst hätten: An den Verhandlungen sei schließlich die PDS-Ortsvorsitzende Ingrid Mattern beteiligt gewesen, erklärt Wahlkampfmanager Andre Schollbach. „Das ist ein übler Umgang mit Kultur“, schäumt er, der „parteipolitische Interessen“ hinter der Entscheidung vermutet.

Der Dresdner wirft der Kieler CDU-Oberbürgermeisterin nun „Amtsmissbrauch“ vor: Immerhin habe Volquartz „Anweisung zum Vertragsbruch“ gegeben. Nach den Worten des PDS-Manns droht Kiel nun eine Schadenersatzklage – die Sozialisten fordern 60.000 Euro.

Die PDS muss dennoch nicht gänzlich auf ihren Wahlkampfauftakt verzichten. Statt der Kieler Balletttruppe konnte sie die Popband Camouflage verpflichten. „Die sind fast noch besser“, findet Schollbach.

TIMM SCHRÖDER