Pornograf, Publizist, Provokateur

Richard Desmond, britischer Verleger des „Daily Express“, nennt Deutsche Nazis und blamiert damit die Tories

Vielleicht ist es ja nur ein Trick, um den Tories zu schaden? Richard Desmond, Verleger des britischen Boulevardblattes Daily Express, hat alle Deutschen öffentlich als Nazis bezeichnet. Kurz zuvor hatte Desmond erklärt, dass seine Zeitung künftig wieder die Tories unterstützen werde. „Genug ist genug, Herr Blair“, lautete die Schlagzeile.

Desmond stand schon häufiger in den Schlagzeilen. Mit einem Porno-Imperium und Titeln wie Megamöpse und Sperma schluckende Schlampen hatte er ein Vermögen angehäuft. Als er im Jahr 2000 mit Hilfe eines Kredits der Commerzbank die Express-Mediengruppe übernahm, schwor er die Zeitungen auf Labour-Kurs ein. Die Labour-Regierung verzichtete, anders als sonst, auf eine wettbewerbsrechtliche Prüfung der Übernahme. Desmond hatte der Labour Party 100.000 Pfund gespendet.

Nach den Wahlen 2001 wechselte die Generalsekretärin der Labour Party, Margaret McDonagh, in Desmonds Firma. Stets hatte sie sich an der Spitze der Partei für Frauenrechte eingesetzt, nun arbeitete sie für einen Pornografen und achtete darauf, dass er nicht vom rechten Labour-Weg abkommt. „Ich war immer ein Sozialist“, sagte Desmond damals. Das war er aber keineswegs. Nach dem Labour-Wahlsieg 1997 hatte er sich über die „verdammten Sozialisten“ aufgeregt und plante, eine Doppelgängerin von Premierminister Tony Blairs Frau Cherie Booth halbnackt auf der Titelseite eines Softpornos abzudrucken.

Erst mit der Übernahme der Express-Gruppe distanzierte er sich etwas von diesem Zweig seines Geschäfts, um sich mit einem Hauch von Seriosität zu umgeben. Im März verkaufte er schließlich seine 45 Pornomagazine für 20 Millionen Pfund. Das sollte ihm die Übernahme des Tory-Blattes Telegraph ermöglichen, um die er mit der Konkurrenz ringt. Einer der Favoriten für die Telegraph-Übernahme ist der Axel-Springer-Verlag. Das löste bei Desmond nun die anti-deutsche Hasstirade aus.

Bei einer Sitzung mit den Telegraph-Chefs ahmte Desmond zur Begrüßung einen deutschen Akzent nach und fragte die Kollegen, ob sie sich darauf freuten, von Nazis geleitet zu werden. Als der Telegraph-Geschäftsführer sich dagegen verwahrte und darauf hinwies, dass Springer kein Nazi sei, beschimpfte Desmond ihn als „erbärmliches kleines Stück Scheiße“ und drohte ihm Prügel an. Die Telegraph-Leute verließen daraufhin den Saal. Desmond rief ihnen nach, sie sollten gefälligst „Deutschland über alles“ singen, während er im Stechschritt durch den Saal marschierte und mit dem Zeigefinger einen Hitler-Schnurrbart andeutete.

Die Konservativen können sich nach Desmonds Attacke gegen die Deutschen nicht mehr so recht darüber freuen, dass der Express nun wieder eine Tory-Zeitung ist. „Die Schmähungen haben nichts mit uns zu tun“, meinte ein Parteisprecher lahm. „Wir mischen uns nicht in private Meinungsverschiedenheiten ein.“ RALF SOTSCHECK