Köln ehrt Opfer der ersten Atombomben

Nach jahrelangen Bemühungen hat das Kölner Friedensforum Erfolg: Die bislang namenlose Grünfläche am Aachener Weiher erhält den Namen „Hiroshima-Nagasaki-Park“. Zur Einweihung wird ein Überlebender aus Nagasaki erwartet

KÖLN taz ■ Was derzeit vor allem ein Ort der Erholung ist, soll ab dem Sommer auch ein Ort der Erinnerung sein: Die hügelige Grünfläche oberhalb des Aachener Weihers, die an schönen Tagen hunderte Kölner anzieht, wird ab August offiziell „Hiroshima-Nagasaki-Park“ heißen.

Das bisher namenlose Gelände zwischen Aachener Straße, Universitätsstraße, Bachemer Straße und Bahnlinie soll an die Atombombenopfer von 1945 in den beiden japanischen Städten erinnern. Der beliebte Park ist ein geschichtsträchtiger Ort: Die sanften Hügel, auf denen sich Erholungssuchende gerne in der Sonne räkeln, sind keineswegs auf natürlichem Wege entstanden, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ein „Schutthaufen der Geschichte“ – darunter liegen die Trümmer des Zweiten Weltkriegs. Die Initiative, hier an die ersten Atombombenabwürfe zu erinnern, ging vom Kölner Friedensforum aus.

Im Jahr 2000 übergab es Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) einen Aufruf mit 140 Unterschriften, in dem ein „Hiroshima-Nagasaki-Platz“ in Köln gefordert wurde. Das war gleichzeitig eine Erinnerung und ein Appell an das Engagement gegen Atomwaffen, das in Köln Tradition hat: Die Domstadt ist per Selbstverpflichtung atomwaffenfreie Zone und seit 1985 Mitglied des internationalen Städtebündnisses gegen Atomwaffen, dem so genannten „Hiroshima- Nagasaki-Bündnis“.

OB Schramma gab die Suche nach einem geeigneten Ort an die Bezirksvertretungen weiter. Ende 2001 beschloss die Bezirksregierung Innenstadt schließlich die Benennung des Parks – einstimmig: „Ich habe selten erlebt, dass ein Anliegen so schnell auf offene Ohren bei der Verwaltung und auf eine derartig ungeteilte Zustimmung gestoßen ist“, berichtete die Bezirksvorsitzende Elisabeth Thelen (Grüne) bei der Vorstellung des Projektes am Montag Abend im Domforum. Das Gelände sei durch seine Nähe zum Japanischen Kulturinstitut und zum Museum für Ostasiatische Kunst prädestiniert.

Thelen wünscht sich, dass durch die Namensgebung das Thema Krieg und Bedrohung durch die Atombombe wieder stärker ins Bewusstsein dringt. Im Park sollen Tafeln an das Geschehen vor nunmehr fast 60 Jahren erinnern: „Wir hoffen, dass möglichst viele mitten im Alltag, beim Spazierengehen in dem Park, auf die Schilder aufmerksam werden.“

In einem Festakt wird der Park am 7. August offiziell eingeweiht. Auf die Frage, warum erst so lange nach dem Beschluss der Bezirksregierung, kann Thelen nur auf die Initiatoren selbst verweisen: Das Kölner Friedensforum habe darauf bestanden, dass Kazuo Soda, Überlebender des Atombombenabwurfs über Nagasaki und Träger des Aachener Friedenspreises, an der Einweihung teilnehme. Der aber habe in den vorangegangenen beiden Jahren nicht kommen können.

Jeanette Seiffert