Business-Software statt Personal Computer: Hewlett-Packard baut um

HP will für zehn Milliarden US-Dollar die zweitgrößte britische Software-Firma übernehmen. Das Privat-Computergeschäft hingegen soll weg. Schade für Palm & Co.

Ist doch alles schön und bunt: HP-Neuheiten Palm Veer, Palm Pre 3 und das HP TouchPad bei der Präsentation im Februar. Bild: dapd

BERLIN taz | Für vormals große Computerproduzenten ist das Post-PC-Zeitalter gekommen: Der weltgrößte Computer-Hersteller Hewlett-Packard (HP) macht Schluss mit dem Privatkundengeschäft im Hardwarebereich und setzt auf Software-Lösungen für Geschäftskunden. Damit tut es der Konzern IBM und Microsoft nach.

Zudem teilte HP-Chef Leo Apotheker anlässlich der Präsentation der Quartalszahlen mit, das zweitgrößte britische Softwareunternehmen, Autonomy, kaufen zu wollen. Autonomys Kernbereich ist Software, die Daten besonders gut durchsuchen und strukturieren kann. Kunden sind unter anderem Coca-Cola, Ford, BMW, die TV-Sender BBC und CNN, der Pharmakonzern GlaxoSmithKline, die "Financial Times", T-Mobile, AT &T, das britische House of Parliament sowie IT-Unternehmen wie Oracle und Philips.

10,3 Milliarden Dollar will HP für Autonomy auf den Tisch legen – und sich damit nicht nur die Software, sondern eben auch einen illustren Kundenstamm sichern. Das Rennen ist aber noch nicht gelaufen, denn: auch andere große Software-Unternehmen dürften interessiert sein. So schließt der Analyst Richard Windsor nicht aus, dass Unternehmen wie Oracle oder Microsoft noch in die Bieterschlacht mit HP eintreten werden.

5,9 Prozent Rendite zu schlecht

Der PC-Bereich, der nun abgestoßen werden soll, macht rund ein Drittel des HP-Umsatzes aus – warf aber zuletzt nur noch eine vergleichsweise geringe Rendite von 5,9 Prozent ab. Software hingegen brachte HP 19,4 Prozent, und auch Server, Dienstleistungen und Drucker warfen im abgelaufenen Geschäftsjahr mit mehr als 13 Prozent Rendite deutlich mehr ab als Hardware, also Computer und Smartphones. Nun soll dieser Bereich in eine separate Firma ausgelagert werden.

Dabei hatte HP erst im April 2010 mit dem Kauf des Handheld-Herstellers Palm für 1,2 Milliarden Dollar einen großen Coup gelandet. Nun aber stehen die Geräteserien Palm Pre, Palm Pixi – und auch das HP Touchpad vor dem Aus. Mit dem TouchPad wollte HP Apples iPad Marktanteile abjagen wollte, es ist erst weniger als zwei Monate auf dem Markt. Das Palm Pre 3 soll nun, anders als angekündigt, gar nicht mehr erscheinen.

Betriebssystem WebOS

Und auch HPs Betriebssystem WebOS, das auf den Geräten lief. Ohne Hardware mit einer entsprechend großen Verbreitung dürfte kaum jemand noch ein Interesse haben, es weiterentwickeln. So wird es WebOS wohl wie den Nokia-Betriebssytemen MeeGo und Symbian gehen – WebOS wird wahrscheinlich in einer Liebhaber-Nische verschwinden, die Betriebssystem-Vielfalt nimmt damit weiter ab.

Dass HP bei der Consumer-Hardware jetzt die Notbremse zieht, liegt nach Angaben von Finanzchefin Catherine Lesjak daran, dass das Geschäft weitere Milliarden-Investitionen erfordert hätte – ohne Garantie, das Geld jemals wiederzusehen. Mit Kunden, die sich bereits webOS-Geräte gekauft haben, will HP nun das Gespräch suchen, sagte Smid. Käufer der Geräte äußerten sich ebenso enttäuscht wie WebOS-Programmierer.

HP-Chef Léo Apotheker kam erst nach dem Palm-Kauf, nämlich im November 2010 zu HP. Zuvor war er viele Jahre Manager bei SAP. Seine Stärken sind die Bereiche Software und das Geschäft mit Unternehmen – insofern hat der Schwenk in der HP-Unternehmensstrategie durchaus eine Logik. Apotheker fehlt jedoch das Gespür für die Gestaltung und Vermarktung von Consumer-Produkten – ein Bereich, in dem Apple-Chef Steve Jobs in der Vergangenheit Akzente gesetzt hat wie kein anderer.

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