Bahnhofsvorplatz hat Herz für Skater

Bausenator Eckhoff wollte ein peppiges Eingangstor zur Stadt. Deswegen beginnen Anfang Mai die Bauarbeiten für eine in Deutschland einzigartige „Real-Street-Spot“-Skateranlage auf dem Bahnhofsvorplatz. Probezeit auf acht Wochen angelegt

Bremen taz ■ Auf dem Bahnhofsvorplatz wird seit Monaten gemessen, geträumt und diskutiert. Unter der Regie von Uli Barde, Leiter des Sportgartens, planen hier 25 Jugendliche die Umgestaltung des verwaisten Investorengrundstücks zu einer Skateranlage – im Auftrag des Bausenators. Jens Eckhoff (CDU) schlägt mit den Plänen drei Fliegen mit einer Klappe: Endlich wird der Platz genutzt, endlich präsentiert sich dem Bremen-Besucher direkt beim Weg aus dem Bahnhof das Bild einer lebendigen Stadt, und nebenbei entsteht ein prestigeträchtiges Jugendprojekt zum Vorzeigen.

An ausgedienten Geländern, über hüfthohen Hindernissen und der alten Achse einer Lokomotive können Skater demnächst ihre Kunststücke vollführen, dem Normalbürger sollen die „obstacles“ als Sitzfläche dienen: „Skaten gehört in die Stadt,“ sagt Barde und liebäugelt, genau wie Bausenator Eckhoff, mit einem Flair wie auf dem Skateplatz in Barcelona am Kunstmuseum. Seit Monaten bastelt Bardes 25-köpfige Kerngruppe an einem sowohl skater- als auch passantenfreudigen Konzept, trifft sich mit Sponsoren und erfindet phantasievolle Nutzungsmöglichkeiten der Industriebauteile, die als Spende oder zu Schrottpreisen von Firmen im Bremer Land angeboten werden. Der jüngste beteiligte Skater ist elf, die ältesten sind Ende 20, eine Vielfalt von Skate-Stilen wird bei der Planung berücksichtigt.

35.000 Euro soll das Projekt den Bausenator kosten. Insgesamt stehen Eckhoff in einem Sonderinvestitionsprogramm 2,5 Millionen Euro zur Verfügung, um „Spiel-, Bewegungs- und Erlebnismöglichkeiten für Bremer Kinder“ zu verbessern. Das meiste davon fließt in die Generalüberholung von Bremer Spielplätzen. Das Skaterprojekt stellt da schon deswegen eine Ausnahme dar, weil es ganz dem Prinzip der Mitbestimmung folgen soll. Die Idee zur Skateanlage stammt zwar von Jens Eckhoff selbst, und nach Alternativen für die seit Jahren verödete Fläche wurde nicht groß nachgedacht. Denn die Idee kam offenbar an. Darüber, dass von der Anlage vor allem Jungs profitieren – Barde hat nur eine aktive Skaterin in seiner Gruppe – und dass am nahe gelegenen Schlachthof seit Jahren eine zweite Anlage lockt, ist nicht weiter diskutiert worden.

Wegen der unklaren Zukunft des Platzes sieht der Senat die Skateranlage als „Zwischenlösung“. Nach acht Wochen Erprobungsphase werde man weitersehen. Wegen des Widerstands der Polizei – der Bahnhofsvorplatz sei ein Kriminalitätsschwerpunkt und somit nicht als Aufenthaltsort für Jugendliche geeignet – war das Projekt zuvor fast abgeblasen worden. Jetzt muss täglich von 15 bis 22 Uhr eine erwachsene Aufsichtsperson das Geschehen im Auge behalten. Barde nimmt es locker: „Die wird mal filmen, mal mitskaten.“ Trotz Uneinigkeiten in Details beschreibt er die Zusammenarbeit mit den Behörden als gelungen: „Wir haben von Anfang an klargemacht, dass wir uns nicht engagieren werden, wenn nicht alle hinter uns stehen. So konnten wir auf gleicher Augenhöhe verhandeln.“

Dorothea Ahlemeyer