Klump muss erneut vor Gericht

Frühere Terroristin muss sich für Sprengstoffanschlag auf Bus mit russischen Juden in Budapest verantworten. Die Anklage lautet auf 33fachen Mordversuch

STUTTGART afp ■ Die frühere Terroristin Andrea Klump muss sich erneut wegen eines Sprengstoffattentats vor Gericht verantworten. Der Staatsschutzsenat des Stuttgarter Oberlandesgerichts (OLG) eröffnete nach Justizangaben vom Montag das Hauptverfahren gegen die 46-Jährige wegen eines Anschlags auf jüdische Auswanderer in Ungarn vom Dezember 1991. Prozessbeginn ist am 22. April. Die Anklage lautet auf 33fachen Mordversuch sowie das Herbeiführen einer Spengstoffexplosion. Bei dem Attentat auf einen mit 29 russischen Juden und zwei Begleitern besetzten Bus sowie ein Polizeifahrzeug in Budapest waren sechs Menschen zum Teil schwer verletzt worden.

Klump verbüßt derzeit eine neunjährige Haftstrafe, zu der sie das OLG Stuttgart im Mai 2001 wegen Beteiligung an dem Sprengstoffanschlag auf eine Diskothek im spanischen Rota 1988 verurteilt hatte. Der Verdacht ihrer möglichen Beteiligung auch an dem Anschlag in Budapest gründet nach Gerichtsangaben auf einer DNA-Analyse. Demnach war es den Ermittlern 2001 durch verfeinerte Methoden gelungen, seinerzeit gesichertes Spurenmaterial aus einer Wohnung in Budapest der Exterroristin zuzuordnen.

Neben Klump sollen an dem Attentat auf den Reisebus auch der inzwischen verstorbene mutmaßliche RAF-Terrorist Horst Ludwig Meyer sowie mindestens ein weiterer unbekannter Mittäter beteiligt gewesen sein. Der Bus mit jüdischen Auswanderern aus der ehemaligen Sowjetunion war zum Zeitpunkt des Anschlags auf dem Weg zum Budapester Flughafen. Die Täter brachten den Angaben zufolge mit einem selbst gefertigten Funkfernzünder mindestens 25 Kilogramm Sprengstoff zur Explosion, die in einem Auto am Fahrbahnrand deponiert waren.

Laut Anklage soll der Sprengstoff wegen eines Konstruktionsfehlers wenige Sekunden vor dem geplanten Zeitpunkt detoniert sein. Die Explosion traf daher nicht den Reisebus, sondern ein vorausfahrendes Begleitfahrzeug der ungarischen Polizei mit zwei Insassen, die schwerste Verletzungen erlitten. Vier jüdische Businsassen trugen leichte Blessuren davon.

Zu dem Anschlag bekannte sich später eine „Bewegung für die Befreiung von Jerusalem“. Klump war im September 1999 in Wien festgenommen worden und hatte behauptet, sich von 1987 an im Libanon bei palästinensischen Organisationen aufgehalten zu haben. Klumps Begleiter Meyer widersetzte sich damals der Festnahme und wurde bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet.