Betr.: kinotaz nord

A

Anonyma – Eine Frau in Berlin Deutschland 2008, R: Max Färberböck, D: Nina Hoss, Jewgeni Sidikhin

„Max Färberböcks Buchverfilmung findet keine überzeugende Bildsprache für sein Sujet – die Vergewaltigungen, denen Berliner Frauen 1945 zum Opfer fielen. Es ist immer schade, wenn aus einem ungewöhnlichen Buch ein mittelmäßiger Film wird. Hier ist es besonders bedauerlich, weil ‚Anonyma – Eine Frau in Berlin‘ ein äußerst ungewöhnliches Buch ist, aus dem Max Färberböck einen äußerst durchschnittlichen Film gemacht hat. Man glaubt, jede Kulisse und jede Figur schon in zehn Filmen zuvor gesehen zu haben: die gleiche Straße, derselbe Bunker, die Kittelschürzen, die Frisuren, die Antiquitäten, ja, selbst die russischen Soldaten kommen einem bekannt vor, und dazwischen, fast wie eine Modeikone, Nina Hoss, von der man inzwischen gar nicht mehr weiß, ob sie eigentlich eine gute Schauspielerin ist, weil sie ständig dasselbe machen muss. Schön aussehen, sparsam reden und vor allem gucken.“ (taz) HB, HH, HL

A Scanner Darkly USA 2006, R: Richard Linklater, D: Keanu Reeves, Robert Downer Jr. / Originalfassung ohne Untertitel

„Selbst in der kuriosen Geschichte der Verfilmungen von Philip-K.-Dick-Werken (,Paycheck‘, ,Total Recall‘) nimmt Linklaters Adaption des (angeblich persönlichsten) Dick-Romans eine Sonderstellung ein. Das hat mehrere Gründe, deren augenscheinlichster der graphische Zugang ist. Wie schon bei ,Waking Life‘ vertraut der Regisseur auf die sogenannte Rotoskop-Animations-Technik, mit der es möglich ist, real gefilmtes Material vom Computer ,nachzeichnen‘ zu lassen. Das gibt dem Film nicht nur einen faszinierenden Look, sondern eröffnet zudem die Möglichkeit, technische Tricks ohne kostenintensive CGI umsetzen zu können - insbesondere bei den Effekten, die nötig sind, um die Formwandelfähigkeit der Undercover-Drogenagenten zu visualisieren. Obwohl sich das Script so eng an Dicks Vorlage hält wie keine Adaption bislang und obwohl Richard ,Dazed & Confused‘ Linklater Drogen-Dialoge schreiben kann wie kein anderer, vermag einen der Film ,A Scanner Darkly‘ doch nie so zu faszinieren wie das Buch.“ (evolver) HH

Avanak Kuzenler Türkei 2008, R: Oguzhan Tercan, D: Yagmur Atacan, Alp Kirsan

„Blödelkomödie, in der drei glücklose Vettern in der Provinz eine geerbte Tankstelle flott machen wollen, dabei aber von der lokalen Mafia aufgerieben werden. Die drahtige Dorfschönheit rettet am Ende sich und das Vetterntrio mit Martial Art, offener Verweigerung und einem Quäntchen Diplomatie von allen Zwängen. Ein Film voller Klischees und platter Witze, deren Autoren einmal mehr ein seichtes Erfolgsrezept strapazieren.“ (filmdienst)H, HH

B

Der Baader Meinhof Komplex Deutschland 2008, R: Uli Edel, D: Martina Gedeck, Moritz Bleibtreu

„Das Sachbuch von Stefan Aust wurde als großes Kino adaptiert, das zugleich analytisch sowie differenziert erzählt. Die Gewaltszenen werden mit den Mitteln von Actionfilmen inszeniert; die Show-Werte machen aber nie die Inhalte vergessen. Der Film versucht, sowohl den Terroristen wie auch den Vertretern der Staatsgewalt gerecht zu werden, indem er beide Seiten mit einer ähnlich objektiven Distanz beschreibt. Dies ist ein historischer Film über die jüngste bundesdeutsche Vergangenheit, und als solcher scheint er beeindrukkend authentisch. Von der Ausstattung über Kostüm, Make-up bis zur Sprechweise der einzelnen Protagonisten wirkt das alles wie aus einem Guss. Und so hat Uli Edel hier einen Film in der Tradition von Constantin Costa-Gavras gemacht: ‚Der Baader Meinhof Komplex‘ ist zugleich politisch und spannend.“ (Filmbewertungsstelle Wiesbaden) H, HB, HH, HL, KI, OL

Baby Mama USA 2008, R: Michael McCullers, D: Tina Fey, Amy Poehler

„Weil die ledige Kate keine Kinder bekommen kann, entscheidet sie sich für eine Leihmutter – und lernt schließlich die ungehobelte Angie kennen. Nach der Befruchtung nistet sich die White-Trash-Göre kurzerhand in Kates Wohnung ein und stellt das Leben der spießigen Geschäftsfrau gehörig auf den Kopf. Das spritzige Weiber-Spektakel ist ein gewolltes Klischee-Feuerwerk mit einigen guten Lachern. Der erhobene Zeigefinger nervt allerdings ganz gewaltig.“ (Cinema) HB, HH

Blow Up Großbritannien 1966, R: Michelangelo Antonioni, D: David Hemmings, Vanessa Redgrave / Originalfassung mit Untertiteln

„,Blow up‘ ist die erste Produktion des Regisseurs außerhalb seiner italienischen Heimat. Der Film erzählt in den grellen Farben und Bildern der Pop-Art eine eigentümliche Kriminalgeschichte, in der es zwar ein Opfer, aber offensichtlich keinerlei Interesse am Täter gibt. Ein erfolgreicher Modefotograf wird bei der Suche nach Motiven in einem kleinen Park mit seiner Kamera unfreiwillig Zeuge eines Mordes, den er aber erst später bei der genauen Betrachtung des entwickelten Films wahrnimmt. Dieser schöne, bis zuletzt spannende Streifen zeichnet auch ein stimmiges und überaus lebendiges Bild der Londoner Beat-Genration.“ (tip) HH

Der Brief für den König Niederlande/Deutschland 2008, R: Pieter Verhoeff, D: Yannick van de Velde, Uwe Ochsenknecht

„Spannender, unterhaltsamer und zuweilen auch lehrreicher Ritterfilm nach einem niederländischen Jugendbestseller, der auch ohne vordergründige Spezialeffekte und pausenlose Kampfszenen überzeugen kann. Dank seiner Schauwerte wie spektakuläre Schwertkämpfe, imposante Kastelle und chromblitzende Rüstungen und auch dank der starken Performance von Lars Rudolph als Bösewicht.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI

Buddhistische Stille Deutschland 2008, R: Marita Grimke

„Marita Grimke hat praktizierende Buddhisten besucht, um sie zu ihren Meditationserfahrungen zu befragen. Ihre Dokumentation ist kein Lehrfilm über den Buddhismus, sondern ‚ein Mosaik von Lebensgeschichten‘ zwischen Glück und Trauer.“ (Cinema) HH

Burn After Reading – Wer verbrennt sich hier die Finger? USA 2008, R: Ethan Coen, Joel Coen, D: George Clooney, Frances McDormand

„Drastische Komödie aus einem intriganten Washington, das von Schwachköpfen und Paranoikern bewohnt ist. Durch Dummheit und Gier gerät ein eh schon hirnrissiger Erpressungsversuch außer Kontrolle. In groben Zügen geht es um eine CD mit angeblichem CIA-Material, einen Reigen von Seitensprüngen und zwei Fitnesstrainer, die das schnelle Geld machen wollen. Im Hintergrund agieren diverse Geheimdienste, Scheidungsanwälte und völlig unerwartet auch die Russen. Das beträchtliche Staraufgebot (George Clooney, Frances McDormand, John Malkovich, Tilda Swinton und Brad Pitt) macht sich mit großer Freude zum Deppen und hinterlässt ein großartiges Chaos.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

C

Caótica Ana Spanien 2007, R: Julio Médem, D: Manuela Vellés, Charlotte Rampling

Ana ist eine jugendliche Malerin, die in einer alternativen Madrider Künstlergemeinschaft die erste große Liebe erlebt, unter Hypnose plötzlich auf eine gewaltige Reinkarnationsgeschichte zurückblickt, daraufhin in die USA segelt, wo sie langsam ihre historische Sendung anzunehmen beginnt. So krude, hochtrabend und durcheinander, wie es klingt, ist es auch. Der Spanier Julio Medem (“Die Liebenden des Polarkreises“) am Tiefpunkt seiner Karriere.“ (tip) H, HH

Crossing the Bridge - The Sound of Istanbul Deutschland, Türkei 2004, R: Fatih Akin

„Was für Regisseur Fatih Akin als Fanprojekt begann, wurde zum faszinierenden Porträt der Metropole Istanbul: Musikfilm, Generationenporträt, kulturelle Visitenkarte einer Stadt. Einstürzende-Neubauten-Bassist Alexander Hacke steht ihm als deutscher ,Musikbotschafter‘ zur Seite. Neben Stars wie Sezen Aksu oder Orhan Gencebay beeindrucken vor allem die jungen Bands, die orientalische mit westlichen Klängen verknüpfen, ohne sich an Europa anzubiedern. Für Akin das erfolgreiche Debüt als Musikfilmer.“ (tip) HB

D

Dalai Lama Renaissance – A New Birth USA 2007, R: Khashyar Darvich

„Eine Gruppe amerikanischer Wissenschaftler und Philosophen begibt sich in die nordindische Bergwelt, um den Dalai Lama zu treffen und mit ihm drängende Fragen der Welt zu erörtern. Dokumentarfilm, der es durch seine unmotivierte Kameraarbeit und abrupte Schnitte nicht versteht, die Dynamik des Gesprächs oder die Präsenz des Gastgebers zu vermitteln. Auch inhaltlich nicht überzeugend, lebt der Film nur von der Popularität des tibetanischen Religionsführers.“ (filmdienst) H, HH

Death Race USA 2008, R: Paul W.S. Anderson, D: Jason Statham, Joan Allen

„Ein ehemaliger Rennfahrer wird fälschlicherweise für den Mord an seiner Ehefrau verurteilt und gezwungen, an einem Autorennen ohne Regeln teilzunehmen, bei dem die Gefängnisinsassen ihr Leben für ein vages Freiheitsversprechen riskieren. Düsterer Actionfilm als Neuverfilmung eines trivialen Genre-“Klassikers“ (“Frankensteins Todesrennen“, 1975). Die monotonen, wenig spektakulären Rennsequenzen können das Fehlen einer zwingenden Handlung nicht kompensieren.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

E

Egoiste – Lotti Latrous Deutschland/Frankreich 2007, R: Stephan Anspichler

„Die Schweizerin Lotti Latrous wird in der Wirtschaftsmetropole Abidjan (Elfenbeinküste), wo ihr Mann die Geschicke seiner Firma leitet, mit dem Elend HIV-infizierter Kinder konfrontiert und gründet in einem Armenviertel ein Hospiz zur Betreuung der Kranken. Als ihr Mann nach Kairo beordert wird, entscheidet sie sich gegen ihre Familie und setzt ihre Aufgabe fort. Der beeindruckende Dokumentarfilm stellt das karitative Wirken seiner Protagonistin vor und setzt sich mit den Konsequenzen ihres „selbstsüchtigen“ Handelns auseinander. Dabei zwingt er zur Auseinandersetzung mit dem Elend in der Welt und dokumentiert seine unbequemen Wahrheiten mit teilweise erschütternden Bildern.“ (filmdienst) HH

F

Die Farbe des Geldes - The Color of Money USA 1986, R: Martin Scorsese, D: Paul Newman, Tom Cruise / Originalfassung ohne Untertitel

„Ein alternder Pool-Billardspieler, der zu einem eleganten Zyniker geworden ist, selbst nicht mehr spielt und sich Spieler als „Investitionsobjekte“ hält, entdeckt das Talent eines junges Mannes, der eine Verkörperung spielerischer Unschuld ist. Der Alte schickt sich an, den Jungen zum Profi auszubilden. Die vorhersehbare Handlung gewinnt Profil und Spannung aus der Konzentration auf den persönlichen Konflikt, woraus Martin Scorsese eine moralphilosophische Reflexion über Korruption und Unschuld, Lebenslust und Resignation, Aktion und Passivität, Jugend und Alter entwikkelt; dicht inszeniert und fotografiert. „Fortsetzung“ von „Haie der Großstadt“, 1961.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Das Fremde in Mir Deutschland 2008, R: Emily Atef, D: Susanne Wolff, Johann von Bülow

„Junge Mutter erkrankt nach der Geburt ihres Sohnes an postnataler Depression. Aufs erste Kind haben sich Rebecca und Julian wie verrückt gefreut, doch als der Junge wohlbehalten auf der Welt ist, spürt Rebecca, dass ihr der emotionale Bezug zum Kind fehlt. Das eindringliche Elterndrama lief auch beim Festival in Cannes, Hauptdarstellerin Susanne Wolff erhielt für ihre beeindruckende Leistung den ‚Förderpreis Deutscher Film‘ beim Filmfest München.“ (Cinema) HH

G

Gegen die Wand Deutschland/Türkei 2003, R: Fatih Akin, D: Birol Ünel, Sibel Kekilli

Fatih Akin erzählt frech, laut und radikal eine authentische Geschichte aus seiner Welt. Mit vollem Tempo fährt gleich in der ersten Sequenz des Films der 40-jährige Cahit sturzbetrunken sein Auto „gegen die Wand“ und landet als Suizidgefährdeter in der geschlossenen Abteilung. Dort trifft er auf Sibel, die sich die Pulsadern aufschnitt, um so ihrem islamistisch strengen Elternhaus zu entfliehen. Die beiden türkisch/deutschen Außenseiter schließen einen Pakt: Cahit wird Sibel heiraten, damit diese von zu Hause ausziehen und frei das Leben genießen kann. Die rebellische Lebensstimmung, die Wut und dieses hemmungslos lustvolle Ausbrechen zeigt Akin mit einer ruppigen Offenherzigkeit und sympathischer Maßlosigkeit, die alle Formen und Konventionen sprengt. (hip) HB

Gerdas Schweigen Deutschland 2008, R: Britta Wauer

„Britta Wauers Dokumentarfilm erzählt auf der Grundlage von Knut Elstermanns gleichnamigen Buch die Geschichte der 88jährigen Gerda Schrage. Während der Nazi-Zeit versuchte sie in Berlin als junge Jüdin mit falschen Papieren zu überleben, wurde nach Auschwitz deportiert und bekam dort eine Tochter. Der Film lebt von der eindringlichen Präsenz seiner Protagonistin, von seltenem historischem Foto- und Filmmaterial.“ (tip) HH

Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra Italien 2008, R: Matteo Garrone, D: Salvatore Abruzzese, Simone Sacchettino

„Roberto Saviano lebt gefährlich. Der junge Autor aus Neapel schrieb 2006 ein Buch über die italienische Mafia. ‚Gomorrha‘ war ein riesiger Erfolg, auch weil Saviano kein Blatt vor den Mund nahm und die Unsitten der Camorra, wie die Mafia in Neapel heißt, eindrücklich beschrieb. Matteo Garrone verfilmte mit ‚Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra‘ nun diese brisante Buchvorlage. Er erzählt gekonnt von den kriminellen Machenschaften und menschlichen Verstrickungen anhand von fünf Einzelschicksalen und schreibt damit die Tradition großer Mafia-Filme wie ‚Scarface‘ oder ‚Der Pate‘ fort.“ (tip) HH

H

Hellboy – Die goldene Armee USA 2008, R: Guillermo Del Toro, D: Ron Perlman, Selma Blair

Die Comicfiguren in „Hellboy – Die Goldene Armee“ haben mehr Persönlichkeit als die Darsteller in manchen Realfilmen. Es gibt zwar kaum eine Einstellung im Film, die ohne Spezialeffekte auskommen würde, aber mit diesen kann Del Toro inzwischen so virtuos seine phantastischen Welten schaffen, dass man von seiner überbordenden Phantasie schier überwältigt wird. Und beim Titelhelden kommt dazu noch die schauspielerische Leistung von Ron Perlman, der so mit seiner Rolle verschmolzen zu sein scheint, dass man schnell all die Tricks und all das Make-up vergisst und dieser sympathische Teufelsjunge tatsächlich vor den Augen der Zuschauer lebendig zu werden scheint. Auch die anderen Superhelden wie der Fischmensch Abe Sapien, die schnell entflammbare Liz und der preußisch korrekte Johann Kraus wurden so komplex und charmant geschrieben, entworfen und gespielt, dass jeder mit seinen ganz eigenen Skurrilitäten, Schwächen und „menschlichen“ Problemen fasziniert. (hip) HB, KI

High School Musical 3: Senior Year USA 2008, R: Kenny Ortega, D: Zac Efron, Vanessa Anne Hudgens

„Auch der dritte Teil des ‚High School Musical‘-Franchise setzt auf jede Menge guteLaune und Musik. Unter anderem hat die US-Popband ‚US-5‘ einen der Titel beigesteuert. Auch Regisseur Kenny Ortega ist zum dritten Mal mit von der Partie. Allerdings schafft es das ‚High School Musical‘ mit dem dritten Teil zum ersten Mal auf die große Leinwand; die ersten beiden Teile waren Eigenproduktionen für den Disney Channel.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

I

Im Winter ein Jahr Deutschland 2008, R: Caroline Link, D: Karoline Herfurth, Josef Bierbichler

Wie verarbeiten die Menschen den Freitod eines geliebten Familienmitglieds? Diese Trauerarbeit steht im Mittelpunkt des neuen Films von Caroline Link, der trotz des bedrückenden Themas auf den ersten Blick leichtfüßig, ja fast beiläufig daherkommt. Eine Frau bestellt bei einem Maler ein Bild von ihren beiden Kindern, und der Preis wird nach der Größe vereinbart. Denn man bewegt sich in den kultivierten Kreisen von Bildungsbürgern, bei denen guter Geschmack eine Selbstverständlichkeit ist. Der Mann ist ein akademischer Buchautor, seine Frau Innenarchitektin, die Tochter studiert Tanz, Gesang, Schauspiel und Literatur - der Sohn hat sich erschossen. Nichts in diesem Film folgt gängigen Erzählkonventionen, und so gelingt es Caroline Link, mit jeder Szene wieder neu zu überraschen. Die Charaktere und ihre Befindlichkeiten sind dabei so komplex und glaubhaft gezeichnet, dass dabei die bewegende, lebenskluge und liebevolle Studie einer Familie gelingt. Ein intimer Film und dennoch ein großer Film. (hip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

It’s a Free World Großbritannien/Italien/Deutschland/Spanien 2007, R: Ken Loach, D: Kierston Wareing, Juliet Ellis

„Eine alleinerziehende Londonerin steigt mit einer Freundin ins lukrative Geschäft mit osteuropäischen Leiharbeitern ein, die für einige Pennys unmenschliche Strapazen auf sich nehmen. Dass sie dabei die Überzeugungen ihrer Herkunft aus der Arbeiterklasse über Bord werfen muss, stört sie kaum. Bis ihre eigene Familie zwischen die Mahlsteine kriminellen Profitstrebens gerissen wird. Ein genau beobachtendes Drama, das die schleichende Transformation des modernen Kapitalismus beschreibt und dabei präzise dessen immense menschliche Kosten analysiert.“ (filmdienst) H, HH, KI

J

James Bond 007: Ein Quantum Trost USA/Großbritannien 2008, R: Marc Forster, D: Daniel Craig, Olga Kurylenko

„So viel Flitzen, Blitzen und Nervenkitzel – so viele Verfolgungsjagden in Booten, Kampfszenen, bei denen an Seilen gebaumelt wird, Luftkämpfe mit Doppeldeckern, architektonische Schnörkel und tischgroße Computer-Displays – da bleibt kaum Zeit für Charakterzeichnung, ganz zu schweigen von Geschichte, Spaß, Verführung, Humor oder Geist“ – so die Kritik des als „ein wenig enttäuschend“ bewerteten neuen James-Bond-Films im Londoner Stadtmagazin „Time Out“. Dieses ist für seine vorbildliche Filmredaktion bekannt, und wer kann solch ein ur-englisches Produkt wohl besser beurteilen als die Briten selber? (taz) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

K

Krabat Deutschland 2008, R: Marco Kreuzpaintner, D: David Kross, Daniel Brühl

„‚Krabat‘ erzählt nach Otfried Preußlers gleichnamigem Jugendbuch-Klassiker von einem Zauberlehrling . Der Film schwelgt in erdenschweren Bildern von Knechtschaft und Tod, lässt einen finsteren Meister der Schwarzen Kunst walten und eine furchtsame Burschenschaft so viel schuften, dass sie kaum zum Zaubern kommt. Leinwand-Magie kann sich bei so viel Trübsinn nicht entfalten – Harry Potter hilf!“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Kung Fu Panda USA 2008, R: John Stevenson, Mark Osborne

„Po, der Panda, hat einen Traum – und damit auch ein Problem: Verfressen und schwergewichtig schuftet er in einem Nudelrestaurant, während er sich ganz dem asiatischen Kampfsport Kung-Fu verschrieben hat. In diesem Animationsfilm wird Po zum ‚Drachenkrieger‘ bestimmt, der sein Heimatdorf vor der Rückkehr des schrecklichen Schneeleoparden Tai Lung bewahren soll. Sein Mentor und Kung-Fu-Meister Shifu sieht angesichts der auserwählten Panda-Kampfkugel eher schwarz, was dessen Siegeschancen angeht. Dynamische Animationen und charmante Charaktere werden beim jungen Publikum gut ankommen.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH, KI

L

La Bohème Österreich/Deutschland 2008, R: Robert Dornhelm, D: Anna Netrebko, Rolando Villazón

„Starbesetzte Verfilmung der Oper von Giacomo Puccini, die mit Anne Netrebko und Rolando Villazón ein Traumpaar auf die Leinwand bringt. Die Adaption findet jedoch keinen eigenständigen Interpretationsansatz; vielmehr steht die zeitweilige Hyperaktivität, mit der filmischen Erzählmittel wie etwa der hektische Schnitt eingesetzt werden, der Atmosphäre der tragischen Liebesgeschichte eher im Wege, zumal die Hauptdarstellerin ihrem Partner zwar stimmtechnisch überlegen ist, darstellerisch die Nuancen ihrer Rolle jedoch nicht recht zu treffen weiß.“ (filmdienst) BHV, H, HB

Das Lächeln der Sterne USA / Australien 2007, R: George C. Wolfe, D: Diane Lane, Richard Gere

„Es hätte zum Heulen schön sein können. Hollywood-Beau Richard Gere in einem Film nach Schmacht-Autor Nicholas Sparks (‚Message in a Bottle‘). Doch wer glaubt, ‚Das Lächeln der Sterne‘ sei der richtige Film, um mit der besten Freundin zusammen eine Packung Taschentücher vollzuschniefen, der irrt. Sicher, die Geschichte um den Arzt Paul (Gere), der nach einem tödlichen Kunstfehler die Familie der Verstorbenen aufsuchen will und im Hotel auf die vom Gatten betrogene Adrienne (Diane Lane) trifft, ist tränenreich geschrieben. Wenn sie aber so künstlich verkitscht daherkommt, wie in der Regie von George C. Wolfe, dann kann auch der Knitterblick von Richard Gere das Herz nicht rühren. (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

Lemming Frankreich 2005, R: Dominik Moll, D:Charlotte Gainsbourg, Charlotte Rampling / Originalfassung mit Untertiteln

Die suizidäre Wühlmaus gibt diesem Psychodrama nicht nur seinen Titel, sondern sie verstopft auch zum Beginn des Films den Abfluss in dem adretten kleinen Haushalt eines scheinbar glücklichen Ehepaares. Aber wie kommt ein Nagetier, das nur in Skandinavien lebt, in eine schicke südfranzösische Wohnsiedlung? Und warum wirkt der Eindringling wie eine böse Saat in dieser Idylle, die schnell bedrohlich hässliche Blüten treibt und den Ingenieur Alain sowie seine Frau Bénédicte schließlich an den Rand eines existentialistischen Abgrunds treibt? Gleich vom Anfang an baut Dominik Moll mit diesem irritierenden Rätsel eine eigenartige zweite Ebene in seinen Film ein, bei der sich das Irreale mit dem Alltäglichen mischt. „Lemming“ bietet ein subtil, subversives Kinovergnügen - und ewig droht das Nagetier. (hip) HH

Let’s Make Money Österreich 2008, R: Erwin Wagenhofer

„Hochklassiger Report über das Wesen der internationalen Finanzindustrie: Regisseur Erwin Wagenhofer (‚We Feed the World‘) berichtet in eindringlichen Bildern von der unerschöpflichen Gier der Rendite-Söldner und der selbstzerstörerischen Eigendynamik des Großkapitals. Wenn es einen Film gibt, der eine Revolution auslösen kann, dann ist es dieser!“ (tip) HB, HH, HL, KI

M

Man Jeuk -Sparrow Hong Kong 2008, R: Johnny To, D: Simon Yam, Kelly Lin / Originalfassung mit Untertiteln

„Vier Brüder sind ein perfekt aufeinander eingestelltes Taschendiebteam, das seine Diebstähle mit tänzerischer Leichtigkeit inszeniert. Eines Tages tritt eine hübsche, verruchte Frau in ihr Leben und dieses eine Mal setzen sie ihre Kunst ein, um einen Menschen zu retten. Johnny To inszeniert den Brieftaschenraub im Stile der Rififi-Filme: elegant, raffiniert, bewunderswert. Für die ersten Auftritte der verruchten Dame bedient er sich im besten Sinne aus der ganz großen Klischeekiste des alten Hollywoods. Wie seine Hauptpersonen zauberergleich ihre Diebstähle vollführen, spielt To die Taschenspielertricks eines Regisseurs aus und genießt merklich die kunstvolle Inszenierung, die in ihrem fast surrealen Klauklimax sich beinahe zu einem Regenschirmballett entwickelt.“ (taz) HH

Der Mann, der niemals lebte USA 2008, R: Ridley Scott, D: Russell Crowe, Leonardo DiCaprio

„Wie ‚Syriana‘ gehört auch ‚Der Mann, der niemals lebte‘ von Regie-Altmeister Ridley Scott zur neuen ‚Schule‘ des Agentenfilms. Weniger auf phantasievolle Spannung oder aufregende Verfolgungsjagden setzend, stehen hier die Legitimität der real eingesetzten Mittel im „Krieg gegen den Terror“ auf dem Prüfstand. Im Zentrum steht CIA-Spion Roger Ferris (Leonardo DiCaprio), der den Auftrag erhält, sich im Nahen Osten in ein Terrornetzwerk einzuschleusen. In den USA sitzt ihm sein Vorgesetzter Ed Hoffman (Russel Crowe) im Nakken, in Jordanien selbst bekommt er es mit Ali Saleem zu tun. In Scotts cleverem Hochspannungsthriller verschwimmen Gut und Böse.“ (Rheinischer Merkur) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Max Payne USA 2008, R: John H. Moore, D: Mark Wahlberg, Mila Kunis

„Mark Wahlberg spielt in dieser langweiligen Endlosballerei den beinharten Cop, der den Tod seiner Familie und seines Partners rächen will und dabei finsterer dreinschaut als der „Dark Knight“. Das neue Bondgirl Olga Kurylenko räkelt sich dazu kurz dekorativ auf der Leinwand. Ein ebenso lautes wie hohles Zitaten-Kuddelmuddel, das den Zuschauer absolut kalt lässt.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Mirrors USA 2008, R: Alexandre Aja, D: Kiefer Sutherland, Paula Patton

„Unter der Regie des französischen Gruselspezis Alexandre Aja nimmt es ‚24‘-Star Kiefer Sutherland mit Dämonenmächten auf, die hinter Spiegeln lauern. Nach dem fiesen Survival-Schocker-Remake ‚The Hills Have Eyes‘ liefert Frankreichs Genrespezialist Alexandre Aja mit seiner zweiten US-Regie einen ebenfalls gelungenen Ausflug ins Übersinnliche ab. Inspiriert vom südkoreanischen Geisterfilm ‚Into the Mirror‘, zaubert Aja speziell in den bravourös inszenierten Kaufhausszenen eine markerschütternde Gruselatmosphäre auf die Leinwand. Da verzeiht man gerne, dass ‚Mirrors‘ in einem befremdlichen Monster-Showdown gipfelt, für den Sutherland doch noch in seine Jack-Bauer-Paraderolle aus ‚24‘ verfällt.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Der Mondbär – Das große Abenteuer Deutschland 2008, R: Mike Maurus, Thomas Bodenstein, Hubert Weiland

„Gabriele Walther und Frank Piscator brachten 2005 und 2006 bereits die beiden „Felix“-Filme ins Kino. Nun nahmen sie sich der Kinderbuchreihe von Rolf Fänger und Ulrike Möltgen an und bringen sie, nachdem der „Monbär“ schon über den Fernsehschirm flimmerte, auf die große Leinwand. Die Regisseure Mike Maurus und Thomas Bodenstein schufen daraus einen lustigen und lehrreichen Kinderfilm vor allem für die Kinofans im Vorschulalter.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

N

New York für Anfänger Großbritannien 2008, R: Robert B. Weide, D: Simon Pegg, Kirsten Dunst

„Der britische Komiker Simon Pegg verkörpert den englischen Journalisten Sidney Young, der einen Job bei einem New Yorker Hochglanzmagazin bekommt, wo man mit den Stars auf Du und Du ist - und sich die Artikel von deren PR-Agenten diktieren lässt. Mit ungehobelter Direktheit eckt Sidney in dieser Welt eitler Wichtigtuer überall an und blamiert sich nach Kräften. Die milde, aber nichtsdestoweniger erheiternde Satire auf hohlköpfige Starlets, arrogante Regisseure und schleimige Journalisten verbindet der Film im Rahmen einer sorgfältig konstruierten romantischen Komödie mit dem Auf und Ab der Freundschaft/Liebe Sidneys zu seiner Kollegin Alison.Erfrischend und vergnüglich.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI

NoBody‘s Perfect Deutschland 2008, R: Niko von Glasow-Brücher, D: Stefan Fricke, Kim Morton

„Vor beinahe 50 Jahren kamen bei der vorgeburtlichen Kontamination durch das Schlafmittel Contergan 10 000 Säuglinge mit verkürzten Gliedmaßen auf die Welt. Von solchen Menschen, die nun mitten im Berufsleben stehen und sich trotz ihrer Behinderung beweisen konnten, handeln Niko von Glasows offenherzige Porträts. Das Filmprojekt hat von Glasow mit der Konzeption eines Pin-up-Kalenders verbunden, in dem er sich und seine elf Protagonisten unverhüllt vor der Kamera präsentiert. Herausgekommen sind phantastische Fotos und ein mitreißender Film über zwölf ungewöhnliche Menschen und deren kreativen Umgang mit dem ,Anderssein‘.“ (Rheinischer Merkur) H

Nordwand Deutschland/Österreich 2008, R: Philipp Stölzl, D: Benno Fürmann, Johanna Wokalek

„Der Film von Philipp Stölzl trägt das Etikett „eine wahre Geschichte“ nicht zu Unrecht: Wie bekannt, haben die beiden jungen Berchtesgadener Andi Hinterstoisser und Toni Kurz im Juli 1936 den Versuch unternommen, die Eigernordwand als Erste zu durchsteigen. In der Wand trafen sie auf die Österreicher Angerer und Rainer, die zweifellos Schuld trugen am fatalen Ausgang des Unternehmens. Der Film fokussiert auf die Person von Kurz , der, als der Besonnenste, am schlimmsten büßen muss: mit einem brutalen Erfrierungstod, unrettbar im Seil hängend. In der Person des Berliner Sensationsreporters Arau versucht der Film, die hemmungslose Instrumentalisierung des Unterfangens durch die Nazis zu veranschaulichen, bleibt aber doch im Vordergründig-Illustrativen stecken. Zugutehalten wird man dem Film, dass er dieser gewaltigen Wand, die inzwischen zur mit der Stoppuhr absolvierten Rennstrecke geworden ist, ihre furchteinflößende Dimension zurückgibt.“ (Neue Zürcher Zeitung)) H, HH, HL, OL

Novemberkind Deutschland 2008, R: Christian Schwochow, D: Anna Maria Mühe, Ulrich Matthes

„Die Geschichte einer jungen Frau in einem mecklenburgischen Dorf, die durch die Nachforschungen eines aus dem Westen angereisten Literaturprofessors die Wahrheit über ihre Mutter erfährt. Großartig besetzt und klug erzählt, verdichtet sich die schmerzhafte Suche nach Schuld und Verständnis zu einer Reise in die deutsch-deutsche Befindlichkeit knapp 20 Jahre nach Mauerfall. Anna Maria Mühe brilliert in einer Doppelrolle.“ (tip) H, HB, HH, KI

Die osmanische Republik – Osmanli Cumhuriyetit Türkei 2008, R: Gani Müjde , D: Vildan Atasever, Sümer Tilmaç

„Wie sähe es in der Türkei aus, wenn die Türkische Republik nie gegründet worden wäre und es noch immer das Osmanische Reich gäbe? ‚Was wäre, wenn….‘-Komödie.“ (tip) H, HB, HH

P

Palermo Shooting Deutschland 2008, R: Wim Wenders, D: Campino,

Giovanna Mezzogiorno

„Ein Szenefotograf, der ständig auf der Überholspur lebt, begegnet auf der Autobahn dem Tod. Das erschüttert ihn so sehr, dass er sein durchgestyltes Leben hinter sich lässt. In Palermo macht er sich auf die Suche nach seinem verschütteten Ich. Metaphysisches Aussteigermärchen mit exquisitem Soundtrack und vorzüglicher Kameraarbeit, die das existenzialistische Pathos der Hauptfigur unfreiwillig karikiert. Die pseudophilosophischen Dialoge über den Lebens- und Todessinn wirken so angestrengt wie die Reflexionen über Sein und Schein von Fotografie.“ (filmdienst) H, HB, HH

Paris Paris - Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück Frankreich 2008, R: Christophe Barratier, D: Nora Arnezeder, Gérard Jugnot

„Paris, Paris - Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück“ ist ein farbenfroher Geschichtsschmachtfetzen über Kunst und Klassenkampf im Frankreich des Jahres 1936. Der durch den Millionenerfolg „Die Kinder des Monsieur Mathieu“ (2004) einschlägig vorbelastete Regisseur Christophe Barratier macht aus einem von der Schließung bedrohten Vorstadt-Cabaret im Pariser Norden einen Ort der großen Sehnsüchte und der seelenvollen Menschelei. Faschisten, Gangster und Kommunisten der vom Sozialisten Léon Blum angeführten Volksfrontregierung liegen miteinander im Clinch, ein süßer kleiner Junge wird seinem Vater entrissen, ein schönes Mädchen (Nora Arnezeder) macht als Sängerin Karriere: Es wird kaum ein Knalleffekt ausgespart in dieser verschwenderischen, manchmal operettenhaften, aber oft ergreifenden Orgie französischer Historienmalerei.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, OL

Pazar - Der Markt Deutschland/Großbritannien/Kasachstan/Türkei 2008, R: Ben Hopkins, D: Tayanç Ayaydin, Genco Erkal

„In der Osttürkei angesiedeltes, realistisch inszeniertes Drama über einen Kleinhändler, der versucht, sein mühseliges Geschäft gegen Globalisierungsdruck und die Erpressungsversuche der örtlichen Mafia zu behaupten. Mit Milieukenntnis und einer von Understatement geprägten Situationskomik verhandelt der Film unaufdringlich und abseits gängiger Schwarz-Weiß-Schemata den Existenzkampf kleiner Geschäftemacher vor dem Hintergrund globaler Abhängigkeitsverhältnisse im Rahmen einer persönlichen Geschichte.“ (filmdienst) HH

Quarantäne USA 2008, R: John Erick Dowdle, D: Johnathon Schaech, Jennifer Carpenter

„So schnell war Hollywood noch nie: Im Mai erst startete dort der spanische Horrorhit „[Rec]“, im November folgt das amtliche US-Remake, dass seinem Vorbild erstaunlich gleichwertig ist. Der als Pseudo-Dokumentation verpackte Horror zwischen „Blair Witch Project“ und „28 Days Later“ bleibt sehr nahe an der Vorlage. Durch den Transfer nach Los Angeles wird jedoch daraus ein Schauspiel über die Angst vor Terroristen als Nachwirkung auf den 11. September.“ (Blickpunkt:Film) HB

S

Science of Sleep – Anleitung zum Träumen Frankreich 2005, R: Michel Gondry, D: Gael Garcia Bernal, Charlotte Gainsbourg

„Stéphane, ein Mexikaner in Paris, erweist sich als hoffnungsloser Träumer, wenn er unter anderm eine Zeitmaschine erfindet, um 1 Sekunde in die Zukunft zu reisen. Einzig Stéphanie von nebenan scheint Stéphane in seine Welt folgen zu wollen. Et voilà: Er verliebt sich in sie, sie sich hingegen nicht in ihn; so dass mancher Traum Wirklichkeit wird und die Wirklichkeit sich zu einem wahren Albtraum auswächst. Indes der Autor-Regisseur Michel Gondry, ebenfalls in kindlichem Übermut, seine entzückenden Kunststücke am liebsten alle auf einmal vorführen möchte – die Pappmaché-Autos, das Zellophanwasser wie aus einem russischen Trickfilm, die wollenen Schäfchenwolken –, bis unsre Lider schwer … und schwerer werden.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

So viele Jahre liebe ich Dich Frankreich/Deutschland 2008, R: Philippe Claudel, D: Kristin Scott Thomas, Elsa Zylberstein

„So hat man Kristin Scott Thomas noch nie gesehen wie zu Beginn dieses Films von Philippe Claudel: in jeder Hinsicht ungeschminkt, fast schäbig gekleidet, hart und ohne den geringsten Anflug ihres gleichsam natürlichen Glamours. Wie der Betrachter erst allmählich erfahren wird, war diese Juliette lange weg: fünfzehn Jahre; im Gefängnis; wegen Mords; an ihrem kleinen Sohn. Dinge, die auch die viel jüngere Schwester nur ungefähr weiss, die die zur Unperson gewordene Fremde, von der man ihr als Kind nicht mehr gesprochen hat, nun bei sich und ihrer Familie aufnimmt. Der 1962 in Lothringen geborene Schriftsteller Claudel, der bereits Erfahrung als Drehbuchautor besass, legt mit dieser ersten Filmregie eine beeindruckende Arbeit vor. Neben der auch filmsprachlich nuancierten psychologischen Ergründung der Figuren und ihrer Beziehungen, die der Hauptfigur einen Rest Rätsel und Geheimnis belässt, ist der Film zugleich eine dezidierte Stellungnahme für die „Provinz“ und gegen „Paris“. (Neuen Zürcher Zeitung) H, HB, HH, OL

Spartacus USA 1960, R. Stanley Kubrick, D: Kirk Douglas, Laurence Olivier, Tony Curtis, Originalfassung

„Dies ist wohl der schnellste und unterhaltsamste von allen dekandentes-altes-Rom-Spektakel-Filmen. Es ist ein großes Cartoondrama, inszeniert von Stanley Kubrik und mit einem muskelstrotzenden Kirk Douglas als Sklavengladiator Sparakus, der eine Rebellion gegen die Mächtigen von Rom anführt. Spartakus hält einige sehr fromme Reden, aber sonst passiert in diesem Film soviel, daß man das Moralisieren leicht beiseite wischen kann.“ (Pauline Kael) HH

Stolperstein Deutschland 2008, R: Dörte Franke

„Den Opfern des Holocaust setzt der Künstler Gunter Demnig das inzwischen größte dezentrale Denkmal der Welt: Stolpersteine, quadratische in Beton gegossene Messingtafeln, kaum größer als ein Pflasterstein. Von Hand stanzt er Namen und Daten von NS-Opfern ein und betoniert sie vor den Hauseingang ihres letzten Aufenthaltsortes. In ihrer bewegenden Dokumentation begleitet Dörte Franke den Künstler bei der Arbeit und zeigt, welche Reaktionen die Stolpersteine bei Hinterbliebenen, Helfern und Gegnern auslösen.“ (tip) HH

The Strangers USA 2007, R: Bryan Bertino, D: Liv Tyler, Scott Speedman

„Solide gespielter Hausinvasions-Horrorthriller, der sich von „Shining“ (minus Geisterwesen), „Motel“ und insbesondere „Funny Games“ inspirieren lässt und damit zwar nicht mit Originalität, dafür aber mit Spannung punkten kann. Liv Tyler trägt mit ihrer Performance zum Gelingen des Fantasy-Filmfest-Titels, der sich zwischen Psychoschocker und Slasher bewegt, bei.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Sunrise - A Song of two Humans USA 1927, R: Friedrich Wilhelm Murnau, D: George O‘Brien, Janet Gaynor / Stummfilm mit live-Musik

„Von einem städtischen Vamp verführt, will ein Bauer seine Frau auf dem See ertränken. Der Plan mißlingt, die Frau flieht in die Stadt, wo sich beide in fremder Umgebung wieder versöhnen. Auf der Rückfahrt kentert im Sturm das Boot, der Mann glaubt seine Frau ertrunken, doch schließlich wird sie lebend geborgen. Der Vamp zieht unverrichteter Dinge zurück in die Stadt. Murnaus klassischer Stummfilm um die Themen Schuld, Gnade und neu geschenktes Glück ist ein Kinotraum von großer Intensität, in dem elementare Gefühle durchlebt und aufgelöst werden. Meisterhaft in Fotografie, Stimmung und Stil, ein Musterbeispiel dafür, wie virtuos Murnau mit den Gegensätzen Stadt-Land, Erde-Wasser, Licht-Schatten arbeitet.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

T

Die Tränen meiner Mutter Deutschland 2008, R: Alejandro Cardenas-Amelio, D: Volkmar Kleinert, Joachim Paul Assböck

„Geschichten aus der eigenen Kindheit hat der 1977 in Peru geborene Regisseur Alejandro Cardenas-Amelio in einem stimmigen Spielfilmdebüt verarbeitet. Seine Familie war vor der Militärjunta Argentiniens geflohen und fand in Berlin Unterschlupf in einer Fabriketage bei liebenswert schrägen Menschen. Dort wächst Alex auf und muss miterleben, wie seine tapfere Mutter als Journalistin erfolgreich wird, während sein Vater beruflich chancenlos bleibt. Die Krisen ihrer Ehe und der rotzige Zeitgeist der 1980er Jahre spiegeln sich in der ironischen Sicht des Heranwachsenden.“ (tip) HB, KI

Trockener Sommer (Susuz Yaz) Türkei 1964, R: Metin Erksan, D: Hulya Kocyigit, Ulvi Dogen / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Die zwei Brüder Hasan und Osman entzweien sich im Streit über die Nutzung einer Quelle auf ihrem Land. Als Osman den Dorfbewohnern mit einem Zaun den Zugang zum lebensnotwendigen Wasser versperrt, geht Hasan dagegen vor. Der Streit eskaliert viele Jahre später, als Hasan nach einer zu Unrecht abgesessenen Gefängnisstrafe ins Dorf zurückkehrt und sieht, dass sein Bruder ihm die Ehefrau ausgespannt und geheiratet hat. Der 1964 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnete Film traf damals auf herbe Kritikerschelte in Deutschland, wird heute aber als maßgeblicher Klassiker der sozialrealistischen Filmära der Türkei gesehen. »Es ist ein Film, der in den 45 Jahren seit seiner Produktion nichts von seinen universellen Qualitäten und seiner Bedeutung verloren hat« (Fatih Akin).“ (Kino 46) HB

V

Vicky Cristina Barcelona USA 2008, R: Woody Allen, D: Scarlett Johansson, Penélope Cruz

In seinem Opus Nr. 42, schickt Woody Allen seine Muse Scarlett Johansson und Rebecca Hall für einen Sommer nach Barcelona, wo den beiden Javier Bardem schnell ein eindeutiges Angebot macht: „Wir essen gut, trinken Wein, gehen miteinander ins Bett - hoffentlich alle drei zusammen!“ Allens Film erzählt ihre Geschichte mit gewohnter Lust an der Übertreibung, bringt noch Penélope Cruz und eine Pistole ins Spiel und verdoppelt dabei die nicht gerade ereignisarme Handlung durch eine herrlich penetrante Kommentatorstimme. Dass hinter der Comedy-Oberfläche, ein zweiter, ernsterer Text liegt, wird spät erst deutlich.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL

W

Wächter der Wüste USA/Großbritannien 2008, R: James Honeyborne

„Beeindruckende Aufnahmen von Erdmännchen und anderen wildlebenden Tieren in der Kalahari-Wüste machen diese Dokumentation zu einem sehenswerten, pädagogisch wertvollen Film für Kinder und Jugendliche. Dabei ist es immer wieder erstaunlich, wie nah die Kameras den Tieren kamen, ihnen in ihre tiefen und verzweigten Erdlöcher folgten und bei rasanten Jagden und Kletterpartien an ihren Schwanzspitzen kleben blieben. Der Film ist als eine spannende Abenteuergeschichte inszeniert, in der Kolo als ein Held mit sehr menschlichen Eigenschaften dargestellt wird. Diese Wirkung wird noch dadurch verstärkt, dass Rufus Beck nicht nur als der allwissende Erzähler einen lehrreichen Kommentar spricht, sondern auch mit einer kindlich verstellten Stimme Kolo sprechen lässt.“ (Filmbewertungsstelle Wiesbaden) H, HB, HH, HL, KI, OL

WALL·E – Der Letzte räumt die Erde auf USA 2008, R: Andrew Stanton

„Die Erde in 700 Jahren: Ein Schrott-Moloch, vor dem sich die menschlichen Verursacher längst auf Kreuzfahrt-Raumschiffe ins All geflüchtet haben. Nur WALL·E, der kleine Müllroboter, ist übrig geblieben. Hier verrichtet er seine Aufgabe, Schrott zu Würfeln zu pressen. Eines Tages landet die Robot-Drohne EVA mit der Mission, nach Lebensformen zu suchen, auf der Erde. Es beginnt die rührende Annäherung der beiden Metallwesen. Wunderschön in Bild, Ton und Erzählung ist dieser Animationsfilm aus dem Hause Pixar geraten, der sich von der ungewöhnlichsten Romanze des Jahres zu einem aufregenden Kampf um die Zukunft der Menschheit wandelt.“ (Rheinischer Merkur) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Waltz With Bashir Israel, Frankreich, Deutschland 2008, R: Ari FolmaRegisseur

„Ari Folman stellt fest, dass er seine Erlebnisse als israelischer Soldat im Krieg komplett verdrängt hat. Besuche bei Ex-Kampfgefährten setzen das Puzzle eines Albtraums zusammen. All das verarbeitet er zu einem animierten Dokumentarfilm: klug, verstörend und faszinierend.“ (Cinema) BHV, H, HB, HH, KI

Wiedersehen mit Brideshead Großbritannien 2008, R: Julian Jarrold, D: Matthew Goode, Ben Whishaw

„Brideshead Revisited“ ist einer der renommiertesten Roman der britischen Literatur - so etwas wie ein englisches „Die Buddenbrooks“. Es gab in den 80er Jahren eine höchstgelobte Fernsehproduktiondie mit ihren 11 Folgen den Standard für werktreue TV-Adaptionen setzte. Es ist also ein beachtliches Wagnis, wenn Julian Jarrold diese ausufernde Familiengeschichte nun auf Spielfilmlänge eindampft. Da er die Liebesgeschichten in den Mittelpunkt setzte, hat der Film dramaturgisch ein starkes Zentrum, das es möglich macht, viele der Nebenstränge anzureißen, ohne dass er dadurch seinen Erzählfluss verliert. So ist der Mut des Regisseurs, vieles wegzulassen eine der Qualitäten des Films - sowie seine kluge und einfühlsame Inszenierung, und die grandiose Ausstattung, die nie so wirkt, als würde sie über Gebühr ausgestellt. (hip) HB, HH, HL

Der Wildeste unter Tausend - Hud USA 1962, R: Martin Ritt, D: Paul Newman, Melvyn Douglas / Originalfassung ohne Untertitel

„Paul Newman gelang mit seiner Rolle des Hud Bannon eine Darstellung des rebellischen Sohns eines angesehenen Farmers, der im ständigen Konflikt mit seinem alternden Vater lebt. Der Wildeste unter Tausend ist mehr Familiendrama als Western, auch wenn er sich zunächst den Anschein gibt.“ (Metropolis) HH

Willkommen bei den Sch’tis Frankreich 2008, R: Dany Boon, D: Kad Merad, Dany Boon

„Der Postdirektor Philippe Abrams wird aus dem schönen südfranzösischen Städtchen Salon-de-Provence plötzlich ins Land der Sch’tis im äußerst unattraktiven Norden Frankreichs versetzt, und wie ein französischer Borat wird er fortan mit den fremdartigen Ausdrucksweisen und Sitten der Nordländer konfrontiert. Regisseur Dany Boon schwingt sich mit gnadenlosem Humor zum Fürsprecher der missachteten Region und ihrer Bewohner auf. Man lacht mit ihnen, nicht über sie. In Frankreich war die Provinzkomödie ein gigantische Erfolg: 20 Millionen Franzosen haben sich den Crash der Kulturen angekuckt.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Wolke 9 Deutschland 2008, R: Andreas Dresen, D: Ursula Werner, Horst Westphal

„In seinem neuen Spielfilm ‚Wolke 9‘ zeigt der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen (‚Sommer vorm Balkon‘), wie wild graue Panther noch sein können: Eine Mittsechzigerin beginnt nach 30 Jahren harmonischer Ehe eine stürmische Affäre mit einem 76-Jährigen. Von einem Frühlingserwachen mitten im Spätherbst erzählt Dresen in seinem Film, von pulsierender Leidenschaft und von großen Gefühlen, die nicht altern. Ausgerechnet in Cannes, normalerweise ein Hort des Jugendwahns, behauptet Dresen, dass wirklich erfüllender Sex bisweilen erst jenseits der sechzig zu haben ist.“ (Der Spiegel) HB, HH

The Women USA 2008 R: Diane English, D: Meg Ryan, Annette Bening

„Das Kino-Regiedebüt der TV-Autorin und -Produzentin Diane English ist ein runderneuertes Remake des gleichnamigen Films von 1939. In Diane Englishs Film kommt wie im Original kein einziger Mann vor, nicht einmal als Statist, von einem angeblich männlichen Baby am Schluss einmal abgesehen. Diese Konstruktion fand ihre Finanzierung zwar nicht auf Anhieb, doch sie zog mit Meg Ryan, Annette Bening, Eva Mendes und vielen anderen eine hochkarätige Besetzung an. Die ist nur eine der Attraktionen dieser Ensemblekomödie, eine weitere ist das luxuriöse Wohlfühl-Ambiente bei den Schönen und Reichen in New York, die den halben Tag shoppen gehen und von den Widrigkeiten des Lebens auf komische Weise überrascht werden.“ (cinefacts) H, HH, KI, OL

Wszystko bedzie dobrze - Alles wird gut Polen 2007, R: Tomasz Wiszniewski, D: Robert Wieckiewicz, Adam Werstak / Originalfassung mit Englischen Untertiteln

„Voller Hoffnung entscheidet sich der zwölfjährige Pawel zusammen mit seinem Bruder nach Tschenstochau zu pilgern, um für seine Mutter zu beten, die an Krebs erkrankt ist. Eigentlich sollte er an einem Leichtathletikwettkampf teilnehmen, damit er nicht von der Schule fliegt, doch er sieht in dieser harten Pilgerreise den einzigen Weg seiner Mutter zu helfen.“ (Kino 46) Hh

Y

Young@Heart Großbritannien 2007, R: Stephen Walker, Sally George

„Die Mitglieder des Seniorenchors Young@Heart verbringen ihre Zeit lieber auf der Bühne als im Schaukelstuhl. Wie die 93-jährige Eileen Hall, die mit ihrer Performance des Punkhits ‚Should I Stay or Should I Go?‘ die Menge zum Toben bringt. Stephen Walker hat den Chor bei seinen Proben beobachtet und wirft einen humorvollen Blick auf das Privatleben der Rock-Rentner, für die Musik pure Energie bedeutet. Vor allem für Joe Benoit (83), der schon sechs Chemotherapien hinter sich hat und das ärztliche Auftrittsverbot konsequent ignoriert. Diese Doku macht Lust auf den Ruhestand.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Z

Der Zementgarten Deutschland/Großbritannien/Frankreich 1992, R: Andrew Birkin, D: Andrew Robertson, Charlotte Gainsbourg

„Nach dem Tod der Eltern leben vier Geschwister auf sich allein gestellt in einem abgelegenen Haus - mit der Leiche der Mutter im Keller. Machtkämpfe und erotische Anziehung zwischen den beiden Ältesten spitzen sich zu. Mit dem Eindringen eines Fremden zerbricht der auf Zärtlichkeit und seelischer Gewalt gründende Zusammenhalt. Eine düstere Geschichte um Pubertät und Geschwisterliebe, Inzest und Tod. Anfangs eher sprunghaft inszeniert, gewinnt der Film in der Folge durch die einfühlsame Darstellung und aussagekräftige Bilder.“ (Lexikon des internationalen Films) HH